Bemerkt ihr Veränderungen im Sozialverhalten seit Corona?

vom 21.03.2020, 21:47 Uhr

Seit der Zuspitzung der Corona-Pandemie verspüre ich meinen Umfeld doch ein verstärktes Sozialverhalten. Bekannte und Freunde melden sich verstärkt telefonisch und per Whats-App und fragen nach wie es einem geht. Es werden teilweise sogar neue Whats-App-Gruppen gegründet in denen positives Denken, Ablenkung und Spaß eine Rolle spielt.

Verwandte schicken mir virtuelle Umarmungen und man hat fast schon das Gefühl dass die "Isolierung" auch ihre positiven Seiten hat. Es erweckt tatsächlich den Eindruck als würden manche Menschen sich - vermutlich auch wegen zusätzlicher Freizeit - wieder auf die wichtigen Dinge des Lebens fokusieren und Kontakte wieder anders pflegen.

Neben diesen Veränderungen im privaten Umfeld verspüre ich natürlich auch in der Nachbarschaft und in der Arbeit noch einmal ein ganz anderes positives Sozialverhalten. Am hausinternen Aushang wird Einkaufshilfe angeboten und ein Gassigeh-Service und die sonst ziemlich egoistische Kollegin ist plötzlich ganz handsam und kooperativ.

Hab ihr auch schon Veränderungen in eurem Umfeld festgestellt? Meint ihr diese positive Entwicklung des Sozialverhaltens wird sich über Corona hinweg beibehalten lassen oder wird sich das alles nach der Krise wieder relativieren?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Natürlich habe ich das bemerkt. Die Leute grüßen einen nicht mehr und wechseln die Straße, sobald man kommt. Auch achtet jeder darauf, dass man sich auf alle Sitze in der Straßenbahn verkehrt. Es werden auch keine Hände mehr gegeben und man hält immer einen großen Abstand. Im Prinzip ist das gar nicht mal so schlecht, denn so hat man wenigstens nicht jeden auf der Pelle sitzen und die Straßen sind herrlich leer und alles ist ruhig.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Krisen bringen das Schlechteste wie das Beste im Menschen hervor. Manchen fällt ein, dass die gehbehinderte Nachbarin gerade ziemlich in der Klemme steckt, andere nützen die Gelegenheit für Trickbetrügereien. Der eine spendet, organisiert, macht und tut, der andere organisiert unter der Hand Veranstaltungen. Manche machen ungeniert blau und verhöhnen diejenigen ArbeitnehmerInnen, die den Luxus des Home Office nicht genießen können, andere schieben klaglos Doppelschichten.

Ich denke daher nicht, dass die Gesellschaft wirklich dauerhaft zusammenwächst, sondern eher, dass alles wieder seinen gewohnten Gang geht, sobald es wieder möglich ist. Dann geht es wieder auf den Spielplatz, ins Fitness-Studio, auf Reisen oder sonstwohin und auch die gehbehinderte Nachbarin kann wieder schauen, wo sie bleibt. Ich glaube zwar durchaus auch, dass es Ausnahmen geben wird, aber ich denke, dass sich die neu entdeckte Solidarität auch wieder von alleine erledigt.

Bei mir haben sich die virtuellen Kontakte auch vertieft, aber das liegt auch ganz einfach daran, dass alle jetzt mehr Zeit haben und sich langweilen. Da greift man eher mal zum Handy und schickt ein paar Zeilen in die Welt. Es wird sich zeigen, ob von dem neu entdeckten Zusammenhalt etwas übrig bleibt, sobald wir uns wieder frei bewegen dürfen. Und dass das alltägliche Sozialverhalten stark beeinträchtigt ist, ist ja an sich ein gutes Zeichen, dass doch bei immer mehr Leuten der Groschen fällt.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Meine virtuellen Kontakte haben sich eigentlich kaum verstärkt, weil viele auch nicht eben Lust haben, in solchen Zeiten viel vonsichzugeben. Da bekommt man eher Videos zugeschickt, in denen hinter Milch und WCPapier Gitarre gespielt wird. Das finde ich weder besonders originell noch komisch. Ich gehe sehr pragmatisch mit der Situation um, plane lieber Einkäufe und telefoniere mit expedia wegen Reisestornierungen.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



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