Bei welchem Gesprächsthema blüht ihr richtig auf?
Wenn man sich sehr für ein Thema interessiert, dann ist es ja oft so, dass man richtig aufblüht, wenn dieses Thema zur Sprache kommt. Eine Bekannte von mir ist beispielsweise eher schüchtern und redet eher wenig. Beim Thema Pferde blüht sie jedoch richtig auf, redet sehr viel mehr als sonst und ist plötzlich wie verwandelt.
Ich kenne viele Leute, die bei bestimmten Themen richtig aufblühen, egal ob es nun Pferde, Autos oder Reisen sind. Je nachdem kann es dann auch sein, dass man quasi schon eine Charakterwandlung erkennen kann. Bei welchem Gesprächsthema blüht ihr so richtig auf und über was für ein Thema könntet ihr dementsprechend stundenlang reden?
Stundenlang mag ich ehrlich gesagt über kein Thema reden, es gibt sicherlich viele Sachen für die ich mich interessiere, aber wenn man nur von einer Sache redet, dann wird das schnell langweilig. So habe ich einen Kumpel, der stundenlang, tagelang ja vielleicht sogar monatelang nur von seinem tollen Auto und vergleichbaren Modellen reden könnte. Das ist nicht wirklich spannend, da mag ich lieber etwas Abwechslung haben in den Gesprächen.
Also bei mir ist es so, dass ich gerne über die Vergangenheit rede. Was man zusammen erlebt hat lustige Erlebnisse oder romantische. Außerdem unterhalte ich mich gerne über aktuelles und Politik. Ebenfalls interessiere ich mich für Rezepte oder Lifestyles. Kreativ engagiere ich mich auch sehr gerne und tausche mich darüber mit anderen aus.
Beim Pferdethema bekomme ich allerdings die Krise. Ich mag das überhaupt nicht, da ich damit gar nichts anfangen kann und es auch komplett uninteressant finde. Das hat mich schon in der Kindheit nicht interessiert. Und ich finde, wenn man ein Thema hat, wo man dafür brennt und zusätzlich noch einen Gesprächspartner, der dasselbe Interesse hat, kann man durchaus stundenlang über ein Thema sprechen.
Außerdem mag ich es gerne, wenn ich Leute treffe, die diverse Rätsel auf Lager haben. Einmal kannte ich so einen angenehmen Zeitgenossen, der immer die anderen mit seinen Witzen und Rätseln unterhalten hat. Wenn das jemand kann, kann ich mich auch stundenlang damit beschäftigen.
Bis auf Pferde und Sport kann ich mich beinahe für fast alle Themen begeistern und interessieren, weshalb ich immer Gesprächspartner habe.
Ich blühe bei Themen auf, die kontrovers diskutiert werden können, wie etwa Politik oder Religion. Auch visionäre Gedanken mag ich gerne austauschen, seien es gesellschaftliche oder individuelle.
Gar nicht leiden kann ich es, wenn Leute stundenlang über ihre Urlaubserlebnisse reden oder über Menschen, die ich nicht kenne. Ich weiß nie so richtig, wie ich solche Gespräche, ohne unhöflich zu sein, abwürgen kann. Einmal ist eine Frau, die wie ich auch Gast bei einer Feier war und die ich nicht gut kannte, bei ihrem ureigenen Lieblingsthema so richtig aufgeblüht. Sie erzählte mir eine Stunde lang ihre Familiengeschichte bis zwei Generationen zurück und vor. Wenn man bei einem Thema aufblüht, sollte man auch ein Gespür dafür haben, ob es dir anderen auch interessiert.
Ich kann in einem Gespräch eigentlich immer dann aufblühen, wenn mich das Thema interessiert und mir mein Gegenüber sympathisch ist. Da ich recht breit gefächerte Interessen habe, fällt es mir so spontan auch schwer, mich auf ein paar wenige Stichpunkte festzulegen. Essen und Trinken gehört definitiv zu den Kategorien, zu denen ich immer etwas loswerden kann, aber auch kreative Hobbies, Filme, Bücher, Musik, Reiseziele oder mein Arbeitsgebiet bieten eine Menge Gesprächsstoff für mich. Weniger begeisterungsfähig bin ich bei Unterhaltungen über Politik, Stars und Sternchen oder Sport, aber auch da gibt es Abstufungen.
