Beim zweiten Date bitten vegan zu werden?

vom 09.11.2017, 10:40 Uhr

Eine frühere Bekannte lebt seit einigen Jahren vegan, davor war sie relativ lange Vegetarierin. Nun steht für sie mittlerweile fest, dass für sie nur ein Partner in Frage kommt, der mindestens Vegetarier ist oder bereit ist es mit dem vegetarischen oder veganen Lebensstil zumindest zu versuchen. Vor einigen Tagen hatte sie ein Date mit einem Mann, den sie im Internet kennengelernt hat. Es lief ziemlich gut und an ihm stimmt so ziemlich alles, er schien auch sehr interessiert an ihr. Obgleich sie ihn als Traummann beschrieben hat, will sie die Sache nicht weiterverfolgen, solange sie nicht sicher gehen kann, dass er vegan leben könnte.

Beim zweiten Treffen fragte sie ihn dann, ob er für sie den Konsum von Tierprodukten in Zukunft ganz aufgeben würde, um mit ihr zusammen zu sein. Die Reaktion war nicht die erhoffte, er schien eher überrumpelt und wollte sich zu dem Thema nicht weiter äußern. Zuhause hat sie ihm später diverse Links dazu geschickt, warum man alle Tiere gleich behandeln und nicht essen sollte, worauf er keine Antwort mehr schrieb. Sie fühlt sich sehr gekränkt, während eine Freundin meinte, dass sei doch zu erwarten gewesen, wenn jemand beim zweiten Date eine Beziehung schon an Bedingungen knüpft, die für den anderen vielleicht grundlegende Veränderungen bedeuten würden.

Würdet ihr so ein Thema bei frühen Dates ansprechen? Oder würde es gar nicht erst zu einem Date kommen, wenn euch so ein Thema wichtig für die Beziehung ist? Denkt ihr, dass potentielle Partner bereit für solche Veränderungen wären, wenn der Funke wirklich überspringt?

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich halte die Idee, einen anderen Menschen für eine Beziehung in Betracht zu ziehen, wenn er sich doch bitte nur in irgendwelchen Punkten ändert, für nicht besonders gut. Das gilt nicht nur für die Ernährungsweise, sondern für alle Fragen, bei denen jemand eine klare Haltung hat. Ich gehe immer davon aus, dass der andere eine Beziehung und keinen Erziehungsberechtigten sucht. Ich möchte schließlich auch keinen neuen Vater oder Lehrer.

Folglich kommt für mich nur jemand infrage, den ich so akzeptieren kann, wie er ist. Das erwarte ich im Gegenzug auch vom anderen. Wenn jemand etwas freiwillig verändert, weil er überzeugt ist, dann ist das natürlich in Ordnung. Aber es ist seine Entscheidung, nicht meine.

Deshalb würde ich nie ansprechen, dass der andere beispielsweise Veganer werden muss. Wenn ich nur mit einem Veganer leben möchte, dann muss ich mir einen suchen. Alles andere ist unfair dem gegenüber, den man doch angeblich so schätzt und den man eigentlich glücklich und zufrieden sehen möchte. Aber niemand ist glücklich, wenn er sich ständig verbiegen oder dauerhaft verzichten muss.

Was würde es denn bringen, wenn der gute Mann für mich auf tierische Produkte verzichtet? Seine Einstellung verändert sich dadurch nicht. Er teilt deshalb nicht meine Vorstellungen und Werte, ich kann nicht besser mit ihm reden. Es fehlen nur Eier und Fleisch im Kühlschrank. Die Basis für eine dauerhafte Partnerschaft ist kein Stück besser geworden.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Das finde ich offen gesagt ziemlich dreist und unverschämt. Ich habe bei Dates damals nie versucht, mein Gegenüber zu überzeugen, meine Ansichten oder Gewohnheiten anzunehmen. Ich bin da eher der Typ, dass ich abwäge, mit welchen "Macken" und Eigenarten ich leben könnte und mit welchen nicht. Wenn man mit der Gesamtpersonal an sich leben könnte, dann spricht ja nichts gegen eine Beziehung, aber sobald ich irgendetwas gravierendes finde, womit ich gar nicht klar käme, wäre es mit dem Dating vorbei.

