Bekommt ihr Studium und Nebenjob gut unter einen Hut?

vom 25.02.2015, 13:38 Uhr

Seit ich mir der Schule fertig bin, habe ich einen Nebenjob, wobei es für mich nie in Frage kam, neben dem Studium nicht zu arbeiten. Ich brauche das Geld einfach und von daher wäre es für mich überhaupt keine Option, nicht nebenbei zu arbeiten. Dabei muss ich allerdings sagen, dass ich Studium und Nebenjob wunderbar unter einen Hut bekomme und ich hatte da ehrlich gesagt noch nie Probleme.

Ich arbeite immer am Wochenende, weshalb ich unter der Woche genug Zeit für mein Studium habe. Ich muss auch nicht jeden Tag zur Uni, so dass genügend Zeit zum Lernen bleibt. Außerdem bin ich es auch einfach nicht anders gewöhnt, so dass ich es auch nur so kenne. Von daher schaffe ich es auch, noch Beziehung und Freizeit sowie Arbeit und Studium miteinander zu vereinbaren und für mich ist das kein Problem.

Mein Freund hat jedoch nie neben seinem Studium gearbeitet. Er meint, er würde das niemals unter einen Hut bekommen, weshalb er auch nie daran gedacht hat, sich einen Nebenjob zu suchen. Unter der Woche hätte er dafür absolut keine Zeit und auch am Wochenende nicht, da er da oft seine Eltern oder seinen Bruder besucht oder eben auch lernen muss.

Bekommt ihr Studium und Nebenjob gut unter einen Hut oder bereitet euch das eher Probleme zu?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich habe neben dem Studium nicht gearbeitet. Meine Mutter hat meine Miete bezahlt und mir jede Woche 50 EUR mitgegeben und damit kam ich prima hin. Die Miete waren nur 200 EUR, d.h. ich habe sie 400 EUR im Monat gekostet und das war jetzt keine großartige finanzielle Belastung für sie. Manche wollen einem da ja ein schlechtes Gewissen einreden, wenn man auf Kosten der Eltern studiert, aber das finde ich nicht gerechtfertigt.

Ich hätte mir das nicht vorstellen zu können, während des Studiums zu arbeiten. Zum einen wäre mir das zu viel gewesen. Ich hatte in dem jungen Alter noch nicht die Disziplin, einer Arbeitstätigkeit nachzugehen, pünktlich zu sein, wirklich richtig zu arbeiten, das wäre bestimmt schief gegangen. Im Studium war ich so ein alternativer Freigeist und das hätte nicht geklappt, wenn ich mich da an Arbeitszeiten und an die Vorgaben des Chefs hätte halten müssen.

Zum anderen habe ich wirklich viel gelernt, ich habe ja zwei Fächer parallel studiert und wollte auch einen Einser-Abschluss haben und da hätte das nur gestört, wenn ich noch hätte arbeiten müssen. Wenn ich nicht gelernt habe, dann wollte ich auch mal entspannen und nichts machen und das wäre mir zeitlich zu viel geworden, arbeiten zu müssen.

Dass ich nicht arbeiten musste hatte sicherlich den Vorteil, dass ich weniger Stress im Studium hatte. Wenn ich nicht gelernt habe, konnte ich machen, was ich wollte und das war auch schön. Ich musste mich nicht um das Finanzielle kümmern. Das war sehr entspannt und gerade die Phase beim Schreiben meiner Diplomarbeit war eine der schönsten Zeiten in meinem Leben, weil ich einfach nur schreiben musste, keine Termine, keine Vorlesungen, einfach nur aufstehen wann ich wollte und schreiben.

Rückblickend betrachtet war es dann aber für mich hart, nach dem Studium meine ersten Erfahrungen mit der Arbeitswelt zu machen. Dann plötzlich früh zeitig aufstehen zu müssen, den ganzen Tag auf Arbeit sein, erst abends wieder zurück und den ganzen Tag brav und emsig sein, das war wirklich hart und daran musste ich mich erst gewöhnen. Vielleicht lag das aber auch daran, dass es bei dieser ersten Stelle viele feste Vorgaben gab und ich bin eben jemand, der besser funktioniert, wenn er still vor sich hin arbeiten kann und nicht andauernd kontrolliert wird.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich finde die Argumentation von Zitronengras wenig nachvollziehbar. Ich habe eher die Erfahrung und Beobachtung gemacht, dass die Noten in der Uni besser werden, wenn man eben arbeiten muss, weil man so lernt, den Alltag besser zu strukturieren und zu organisieren. So ist mein Notenschnitt in der Uni zum Beispiel um mehr als zwei Noten besser geworden als ich anfing zu arbeiten während ich mit Bafög vergleichsweise schlechte Noten hatte. Daher zieht bei mir die Ausrede nicht, man würde nur deswegen nicht arbeiten wollen oder können, weil man so viel Lernen müsste und die Noten sonst schlechter werden würden. Das ist für mich nur eine Ausrede für faule Menschen, die den Eltern weiter auf der Tasche liegen wollen und dafür eine Rechtfertigung suchen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Das ist für mich nur eine Ausrede für faule Menschen, die den Eltern weiter auf der Tasche liegen wollen und dafür eine Rechtfertigung suchen.

