Beileidskarte einwerfen, wenn Angehörige auf Beerdigung?
Eine Bekannte meinte nun, dass sie eine Beileidskarte erst einwerfen würde, wenn die Beerdigung stattfinden würde. Ein Nachbar ist wohl verstorben und sie wollte deswegen eine Karte schreiben. Sie meint, dass sie ansonsten doch Bedenken hätte, dass sie jemanden aus der Familie antreffen könnte und dann nicht so recht wüsste, wie sie sich da eben verhalten sollte. Ihr wäre es doch eher unangenehm.
Ich muss sagen, dass ich mir um so etwas noch keine Gedanken gemacht habe. Wenn es sich um jemanden handelte, der eben in der Nähe wohnte, würde ich die Karte auch dort vorbeibringen und eben in den Briefkasten werfen. Wenn ich ein Familienmitglied treffen würde, dann würde ich eben nochmal persönlich mein Beileid aussprechen. Damit hat es sich doch auch schon und ich denke, dass die meisten sicher nicht großartig reden möchte. Etwas schlimmes kann ich daran nicht finden.
Würdet ihr auch lieber eine Beileidskarte einwerfen, wenn die Familie auf der Beerdigung ist? Oder geht ihr einfach so dorthin? Hättet ihr auch Bedenken jemanden anzutreffen und vielleicht nicht zu wissen, was man da sagen soll? Oder macht ihr euch da keine Gedanken drüber?
Ich finde so ein Verhalten offen gesagt ziemlich schäbig. Erstens habe ich den Sinn von Beileidskarten nie verstanden und finde es besser, wenn man persönlich sein Beileid ausspricht und Trost spendet. Zweitens, wenn man schon unbedingt eine Karte schreiben muss, warum dann heimlich in den Postkasten einwerfen, wenn man offensichtlich in der Nähe wohnt? Das sieht in meinen Augen ziemlich feige und respektlos aus.
Mag sein, dass die Angehörigen das nicht unbedingt mitbekommen, gerade wenn sie sich zu dem Zeitpunkt auf dem Friedhof befinden, aber hinterher wird man die Post finden. Dann wird man sehen, dass da keine Briefmarke drauf klebt und von wem die Karte ist. Bei mir persönlich würde das sehr negativ ankommen, wenn jemand sich so feige aus dem Staub macht. Du betonst doch immer, dass auf dem Land jeder jeden kennt und man sich füreinander interessiert und füreinander da ist. Käme so ein Verhalten etwa so gut an in der Nachbarschaft?
Also bei mir wäre so eine Person schnell unten durch, weil ich mit solchen Feiglingen und charakterschwachen Würstchen nichts zu tun haben möchte. Wenn man mir demonstrieren möchte, dass man mitfühlt und mittrauert, dann sollte man auch den Hintern in der Hose haben, das zu beweisen und das nicht still und heimlich machen. Ich bin auf dem Land groß geworden und da war es üblich, bei den Nachbarn persönlich zu klingeln und sein Beileid auszusprechen und zusammen zu trauern. Da hat man auf den Mist mit den Karten verzichtet. Ich finde das gehört zu einer guten Nachbarschaft auf dem Lande dazu. In der Stadt juckt das keinen, da verzichtet man darauf.
Mal anders herum gesehen, meinst du die Familie die dort am Grab steht hat großartig Lust noch den Briefkasten zu spielen und am Ende mit mehreren Händen voll Beileidskarten da zu stehen? Kommt ebenfalls nicht gut und auch auf dem Land wird häufiger darum gebeten, dass am Grab Abstand gewünscht ist und von Beileidsbekundungen abzusehen ist. Willst du das dennoch ausdrücken ist die Karte der goldene Weg und hat nichts mit "feige abhauen" zu tun, wie Täubchen hier das gerade darstellt.
Ich finde es ziemlich bescheiden wenn man am Grab zu der Familie dackelt, alle drückt, schüttelt und klopft und dann noch eine Karte in die Hand drückt oder auch darauf verzichtet auf das Heuchlerische Getue und nur die Karte in die Hand drückt. Allgemein hat das in meinen Augen da nichts verloren, lieber eine Karte, die belästigt niemanden, lässt einen in Ruhe am Grab und wenn man etwas braucht oder Hilfe angeboten bekommt, kann man darauf immer noch zurück greifen wenn es auf der Karte steht.