Ich verstehe nicht, was es da zu verhandeln gibt. Das spricht in meinen Augen nicht gerade von geistiger Reife, wenn man den anderen erst einmal umpolen und zurechtbiegen muss, damit eine Beziehung vorstellbar wird und "funktionieren" kann.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde es immer kritisch, andere Menschen ändern zu wollen, eigentlich egal, ob dies nun beim zweiten Date passiert oder auch später. Sicher ist das für deine Bekannte ein Thema, das ihr sehr wichtig ist und wenn sie sich nicht vorstellen kann, mit einem Menschen zu leben, der Fleisch isst, dann sollte sie das sofort in ihrem Profil im Internet schreiben.

Aber einem Menschen das bei einem Date so zu sagen oder eben zu fragen, ob er bereit ist, vegan zu werden, das finde ich schon ziemlich dreist, wenn ich ehrlich bin. Wenn ich so etwas gefragt würde, dann würde ich wahrscheinlich auch so reagieren, wie der Mann es gemacht hat.

Vielleicht sind einige potentielle Partner sogar bereit, diese Veränderung zu versuchen, aber das so vorauszusetzen, ist vermutlich nicht der richtige Weg. Vor allem die Frage, ob er das für sie tun würde, finde ich etwas komisch. Was bringt es dann, wenn er trotzdem nicht vegan leben möchte und das nur seiner Freundin zuliebe tun möchte. Das sorgt doch auch nur für Frust und Stress, der nicht sein muss.

Ich kenne ein Paar, bei dem sie vegan lebt und er nicht. Das funktioniert sehr gut. Sicher ist das nicht immer so und wenn deine Bekannte so ist, dass sie das nicht haben kann, wenn Fleisch und Milch im Kühlschrank sind, dann verstehe ich das auch, aber wundern muss sie sich meiner Meinung nach eben nicht, dass der Mann so reagiert hat, wie du es hier beschrieben hast.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Das Verhalten zeigt anschaulich, warum so viele Veganer in der restlichen Bevölkerung vorsichtig formuliert nicht unbedingt positiv angesehen sind. Ich beobachte diesen Hang mancher Veganer, anderen in ihre sprichwörtliche Ochsenschwanzssuppe spucken zu wollen immer wieder. Das ist menschlich und psychologisch so dumm und ungeschickt, wie es nur sein kann und erinnert mehr an fundamentalistisches Missionieren.

Wenn ich schon andere überzeugen will, kann ich das nur durch Vorleben und Interesse wecken, wenn es erwünscht ist, aber nicht, wenn ich ungefragt die moralische Keule über jemandem schwinge. Wie schon gesagt wurde, soll sie das doch in ihrem Profil angeben, wenn diese Lebenseinstellung für sie eine unabdingbare Voraussetzung ist. Ansonsten dürfte es für sie sehr schwierig werden, einen passenden Partner zu finden, denn keiner lässt sich gerne nach erziehen.

Ich war auch viele Jahre Vegetarierin, aber wäre niemals auf die Idee gekommen, das von meinem oder einem anderen potentiellen Partner zu verlangen. An der Stelle des Mannes wäre ich auch total verschreckt gewesen, völlig egal, um was es jetzt geht, man könnte auch jede andere Lebenseinstellung dort beispielhaft einsetzen. Wenn ich mir vorstelle, jemand schickt mir nach einem Date belehrende Mails über die Unterdrückung der indigen Völker in anderen Teilen der Welt oder warum ich unbedingt jetzt sofort mit Sport anfangen sollte, wäre ich komplett aus der Sache raus.

» Verbena » Beiträge: 4943 » Talkpoints: 1,99 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ist schon echt geil, was manche Leute so bei einem Date von sich geben. Da datet man einen Menschen, den man ja offenkundig mag, sonst kommt Frau oder Mann eben kein zweites mal zu einem weiteren Date. So sehe ich das jedenfalls und doch geht man schon mit dem Vorsatz dahin, den Gegenüber womöglich zu fragen, ob dieser ein Problem damit hätte, vegan zu leben oder vegan in dem Beisein des Dates zu essen. Geht es eigentlich einigen Leuten zu gut in ihrem „Gesundheitswahn“?

Abgesehen davon, dass selbst vegane Ernährung gar nicht so hyper gesund ist, wie viele gerne annehmen, hat sie natürlich ihre Vorzüge im Wasserverbrauch für Fleischzubereitungen & Co, aber muss man diese Lebensweise einem aufdrücken wollen und das schon beim Date ansprechen? Wer lange Single bleiben möchte, tut dies bitte und wer nicht in der Lage ist, tolerant auch einem Karnivore entgegenzutreten, der sollte an sich arbeiten und das können die meisten Veganer nämlich nicht.