Es gibt auch Eltern, die ihren Kindern gerne das Studium finanzieren und sie nicht damit belasten wollen, arbeiten zu müssen. Arbeiten muss man nach dem Studium noch früh genug. Man ist aber kein besserer Mensch, wenn man nebenbei arbeitet. Man nimmt sich damit die Freiheiten, die man sonst während des Studiums hat. Und später bringt es einem nichts, nur dass man stressige Jahre hatten, wo andere die schönste Zeit im Leben und Freiheit erlebt haben.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe neben einem Vollzeitjob studiert und das war auch die Bedingung dafür, dass man angenommen worden ist. Nicht zu arbeiten oder gar nur am Wochenende wäre somit gar nicht drin gewesen und daher musst es gehen. Dabei habe ich auch noch Schichtdienst gearbeitet und hatte 12 Stunden Schichten, kaum war diese herum musste ich jeden Tag ins Auto springen und zur Uni fahren und mir nochmals 4 Stunden Vorlesung geben. Meine Tage waren allesamt 18-20 Stunden lang und dennoch habe ich mit sehr guten Noten abgeschlossen und auch nebenbei mein eigenes Geld für meinen eigenen Lebensstandard finanziert.

Ich könnte es mir ehrlich gesagt auch gar nicht anders vorstellen, denn ich würde mich nicht von meinen Eltern finanzieren lassen. Auch was Zitronengras gesagt hat, dass sich das Eltern durchaus leisten können und ihrem Nachwuchs auch finanzieren wollen so ist es doch immer noch die Sache vom Nachwuchs ob man davon Gebrauch macht oder nicht. Ich würde das nicht wollen und auch nicht annehmen und doch lieber arbeiten gehen. Somit finde ich das Argument mit der Faulheit und Bequemlichkeit schon nicht ganz unrecht was hier angebracht worden ist. Auch lernt man so eher auf eigenen Beinen zu stehen und unabhängig zu sein, solange man Geld von Mutti braucht ist man das nämlich nicht.

Auch sehe ich das Studium nicht als freie Zeit und schönste Zeit im Leben an. Ich glaube da hast du etwas falsch verstanden, dass ist eine Zeit in der man auf das berufliche Leben danach vorbereitet werden soll und das nicht in seine eigene Freizeit und eigene Freiheit stecken sollte, damit man dort machen kann was man möchte. Sieht man aber immer wieder, dass doch einige der Studenten doch genau so ticken und kein Stück erkannt haben was diese Zeit eigentlich wirklich für sie bedeutet und Einfluss auf das spätere Leben haben.

Meinst du es ist einfacher wenn man von heute auf morgen nach dem Studium arbeiten muss, wenn man doch vorher seine Freizeit genießen konnte? So kann man sich langsam heran tasten, erst mit wenigen Stunden und dann steigern wenn es zeitlich passt. Alle anderen werden ins kalte Wasser geworfen und was ich dort schon gehört habe ist einfach nur lächerlich.

So fragte mich wirklich ein gerade fertig gewordener mit seinem Studium, ob man wirklich jeden Tag um 6 Uhr anfangen muss bis 18 Uhr die ganze Woche über. Als ich das bestätigte, meinte er nur, dass er das nicht schaffen würde und sich so auch nicht vorgestellt hat. Ja ehrlich, was hat er erwartet? Dass er einen Tag die Woche kommen muss für 2-3 Stunden und dann am Ende das dicke Geld auf dem Konto hat?

