Bei welchen Feiern ist eine Candy Bar angebracht?

Meine Großnichte schwärmte beim letzten Familientreffen von einer Candy Bar, die es bei einer freien Trauung gab, bei der sie als Trauzeugin dabei war. Meine Großnichte sagte, sie würde wahrscheinlich nie heiraten, aber so eine Candy Bar hätte sie auch gerne mal bei einer Feier.

Meine Schwägerin meinte dann, dass das doch neumodischer Kram sei und auf Familienfeiern nichts zu suchen hat. Vielleicht mal bei einem Kindergeburtstag, aber ansonsten wäre das einfach nicht angebracht.

Ich frage mich nun, ob man wirklich festlegen kann, ob eine Candy Bar angebracht ist oder nicht. Klar bei einer klassischen Trauerfeiern und anschließendem Leichenschmaus wird eine Candy Bar nicht so passend sein. Aber bei einer Taufe oder einem Geburtstag passt eine Candy Bar doch sehr gut rein oder nicht?

Ich finde eine Candy Bar auch beim Leichenschmaus, das deutsche Wort finde ich einfach unangebracht, angebracht. Schließlich soll hier noch einmal dem Verstorbenen gedacht werden und wenn der Verstorbene sehr gerne Süßigkeiten gegessen hat, warum sollte eine Candy Bar dann nicht angebracht sein? Jeder könnte sich sozusagen noch einmal an den Lieblingssüßigkeiten des Verstorbenen erfreuen und ihm gedenken.

Und warum sollte eine Candy Bar nur für Geburtstage und Taufen geeignet sein? Klar, es gibt sie immer, diese engstirnigen Verwandten, die irgendwelche Neuerungen mit zweifelnder Miene und Missgunst betrachten und sie als unangebracht benennen. Aber es gibt auch Menschen, die auf einer klassischen Hochzeit eine Candy Bar haben, wo ist da das Problem?

Jeder, der eine Candy Bar haben möchte, soll sich doch eine bei einer Feierlichkeit einplanen. Dabei ist es vollkommen egal, ob es sich um eine Familienfeier, einen Geburtstag oder um ein anderes Fest handelt. Es gibt bestimmt einige Menschen, die sich daran erfreuen und außer bei der kirchlichen Trauerfeier sollte meinetwegen eine Candy Bar vorhanden sein, da wäre sie vielleicht doch unangebracht.

Ich finde wie immer, dass es auf die entsprechende Zielgruppe ankommt, bzw. was man schlimmstenfalls hinterher mit drei Kilo übrigem "Candy" macht, also mit Süßigkeiten, die ein paar Stunden rumgestanden sind oder bei denen man nicht sicher sein kann, ob Klein-Leonidas nicht jedes einzelne Bonbon angeleckt hat, um seine Lieblingssorte herauszufinden.

Nach meiner Erfahrung lässt die Begeisterung für Süßkram zwar nicht bei allen, aber doch vielen Erwachsenen im Laufe der Jahre spürbar nach. Mein inneres Kind kann es zwar kaum fassen, aber jetzt, wo ich theoretisch so viel Bonbons und Schokolade essen kann, wie ich will, bin ich gar nicht mehr so scharf auf das Zeug. Mein Blutzucker wird durcheinandergewirbelt und ich bekomme schnell tierischen Durst. Deswegen würde ich bei einer Candy Bar, egal ob zu meinem runden Geburtstag, Onkel Theodors Leichenbegängnis oder einer Goldenen Hochzeit, vielleicht drei Stückchen nehmen, und gut ist.

Und vielen meiner Freunde und Verwandten geht es nicht anders. Manche essen prinzipiell keinen Zucker mehr, andere schrammen schon an der Diabetes-Diagnose entlang, wieder andere haben einfach andere Geschmackspräferenzen als damals in der Kindheit und würden sich über eine gediegene Käseplatte erheblich mehr freuen als über das Vollsortiment von Haribo vor pastellfarbenem Hintergrund.

Von daher wäre meiner Meinung nach nicht der Anlass das Entscheidende, sondern die Frage, ob die geladenen Gäste zur Not auch Zuckersirup intravenös mit Freude konsumieren würden oder ob ich auf dem ganzen Kram sitzen bleiben würde.

Da ich kein großer Fan von Süßigkeiten bin, wäre ich sowieso niemand, der aus eigenem Antrieb so etwas bereitstellen oder (als Gast) großzügig nutzen würde. Wobei ich nicht genau weiß, worin sich eine Candy Bar von der Süßspeisen- und Dessertabteilung eines normalen Buffets unterscheidet.