Ich habe dafür kein Verständnis, wenn mich das eine fragt. Ich esse hin und wieder Fleisch und ich esse auch Ei sowie Fisch. Ich versuche meinen Konsum schon einzuschränken und Fertigmüll kommt mir sowieso nicht so gerne auf den Tisch, aber ich kann nicht komplett vegan leben und will es auch nicht. Habe schon einiges probiert und zwischen vollkommen übersalzen bis ungenießbar, wie diese Alpro Sojamilch Sorten, gibt es da einige Reaktionen.

Ich finde, dass man Menschen zu akzeptieren hat. Es wäre was ganz anderes, wenn die Person früher oder später mal an einem veganen Tag mit macht, die Sachen probiert und sie schmecken oder in dem Beisein kein Fleisch mehr isst. Doch jemanden zu bitten, vegan zu leben, das ist eine Frechheit und ich wäre da wahrscheinlich auch Rotzfrech.

Meine Gegenfrage wäre wohl erst einmal, wieso die Person vegan ist. Wenn man mir mit dem Leid um Tier und der Natur sowie Mensch kommt, wie es ja überlicherweise ist, dann würde ich fragen, wo sie den Strom herbezieht, womit sie zur Arbeit fährt ( Bus, Bahn oder Auto sowie Roller ) und ob sie Smartphones hat. Denn Strom aus Atomkraftwerken schadet Umwelt, Tier- und Menschenwelt.

Die Smartphones schaden ebenfalls der Tier- und Menschenwelt, wenn Kids in Afrika nach den Einzelteilen von Kupfer bis sonst etwas auf Müllkippen suchen müssen, damit sie zu Billigschrott in Asien unter menschenunwürdigen Dingen zu einem 800-1400 Euro Apple iPhone gemeistert oder Samsung werden.

Deswegen reagiere ich auf manche Veganer auch mittlerweile sehr empfindlich, weil die teilweise sich für das Obertier in der Gesellschaft halten, welches am gesündesten und umweltschonenden lebt und die meisten tun es eben nur nahrungsmitteltechnisch und nicht allgemein.

Ich würde die Frage daher weder fragen noch gerne gestellt bekommen, ohne, dass es entweder dazuführt, dass ich das Date beende oder wirklich es zur Diskussion über Grundsätze kommt.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


So macht man sich doch mit Garantie unglücklich, oder? Wenn man zufällig ausgewählte hundert Männer mit dieser Frage konfrontieren würde, wie viele würden dann wahrscheinlich ihrer großen Liebe wegen auf das Essen von Tierprodukten verzichten? So viele werden es wohl nicht sein.

Ich würde mit so einem wichtigen Punkt nicht erst so spät heraus rücken. Statt dessen würde ich gleich auf meinem öffentlichen Profil im Internet schreiben, dass ich Veganer sei und Wert darauf lege, dass mein künftiger Lebensgefährte mindestens vegetarisch, besser sogar vegan lebt. Dann können die Menschen, denen das nicht ins Konzept passt sich die Zeit sparen so jemanden zu daten, den sie nicht passend finden und wenn jemand einen daten will, dann weiß der von Anfang an, worauf die Person Wert legt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Dogmatischer Veganismus hat viel mit Religion gemeinsam und das hier ist ein gutes Beispiel dafür warum ich dieser Überzeugung bin. Keine intelligente Person würde auf die Idee kommen beim zweiten Date andere radikale Änderungen der Lebensgewohnheiten zu verlangen. Und keine intelligente Person würde nicht verstehen, dass es vielleicht keine so gute Idee war so früh in der Beziehung schon eine Brustvergrößerung oder einen Berufswechsel vorzuschlagen.

Wenn man aber so von seinem Glauben so überzeugt ist, dass es keinen anderen richtigen Weg im Leben geben kann, ist nur logisch, dass man jede Gelegenheit nutzen wird zu missionieren. Und dann wird man auch nicht verstehen, warum der andere nicht konvertieren möchte. Man hat ihn schließlich als vernünftigen Menschen kennen gelernt.