Da merkt man mal wieder, was die finanzielle Unterstützung von den Eltern gebracht hat, nur ein komplett verzogenes Bürschchen was mit seinen 27 Jahren noch nie einen Finger krumm gemacht hatte und vom Arbeitsleben gar keine Ahnung hatte. Er kam am 3. Tag auch nicht mehr, war alles zu "anstrengend" für ihn. Die Kündigung die angekommen ist war von Mama, nicht einmal von ihm selbst was auch zeigt wie Unselbstständig dieser Mensch war auch durch die finanziellen Spritzen aus dem Elternhaus. Sicherlich hat er sich danach weiter von Mama und Papa finanzieren lassen und sein Partyleben mit Freiheit und Freizeit genossen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Auch sehe ich das Studium nicht als freie Zeit und schönste Zeit im Leben an. Ich glaube da hast du etwas falsch verstanden, dass ist eine Zeit in der man auf das berufliche Leben danach vorbereitet werden soll und das nicht in seine eigene Freizeit und eigene Freiheit stecken sollte, damit man dort machen kann was man möchte. Sieht man aber immer wieder, dass doch einige der Studenten doch genau so ticken und kein Stück erkannt haben was diese Zeit eigentlich wirklich für sie bedeutet und Einfluss auf das spätere Leben haben.

Nein, sorry, aber du hast nicht verstanden, was der Sinn eines Studiums ist. Klar lernt man da für einen Abschluss, aber es dient darüber hinaus dem Entwickeln der eigenen Persönlichkeit, dem Hinterfragen, dem kritischen Erforschen, der Selbstverwirklichung. Ein Studium ist eine Zeit der Freiheit, denn kritisches Hinterfragen und Persönlichkeitsentwicklung finden nicht unter Druck statt. Akademisches Denken und ein wissenschaftlicher Geist brauchen Freiheit.

So fragte mich wirklich ein gerade fertig gewordener mit seinem Studium, ob man wirklich jeden Tag um 6 Uhr anfangen muss bis 18 Uhr die ganze Woche über. Als ich das bestätigte, meinte er nur, dass er das nicht schaffen würde und sich so auch nicht vorgestellt hat. Ja ehrlich, was hat er erwartet? Dass er einen Tag die Woche kommen muss für 2-3 Stunden und dann am Ende das dicke Geld auf dem Konto hat? 

Ja und? Was ist daran nun verwunderlich? Wer hat denn bitte Lust, jeden Tag 12 Stunden zu arbeiten? Das würden sehr sehr viele Menschen nicht machen wollen, außer sie haben den absoluten Traumjob. Was hat er erwartet? Vielleicht einen normalen Job mit Arbeitszeiten von 9-17 Uhr?

Da merkt man mal wieder, was die finanzielle Unterstützung von den Eltern gebracht hat, nur ein komplett verzogenes Bürschchen was mit seinen 27 Jahren noch nie einen Finger krumm gemacht hatte und vom Arbeitsleben gar keine Ahnung hatte. Er kam am 3. Tag auch nicht mehr, war alles zu "anstrengend" für ihn. Die Kündigung die angekommen ist war von Mama, nicht einmal von ihm selbst was auch zeigt wie Unselbstständig dieser Mensch war auch durch die finanziellen Spritzen aus dem Elternhaus. Sicherlich hat er sich danach weiter von Mama und Papa finanzieren lassen und sein Partyleben mit Freiheit und Freizeit genossen.

Ich frage mich schon, wie du drauf bist, dass du jemanden, der keine 12-Stunden-Schichten machen möchte, als faul und verzogen bezeichnest und denkst, es wäre ein Partyleben, wenn man nicht von 6 bis 18 Uhr auf Arbeit hocken will. Wo lebst du? Im russischen Strafgefangenenlager? Da stimmt aber etwas mit deinem eigenen Weltbild auch nicht. Das Leben sollte für niemanden nur aus Arbeiten bestehen, weder für Akademiker noch für andere, denn das wäre echt traurig. Da kann man sich auch gleich nen Strick nehmen. Jeder normale Mensch will auch Freizeit haben und nicht 12 Stunden auf Arbeit hocken. Ich würde auch niemals 12 Stunden am Tag arbeiten, was soll denn das für ein Leben sein?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Meine Eltern haben meine Miete und meinen Lebensunterhalt während des Studiums bezahlt, wobei man dabei allerdings auch bedenken muss, dass sie ja noch Kindergeld für mich bekommen haben. Es kann mir niemand erzählen, dass er es ablehnen würden, wenn die Eltern anbieten, dass sie diese Kosten übernehmen. Zumal man sich am Anfang des Studiums ja auch erst mal an der Uni und in der fremden Stadt einleben muss und nicht genau weiß, wann man die Möglichkeit haben wird einen Job zu finden.

Wenn ich Extrawünsche hatte musste ich allerdings schauen, dass ich das Geld dafür selber verdiene. Feiern am Wochenende, neue Klamotten oder ein Urlaub in den Semesterferien sind nun mal nicht zwingend nötig für die Ausbildung, von daher fand ich diese Abmachung immer völlig in Ordnung.