Auf dem Land ist auch nicht üblich, dass man klingelt und sein Beileid ausspricht. Woher diese Weisheit kommt, keine Ahnung. Dafür habe ich dann wohl zu lange auf dem Land gewohnt und da ist das nie passiert, nicht in dem kleinesten Dreckskaff mit nicht mal 100 Einwohnern wurde das so gemacht, auch wenn dort "jeder jeden kannte" drängte man sich nicht auf diese Weise auf.
Mitfühlen und Mittrauern zu erwarten ist doch ein wenig viel verlangt. Auf dem Land ist es ein Volkssport das gerade die alten auf jeder Trauerfeier herum kriechen und gesehen werden, egal wie sie zu dem standen. Bei manchen weiß man genau, dass diese nur nachsehen wollen ob die ungeliebten Dorfbewohner auch wirklich abgelebt sind und auch das ganze Getue um Beileid per Handschlag, Gedrücke und sonstiger Kram ist in 99% der Fälle nur Heuchelei und interessiert maximal die 20 Minuten auf der Beerdigung und hinterher nicht mehr, also im Endeffekt so gut wie alle arme Würstchen wenn man nach Täubchen geht oder zählen die "Schauspieler" dabei als die Aufrichtigen?
Als Hinterbliebene kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass es einem, wenn man gerade einen geliebten Menschen zu Grabe trägt, relativ wurscht ist, ob man die Beileidskarte in die Hand gedrückt bekommt oder im Briefkasten findet. In diesem Zustand kann man sich sowieso nicht mehr daran erinnern, oder sich generell dafür interessieren, wer jetzt wann was gesagt hat. Ich persönlich fand Beileidskarten schon ganz nett, weil sie mir sozusagen vor Augen geführt haben, dass die verstorbene Person auch anderen Leuten wichtig war und dass ihr Leben auch in dem von anderen Spuren hinterlassen hat, aber der genaue Inhalt sowie die Art der Übergabe ist mir nur schwach in Erinnerung geblieben.
Außerdem habe ich ebenfalls aus Erfahrung auch Verständnis für Leute entwickelt, die Trauerfälle einschüchtern und die sich fragen, was sie sagen oder tun sollen. Normalerweise kann man sowieso nichts sagen, was die Situation schlimmer oder besser macht, und bevor man verlegen herumstottert, beschränken sich manche Leute eben darauf, eine Karte in den Briefkasten zu werfen.
Ich finde es immer noch netter als gar keine Geste des Mitgefühls, und andererseits stimmt es schon auch, wie Sorae sagt, dass Beerdigungen auch die Heuchler und Aasgeier aus ihren Löchern treiben, die die sowieso schon gestressten Trauernden noch mit ihrem Geschwätz und Gejammer belästigen und insgeheim das Drama genießen oder sich in der Aufmerksamkeit sonnen. Man wird dadurch nicht zu einem besseren Menschen, dass man anderen Leuten seine Anwesenheit aufdrängt, nur weil es generell als moralisch hochwertiger gilt, "persönlich" aufzuschlagen.
Ich muss zugeben, jetzt kann man mich wieder für gemein halten, aber mir ist es scheißegal, wer mir die Hand schüttelt, mir eine Karte in die Hand drückt oder mit Rauchzeichen sein Beileid ausspricht. Es ist eine nette Geste, aber auf die lege ich keinen Wert, weil nicht jeder mit der verstorbenen Person eben so war, wie ich zum Beispiel und manchmal ist es auch nur nach dem Motto "das gehört sich so" und genau das stinkt mir.
Wer entscheidet, dass XY, die meinen Onkel hasst, mir jetzt Beileid mitgeben muss? Geht es mir dadurch eigentlich besser, weil sie mit mir fühlt, was ja gar nicht zweifelsfrei so sein muss oder geht es mir dann besser, weil andere mich umsorgen? Nein ganz im Gegenteil. Mich, das weiß jeder aus der Familie z.B. soll man bitte nicht trösten, in den Arm nehmen oder sein Mitleid ausschütten. Ich will und mag das nicht, weil vieles eben nur nach dem Motto geht "das muss so oder das gehört sich so".