Ich könnte mir generell nicht vorstellen eine Beziehung mit jemandem anzufangen, der sich grundlegend ändern müsste damit er für mich als längerfristiger Partner akzeptabel wäre. Erstens finde ich das dem anderen gegenüber extrem unfair und zweitens kenne ich keinen Fall, in dem das gut gegangen ist. Der andere hat sich entweder nicht geändert oder er hat sich durch die Änderungen irgendwann so eingeengt gefühlt, dass er die Beziehung nicht fortführen konnte.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Kätzchen14 hat geschrieben:Meine Gegenfrage wäre wohl erst einmal, wieso die Person vegan ist. Wenn man mir mit dem Leid um Tier und der Natur sowie Mensch kommt, wie es ja überlicherweise ist, dann würde ich fragen, wo sie den Strom herbezieht, womit sie zur Arbeit fährt ( Bus, Bahn oder Auto sowie Roller ) und ob sie Smartphones hat. Denn Strom aus Atomkraftwerken schadet Umwelt, Tier- und Menschenwelt.

Vermutlich hat er Glück, die Frage nicht gestellt zu haben, denn die Diskussion hatte sie schon öfters. Vegan ist sie aus Liebe zu den Tieren, wobei sie das auch erst seit einiger Zeit ist. Auf Fragen zu alltäglichen Produkten, für die auch Tiere herhalten mussten, wie Computer, Strom oder das Handy und was das Töten von Insekten beim Laufen oder Autofahren betrifft meint sie in der Regel, dass man solche Dinge eben nicht hundertprozentig vermeiden kann, aber Tiere für Nahrung zu töten sei ihrer Meinung eben komplett unnötig und ihr ist ein Partner wichtig, der das auch so sieht.

Tatsächlich ist sie mit der Sache, obgleich sie ist eine Voraussetzung für eine Beziehung für sie ist, erst deshalb so spät rausgerückt, weil es in der Vergangenheit wohl schon Männer sofort verschreckt hat, wenn sie das als Bedingung genannt hat. Na ja, der hier hat seitdem auch nicht mehr auf sie reagiert. Sie hat sich erhofft, dass jemand, wenn er sie erst richtig mag und ernsthaft interessiert ist, bereit ist vegan zu werden.

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Siehst Du Schneeblume und das ist mein Problem. Vegan zur Liebe von Tieren verstehe ich. Ich bewundere die Menschen, die das können, aber ich schaffe es nicht. Ich kann den Konsum sehr einschränken, aber nicht komplett. Da ziehe ich auch gerne meinen Hut vor, aber erbitte trotzdem, dass man mich so leben lässt, wie ich das möchte und nicht, wie mein Date mich gerne möchte.

Wenn sie dann wiederum aber argumentiert mit Dingen wie Auto, Computer, Handy und Strom, dass man das nicht 100 prozentig vermeiden kann, lügt sie einfach. Sie kann aufs Auto verzichten und aufs Fahrrad umsteigen zumindest innerhalb ihrer Stadt, was Benzin spart und die Schadstoffe zu Gunsten von Menschen und Tiere verbessert. Computer und Handy sind Konsumgüter auf die man verzichten kann. Vor allem wenn man aus einer Zeit wie ich kommt, wo das erst in der Entwicklung stand und langsam eingeführt wurde oder das alte Nokia Riesenhandy damals noch 2000 DM gekostet hat.

Klar Strom kann man auf Öko Strom umgehen, der etwas besser ist oder Solar. Das ist aber auch, das verstehe ich, mit Kosten verbunden, die nicht aufbringen kann. Das lasse ich gelten, aber Smartphone? Muss man nicht zwangsläufig haben. Kenne alleine in meinem Bekanntenkreis 2 junge Leute im Alter von 25 und 29 Jahre, die kein Handy mehr haben, weil diese ständige Erreichbarkeit, auf das Handy gucken usw nervt.

Das ist das was mich an veganern ankotzt. Auf der einen Seite sein Date bitten, vegan zu werden und auf der anderen Seite sich die Rosinen herauspicken, was geht und was man dann in Kauf nimmt. Es gibt genug Ökos und Veganer, die das einem sehr gut vormachen, wie es geht, auch wenn man dann auf viel Luxus verzichten muss.

Sei es aber drum, das muss sie natürlich komplett selber wissen. Bei mir wäre sie jedenfalls im Date unten durch und jeder Mann der „weg vergrault“ wurde, ist mir nicht zwangsläufig sympathisch, aber ich habe Verständnis dafür. Das kapiere ich schon. Schade das manche mit einer anderen Lebenseinstellung nicht in der Lage sind, anderen diese auch zu gönnen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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