Ich habe also schon nebenher gearbeitet, hatte aber nicht den Druck, dass ich einen gewissen Betrag verdienen muss. Teilweise war es auch wirklich nicht möglich zu arbeiten, weil ich nach den regulären Veranstaltung und am Wochenende an Projekten arbeiten musste um den Abgabetermin zu schaffen. Aber in der Zeit hatte ich auch keine Zeit für Freizeitaktivitäten, von daher habe ich mein zusätzliches Einkommen nicht wirklich vermisst.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Die Behauptung, dass man akademische Denkweisen, kritisches Hinterfragen und ähnliches nicht erlernen kann, wenn man während des Studiums arbeiten muss, ist doch an den Haaren herbeigeholt. Genauso entwickelt sich die Persönlichkeit garantiert nicht langsamer, wenn man einen Nebenjob hat. Oder gehst du davon aus, dass deine Defizite noch größer wären, wenn du hättest arbeiten müssen, Zitronengras?

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Nein, sorry, aber du hast nicht verstanden, was der Sinn eines Studiums ist. Klar lernt man da für einen Abschluss, aber es dient darüber hinaus dem Entwickeln der eigenen Persönlichkeit, dem Hinterfragen, dem kritischen Erforschen, der Selbstverwirklichung. Ein Studium ist eine Zeit der Freiheit, denn kritisches Hinterfragen und Persönlichkeitsentwicklung finden nicht unter Druck statt. Akademisches Denken und ein wissenschaftlicher Geist brauchen Freiheit.

Das ist schon eine naiv-romantische Einstellung gegenüber eines Studiums. Es ist aber eine Tatsache, dass sich die bestimmte Ausprägungen der Persönlichkeit nur unter Druck entwickeln können. Ich glaube dir sofort, dass es da um Charaktermerkmale geht, die dir nicht gefallen würden und dir nicht liegen würden. Aber bei anderen Menschen ist das eben anders.

Außerdem ist es eine Tatsache, dass die wenigsten Menschen studieren, um das Idealbild eines Akademikers zu leben. Sie interessieren sich doch eher für bodenständige Dinge wie einen vernünftigen Job mit einem ordentlichen Gehalt. Das ist auch sinnvoll, weil man letztendlich mehr Zeit mit Arbeit als mit Studium verbringt.

Oder frage einfach mal einen Medizinstudenten, was ihn mehr interessiert: "Akademisches Denken" oder Menschen zu helfen. Die gleiche Übung kannst du für alle anderen Fächer machen, egal ob es um Juristen, Lehrer oder Ingenieure geht. Die meisten Menschen studieren für das, was sie danach machen. Selbstverwirklichung suchen sie in ihrem Beruf, nicht in ihrem Studienfach.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 25.09.2016, 14:13, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Oder gehst du davon aus, dass deine Defizite noch größer wären, wenn du hättest arbeiten müssen, Zitronengras?

Ich habe keine Defizite, aber deine sind sicherlich durch so manches noch verstärkt worden. Weiter gehe ich auf deine dümmlichen Mobbingversuche nicht ein, also spare dir das. Du kannst wieder mitdiskutieren, wenn du geistig reif dafür bist. Vielleicht hätte dir ein wenig akademische Weitsicht ganz gut getan.

Das ist schon eine naiv-romantische Einstellung gegenüber eines Studiums. Es ist aber eine Tatsache, dass sich die bestimmte Ausprägungen der Persönlichkeit nur unter Druck entwickeln können. Ich glaube dir sofort, dass es da um Charaktermerkmale geht, die dir nicht gefallen würden und dir nicht liegen würden. Aber bei anderen Menschen ist das eben anders.

Ich war während meines Studiums im Studentenrat aktiv und ich denke, die meisten, die sich dort auch engagiert haben, haben ihr Studium als Selbstverwirklichung gesehen. Das trifft ja auch auf die Tätigkeit im Studentenrat zu - diskutieren, Werte vergleichen, aktuelle Entwicklungen auswerten. Dafür braucht man Zeit. Und die besten Ideen kommen einem doch, wenn man eben nicht unter Druck steht, sondern frei assoziieren kann.

Es gibt Sicherlich Eigenschaften, die sich unter Druck entwickeln. Etwa die Fähigkeit, sich nun wirklich auf eine Sache zu konzentrieren oder Fristen einzuhalten. Das braucht man bestimmt. Aber in vielen Bereichen braucht man auch Kreativität, neue Ideen, anders denken, quer denken - und das passt nicht gut zu Druck.

