Belohnung für gutes Zeugniss?
In einigen Bundesländern gab es ja nun schon Zeugnisse. So auch bei uns.
Ich habe gestern meine Nachbarin gefragt, wie denn die Zeugnisse der Kinder ausgefallen sind und was sie dafür bekommen haben? Daraufhin schaute sie mich verdutzt an und meinte, die Kinder bekämen nichts fürs Zeugnis. Sie würden ja schließlich für sich selbst lernen.
Einerseits ist das ja richtig, andererseits finde ich, dass gute Leistungen auch honoriert werden sollten. Wie seht ihr das? Habt ihr als Kinder etwas für gute Noten bekommen? Wie handhabt ihr das mit euren eigenen Kindern?
Ich habe Geld bekommen und werde das auch so machen. Es ist einfach ein schöner Anreiz und vor allem gibt man sich dann schon mal Mühe, wenn man sonst eher wenig bekommt. Das war bei mir der Fall. Ich habe sonst nur sehr wenig Taschengeld bekommen. Ich finde es aber auch sonst gut, da man lernt, dass man für gute Arbeit eben auch Geld bekommt, denn das wird ja gleich bleiben im Berufsleben. Mühe soll sich ja auszahlen. Ganz ohne Würdigung würde ich das nicht lassen, da es ein Kind nicht so fassen kann, dass das wichtig ist.
Ich habe meinen Kindern für gute Noten nie Geld gegeben, weil es ungerecht ist. Es hängt von so vielen unbeeinflussbaren Umständen ab, wie die Noten sind. Es gibt zum Beispiel Lehrer, die nur ganz selten eine Eins geben, während andere da sehr großzügig sind.
Außerdem sind die Kinder von der Begabung her verschieden. Einer schafft ohne jede Anstrengung eine Eins in Latein, während der andere sich wirklich mit viel Lernen bemüht hat, seine Fünf auf eine Vier zu verbessern. Der hätte die Belohnung eigentlich eher verdient.
Wir gehen nach den Zeugnissen immer schön essen, um den Abschluss des Schuljahres und die getane Arbeit zu feiern.
Geld sehe ich als falschen Anreiz, um in der Schule Leistung zu bringen. Die Motivation sollte vom Kinde selber kommen. Am Anfang klappt das ja noch ganz gut, aber leider gibt es Altersstufen, gerade bei den Jungen, in denen man ein bisschen Druck ausüben muss. Auch hier ist Geld in meinen Augen kein geeignetes Mittel.
Ich möchte noch etwas hinzufügen: Auch als Erwachsener bekommt man meistens für gute Arbeit nicht auch automatisch mehr Geld. Da spielen viele andere Faktoren eine Rolle, etwa wie durchsetzungsfähig man ist, welche Führungsqualitäten man hat und wie gefragt der Beruf ist.
Im Pflegebereich sieht man ja gerade sehr gut, wie der Zusammenhang zwischen guter Arbeit und Geld ist, der ist nämlich dort so gut wie gar nicht vorhanden.
Außerdem sind Kinder keine kleinen Erwachsenen, die man jetzt schon auf das spätere Arbeitsleben vorbereiten muss. Das wird eh völlig anders sein als das, was wir bisher kennen.
Als ich noch zur Schule gegangen bin, habe ich für gute Noten und Zeugnisse schon ab und zu kleine Geschenke bekommen, mal einen Taschengeldbonus, mal eine Süßigkeit, mal etwas zum Spielen, aber nichts großartiges und besonders teures, was mit Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenken vergleichbar wäre. Meistens wurde das Ende des Schul(halb)jahres sowieso unabhängig vom Schnitt mit einem schönen gemeinsamen Essen und lobenden Worten gefeiert, und die kleinen Extras waren dann lediglich ein zusätzliches Zeichen der Anerkennung. Diese gab es aber im Alltag auch zu anderen Gelegenheiten und nicht nur an Leistungen geknüpft, sodass auch gar nicht das Gefühl bei mir aufkam, dass ich unter Druck kommen oder dass mir ohne die Geschenke der Anreiz zum Lernen fehlen würde.