Deswegen ist es mir zum Beispiel auch super egal, wer mir mein Beileid gewünscht hat oder mir eine Karte gibt oder sie im Briefkasten packt. Ich möchte das sowieso nicht, aber wer sich dazu berufen fühlen möchte, der packe mir sie bitte im Briefkasten und quatscht mich nicht an. Das finde ich dann persönlich angenehmer, weil es hilft mir nicht, ich habe auch keine Lust 700 Hände zu schütteln und 200 Karten noch dabei zu haben. Sorry.
Auf Beerdigungen kommen ja oftmals auch entfernte Verwandte oder Verwandte, die man 3 Jahre nicht gesehen hat. Das war bei meinem Opa so und die wünschen mir herzlichstes Beileid? Haben sich davor nicht einmal gemeldet und mehr und wünschen mir dann was? Ach ne sorry das ist echt nicht meine Angelegenheit und auf sowas kann ich generell nicht.
Mir muss das daher niemand machen. Seid einfach da, trauert wie ihr wollt oder nicht, aber tut nicht so, als habt ihr Mitleid usw, wenn dem nicht so ist. Unsere Familienverhältnisse lassen bei mir auch kein anderes Verhalten zu und meine Freunde usw. sind ähnlich gestrickt, wir entsprechen in solchen punkten nicht der gesellschaftlichen Norm.
Die Familie des Verstorbenen möchte, dass man von Beileidsbekundungen auf der Beerdigung Abstand nimmt. Ich denke, dass es auch einen Unterschied macht, ob man den Verstorben und seine Familie gut kannte. Ich kenne sie nicht wirklich und eben nur vom Sehen her.
Trotzdem werde ich ebenfalls wie meine Bekannte eine Beileidskarte schreiben. Ich kenne es eben so, dass man das macht, wenn jemand verstorben ist und man der Familie sein Mitgefühl ausdrücken möchte. Diese werden schon genug mit der Trauer beschäftigt sein und da sicher nicht noch dauernd Leute vor der Tür haben wollen, die ihnen die Hand schütteln und ihr Beileid aussprechen wollen.
Allerdings würde ich nun nicht unbedingt warten, bis die Beerdigung ist, um dann die Karte abzugeben. Ich würde das entweder ein paar Tage vor oder nach der Beerdigung machen. Manche schicken die Karte ja auch per Post, wenn sie zu weit weg wohnen. Da ist ein persönliches Beileid dann auch eher nicht möglich. Ich denke, dass es den Angehörigen auch oftmals lieber so ist.
Ich denke mal, dass es auch andere Möglichkeiten und Zeiten gibt so eine Beileidskarte einzuwerfen. Es muss ja nicht zwingend Notwendig sein, diese erst zur Beerdigung einzuwerfen.
Ich halte aber auch nicht zwangsläufig was davon, diese Persönlich abzugeben, da hier meiner Meinung nach viele Faktoren eine Rolle spielen. Je nachdem wie gut man die betreffende Person und vor allem die Angehörigen kannte, muss man halt abwegen.
Ich denke nämlich mal nicht, dass die Angehörigen die Nerven in der Zeit haben, sich mit für sie fremde Personen großartig zu unterhalten. Bei einem sehr guten Freund oder Verwandten, könnte es allerdings schon wieder so aussehen, dass hier ein Gespräch bei der Übergabe schon gut tun würde und dies wahrscheinlich für beide Seiten.
Persönlich gesehen, finde ich es nicht nur hart für die Angehörigen, sondern auch für Freunde und halt andere Personen die ein gutes oder intensives Verhältnis zum Hinterbliebenen hatten. Manchmal ist es dann auch besser die Karte einfach so einzuwerfen und das unabhängig ob die Angehörigen zu Hause sind oder nicht. Diese haben in dem Moment eh andere Sorgen und stehen nicht am Fenster und warten das Leute Karten vorbei bringen.
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