Außerdem ist es eine Tatsache, dass die wenigsten Menschen studieren, um das Idealbild eines Akademikers zu leben. Sie interessieren sich doch eher für bodenständige Dinge wie einen vernünftigen Job mit einem ordentlichen Gehalt. Das ist auch sinnvoll, weil man letztendlich mehr Zeit mit Arbeit als mit Studium verbringt.

Ob das eine Tatsache ist oder nicht, kann man auch hinterfragen. Warum ist das für dich eine Tatsache? Weil du Gegenbeispiele kennst? Aber kann man aus Gegenbeispielen gleich einen Schluss auf die Mehrheit ziehen? Woher willst du wissen, wofür sich der Durchschnittsstudent interessiert?

Ich helfe manchmal anderen bei wissenschaftlichen Auswertungen und erst neulich hatte ich eine Studie bearbeitet, bei der Studenten danach gefragt wurden, was sie zum Studieren motiviert und was sie als Grund dafür sehen, dass sie studieren. Gehalt und guter Job landen dabei ziemlich weit hinten. Die meisten gaben an, dass sie sich für das Fach interessieren wollen oder es als Teil der Persönlichkeitsentwicklung sehen. Und ich denke, dass so eine Studie mehr aussagt als einige Gegenbeispiele aus deinem Bekanntenkreis, die eher auf das Monetäre schauen oder?

Es gibt sicher beides, aber wenn solche Umfragen zeigen, dass die meisten eben nicht nur nach Job und Geld schauen, dann ist es offenbar doch der akademische Gedanken, der zum Studieren motiviert.

Oder frage einfach mal einen Medizinstudenten, was ihn mehr interessiert: "Akademisches Denken" oder Menschen zu helfen. Die gleiche Übung kannst du für alle anderen Fächer machen, egal ob es um Juristen, Lehrer oder Ingenieure geht. Die meisten Menschen studieren für das, was sie danach machen. Selbstverwirklichung suchen sie in ihrem Beruf, nicht in ihrem Studienfach.

Und was weiß ich dann, wenn ich einen Medizinstudenten frage? Dann habe ich eine einzelne Meinung. Die sagt gar nichts aus. Es gibt noch zig andere Gründe, warum er sein Studium gewählt haben kann, etwa Interesse an der Funktionsweise des Körpers, Faszination für die Biochemie im Menschen usw. Guck du doch mal bei Google Scholar nach Studien, die sich mit dem Gründen für ein Studium beschäftigen. Da wirst du das Gegenteil finden - nämlich es geht nicht nur um Job und Geld.

Würde es nur nach dem Geld gehen, dann könnte man ja philosophische Fakultäten gleich dicht machen, denn Soziologen und Philosophen, Erziehungswissenschaftler oder Sozialpädagogen landen ja in vielen Gehaltsstatistiken ganz hinten. Warum studieren die dann überhaupt? Ich finde schon, dass es im Studium mehr geht, als nur darum, "Frischfleisch" für die Wirtschaft zu produzieren.

Im Job Selbstverwirklichung zu suchen finde ich zudem auch nicht weit gedacht. Selbstverwirklichung setzt voraus, dass man auch ein wenig machen kann, was man will und seinen Interessen nachgehen kann. Das kann man im Job so nicht. Man kann sich zwar die grobe Richtung des Jobs aussuchen, aber dennoch muss man sich gewissen Regeln und den Vorstellungen des Chefs fügen.

Ich kann z.B. auch nicht sagen, oh diese Aufgabe macht mir nun so viel Spaß, dass ich das nur noch machen will und alle anderen Aufgaben lasse ich erstmal liegen. Ich muss mich an gewisse Vorgaben halten und egal, welchen Job man macht, diese Vorgaben hat man immer mehr oder weniger. Es mag Stellen geben, wo man wenig konkrete Regeln hat, sondern wo eher ein Ziel vorgegeben ist, dass man mit Mitteln seiner Wahl erreichen soll. Aber auch da gibt es gewisse Rahmenbedingungen, wie zeitliche Fristen oder Reportingpflichten.

Im Studium ist das ja nicht so. Im Studium ist, wenn man nicht arbeiten muss, ein finanzieller Grundstock da, der auch nicht wegfällt, egal ob man nun besonders effektiv studiert oder nicht. Ich habe zwar Prüfungen, für die ich lernen muss, aber man kann vieles selbst entscheiden und die Freiheiten sind im Studium höher als im Arbeitsleben.

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Zuletzt geändert von Mod am 25.09.2016, 16:57, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

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