Generell finde ich es nicht verkehrt, das Kind für die überstandenen Prüfungsstrapazen zu belohnen und auch relevante Verbesserungen und sehr gute Leistungen positiv zu verstärken, aber ich würde das nicht zu rigide und systematisch handhaben. Ich hatte Klassenkameraden, die bekamen für eine 1 genau 5 Euro, für eine 2 2,50 Euro und für eine 3 immerhin noch einen Euro, darunter aber nichts mehr. Das finde ich vor dem Hintergrund dessen, was blümchen geschrieben hat, zum Beispiel viel zu starr und überhaupt nicht auf die individuellen Stärken und Schwächen angepasst. Zudem fördert es die ohnehin schon zu ausgeprägte Fixation auf reine Skalen und Zahlen, anstatt Einsatz und Fleiß zu würdigen.
blümchen hat geschrieben:Außerdem sind die Kinder von der Begabung her verschieden. Einer schafft ohne jede Anstrengung eine Eins in Latein, während der andere sich wirklich mit viel Lernen bemüht hat, seine Fünf auf eine Vier zu verbessern. Der hätte die Belohnung eigentlich eher verdient.
Genauso sehe ich das auch. Ich hatte auch Klassenkameraden die bekamen für 1er bis zu 10 Mark und für 2er 5 Mark pro Note. Hätten meine Eltern die Zeugnisleistung von mir und meinem Bruder nach Noten gewürdigt, dann hätte ich mit meinem 1er/2er Zeugnis immer große Geschenke bzw. viel Geld bekommen und mein Bruder wäre meist leer ausgegangen, da er sich immer im 3er/4er Bereich aufgehalten hat. Mir sind die Noten allerdings zugeflogen während mein Bruder wirklich viel Aufwand betreiben hat müssen um in diesem Notenbereich zu bleiben. Eine individuelle Belohnung gab es für uns also nicht.
Ganz ohne Belohnung sind wir allerdings auch nicht geblieben. Im weitesten Sinne war es nämlich für uns auch was Besonderes zum Essen zu gehen und dann noch etwas zu unternehmen. Wir durften uns ein Ausflugsziel aussuchen und sind dann dort am Wochenende hingefahren.
Meine Tochter hat keine Geschwisterkinder sodass es da im Prinzip keine unfaire Behandlung geben würde was die Zeugnisbelohnung mit Geld angeht, allerdings handhaben wir das auch nicht so. Wir waren mit ihr zum Beispiel auch gestern beim Essen, obwohl sie das Klassenziel theoretisch nicht erreicht hat - wegen Corona eigentlich trotzdem - und sie die Klassenstufe freiwillig wiederholen wird.
Von der Oma hat sie schon Geld bekommen die letzten Jahre und wohl auch dieses Jahr. Das wurde allerdings von Anfang an nicht als Leistungsgeld für´s Zeugnis bezeichnet sondern einfach als zusätzliches Ferientaschengeld.
Geld gab es bei mir nicht von meinen Eltern und so gibt auch jetzt kein Geld. Ich habe früher immer ein Geschenk bekommen, was eben mal außer der Reihe von Geburtstag, Ostern und Weihnachten einen längeren Wunsch damit erfüllt hat. So ähnlich habe ich das bisher auch gemacht. Mal war es eben ein Ausflug, der etwas kostenintensiver war oder halt eine Shoppingtour als die Kinder größer wurden und eher Kleidung wollten.
Dieses Jahr gab es das Geschenk schon vor dem Zeugnis. Es war immerhin der Schulabschluss und das Töchterchen wünschte sich noch passenden Modeschmuck zu Kleid und Haarspange. Da gab es eben auch noch Ohrringe, Kette und Armband von mir, damit nicht nur das Zeugnis das Beste der Klasse war, sondern auch das Kind glänzen konnte.
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