Beim lesen von Büchern weinen müssen?
Ich lese recht gerne und viel und mir ist es da auch bei sehr traurigen Stellen schon durchaus passiert, dass ich weinen musste. Sicherlich kennt man das von traurigen Szenen in Filmen, bei denen man auch mal als Zuschauer ein Tränchen verdrückt. Mir geht das aber durchaus auch bei manchen Büchern so. Immerhin liest man die Geschichte und identifiziert sich sicherlich auch mehr oder weniger mit den Charakteren darin.
Ist es euch auch schon ergangen, dass ihr während des Lesens weinen musstet, weil das Buch so traurig war? Oder passiert euch das nie? Findet ihr es übertrieben und albern, wenn jemand weinen muss, weil er eine traurige Geschichte liest?
Sicherlich kann ein Buch einen emotional sehr bewegen, wie es auch bei einem Spielfilm oftmals der Fall ist. Dafür muss eine Geschichte jedoch auch wirklich sehr lang sein und auch gut durchdacht. Wenn es unter diesen Umständen eine traurige Wendung gibt, dann kann man durchaus den Tränen nahe sein, was ja letztlich ein tolles Erlebnis ist. Wirklich intensiv und lange weinen muss ich jedoch nicht, weil es trotzdem eben nur ein Buch und Geschichte bleibt.
Ich muss sagen, dass es mir beim Lesen von Büchern viel eher so ergeht, dass ich weinen muss, als das bei Filmen der Fall ist. Ich musste erst bei einem Film weinen, aber doch schon bei zwei oder drei Büchern. Das ist nun alles nicht viel, aber Bücher können mich eben doch so packen, dass mir die Tränen kommen und das finde ich auch gar nicht ungewöhnlich.
Mit dem Lesen eines Buches ist man in der Regel ja eine längere Zeit beschäftigt und so hat man auch die Möglichkeit, sich mit den Charakteren vertraut zu machen und richtig mitzufiebern. Da ich mir dann alles auch gut vorstellen kann, habe ich dann auch die entsprechenden Bilder im Kopf, was da gerade passiert.
Im Grunde fiebere ich bei einem Buch noch deutlich mehr mit, als das bei einer Serie oder einem Film der Fall ist. Darum finde ich es auch nicht übertrieben oder albern, wenn man dann vielleicht mal weinen muss. Gerade bei Geschichten mit einem realen Hintergrund ist es ja oft auch so, dass man noch einmal mehr mit fiebert als bei einer fiktiven Geschichte.
Früher habe ich bei dem einen oder anderen besonders emotionalen Buch tatsächlich weinen müssen - insbesondere, wenn ein liebgewonnener Charakter gestorben ist. Leider hat es nicht gerade selten meine Lieblinge erwischt, und so wurden über die Jahre einige Tränen verdrückt. Mittlerweile bin ich diesbezüglich abgehärteter. Traurige Ereignisse in Büchern nehmen mich zwar immer noch mit, aber lösen keine so heftige Reaktion mehr bei mir aus. Auch bei Filmen war ich früher deutlich näher am Wasser gebaut als heute.
Ich denke, dass es durchaus legitim ist, bei Büchern zu weinen. Auch, wenn ein Film vielleicht eher in der Lage ist, Emotionen in bewegten Bildern anschaulich zu präsentieren und diese als Spiegelbild auch beim Betrachter hervorzurufen, so gelingt es Büchern meistens dennoch besser, den Personen charakterliche Tiefe und eine gewisse Lebendigkeit zu verleihen. Dort erlaubt es das Medium einfach, sehr viel detaillierter auf Gedanken und Gefühle der Protagonisten einzugehen. In Filmen kommen die Charaktere häufig vergleichsweise flach und eindimensional rüber.
Oft ist mir das noch nicht passiert, auch bei Filmen weine ich eigentlich nie, aber das ein oder andere Buch hatte schon mal so eine emotionale Stelle, dass mir definitiv die Tränen gekommen sind. Wie MaximumEntropy schon sagt, Filme haben zwar Bilder, aber gerade was die Emotionen im Detail angeht, so kann ein Buch diese noch besser rüberbringen und mir ist es schon bei verschiedenen Werken passiert, dass ich den Tränen nahe war, weil man hier schließlich auch schon eine intensive Beziehung zu den Figuren aufgebaut hat.
Da fällt mir ganz spontan "Die Leiden des jungen Werther" ein. Ich liebe dieses Buch, wobei es aber so traurig ist, dass ich jedes Mal weinen muss, wenn ich es lese. Mittlerweile weiß ich natürlich genau, was darin vorkommt und wie die Geschichte ausgeht, aber trotzdem ergreift sie mich jedes Mal aufs Neue. Ich finde nun nicht einen bestimmten Moment darin traurig, sondern die ganzen Briefe an sich und die Schreibweise und die ganze Gedankenwelt.
Das ist tatsächlich das einzige Buch, welches mich von Beginn an direkt so packt und mitnimmt, dass ich mich sofort in die Stimmung der Hauptfigur hineinversetzen kann. Allerdings kenne ich es durchaus so, bei Büchern weinen zu müssen. Bücher ergreifen mich generell viel mehr als Filme, zumal ich Bücher auch einfach mehr mag.
Bei mir ist es aber auch generell so, dass ich eher nicht dann weine, wenn jemand beispielsweise stirbt oder spontan etwas Schlimmes passiert sondern dann, wenn das Buch generell schon sehr traurig geschrieben ist und wenn man sich schon von Beginn an in die leidende Figur hineinversetzen kann. Das ist bei mir auch so bei "Bevor ich sterbe". Dieses Buch hat mich auch von Anfang an schon mitgenommen. Und auch bei "Das Schicksal ist ein mieser Verräter". Auch da musste ich weinen.
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