Wichtig ist vor allem auch, dass mein Gesprächspartner und ich irgendwo auf einer Wellenlänge sind und miteinander auskommen. Ich hasse es, dauernd unterbrochen zu werden, kann es aber genauso wenig leiden, wenn ich die ganze Zeit rede und der andere lediglich monoton oder gar nicht antwortet. Es ist auch anstrengend, wenn man gefühlt aneinander vorbei diskutiert und das Gefühl hat, dass der andere gar nicht auf einen eingeht, sondern eher seinen eigenen Vortrag abspulen will. Dementsprechend ist das Thema vielleicht gar nicht so sehr im Vordergrund wie die gegenseitige Harmonie, wenn es um die Qualität einer Unterhaltung geht.
Zu meinen Lieblingsthemen gehören beispielsweise Reisen und Reiseziele. Wenn mein Gesprächspartner ebenfalls gern reist, dann kann daraus eine sehr anregende Unterhaltung entstehen, und ich blühe richtig auf. Ebenfalls großen Spaß machen mir Gespräche über den Themenkreis Theater, Oper und klassische Musik, wobei ich mich weniger gern über Sänger oder Musiker unterhalte. Auch Sprache und Sprachen sind Dinge, über die ich immer gern reden mag.
Eigentlich muss ich gar nicht aufblühen, weil ich von der Grundeinstellung schon halbwegs lebendig und aufgeschlossen im Kontakt bin. Und wenn ich mich nicht so fühle oder es gerade einfach nicht bin, kann man mich auch nicht mit einem interessanten Thema düngen, damit ich plötzlich aus mir herauskomme. Wenn ich nicht in der Stimmung zum Reden bin, dann ändert sich das auch nur selten. Abgesehen davon gibt es auch bei mir nicht das eine Thema, was immer funktioniert.
Aber ich kenne solche Leute natürlich auch, die kaum die Zähne auseinander bekommen, furchtbar schüchtern sind und plötzlich, wie auf Knopfdruck, bei ihrem Thema nicht mehr mit dem Reden aufhören. Ehrlich gesagt finde ich das bei einigen Menschen schon etwas anstrengend, wenn sie sonst sehr unkommunikativ sind und nur bei ein oder zwei ausgewählten Themen stundenlang monologisieren. Ich kannte mal jemanden, der konnte das bei Musik und Politik, alles andere hat nur am Rande oder gar nicht interessiert. Das fand ich schon sehr monothematisch.
Tendenziell gibt es natürlich auch für mich Themen über die ich lieber rede als über andere. Serien funktionieren immer ganz gut, generell jede Art der Fiktion wie Bücher oder auch mal Filme. Und alles, was im weitesten Sinne mit Menschen bzw. meinem Gesprächspartner zu tun hat, wie deren Leben, ihre Beziehungen, ihr Erleben, gerne auch mal Klatsch und Tratsch. Gesellschaftliche Phänomene oder Entwicklungen, Genealogie und Geschichte bequatsche ich auch gerne oder könnte mir stundenlang von kundigen Menschen etwas darüber anhören.
Anhören ist hier auch genau das richtige Stichwort, denn man kann ja auch aufblühen, wenn man auf jemanden trifft, der viel mehr Expertise in einem Thema hat und dem man einfach vor allen Dingen zuhören möchte. Das kann je nach politischer oder persönlicher Lage auch mal wechseln und von gesellschaftlich relevanten Themen wie wirtschaftlichen und militärischen Verflechtungen hin zu banalen Sujets wie der Mode oder Modegeschichte gehen.
Klassische Dauerbrenner gibt es natürlich auch noch, wie tagesaktuelles Geschehen und das Wetter, was ich weniger langweilig finde als andere. Außerdem habe ich ein seltsames Faible für ungelöste oder kontrovers diskutierte True Crime Fälle und tauche regelmäßig alle paar Monate oder manchmal auch Jahre tief in die kriminalistischen Niederungen und zerbreche mir solange den Kopf, bis ich das für mich aufgedröselt habe.
Mittlerweile kommt es bei mir eher darauf an, mit wem ich rede, als worüber. Als ich noch jünger und impulsiver war, hatte ich auch meine Lieblingsthemen, über die ich nicht aufhören konnte zu referieren. Sei es nun bestimmte Bücher, Filme oder einfach nur eine Arte-Doku über Kolibris - ich hatte ein sehr gutes Gedächtnis (mittlerweile schon nicht mehr ganz so brillant), war sehr vielseitig interessiert und habe mein Wissen gerne geteilt.
Mit dem Ergebnis, dass die allermeisten GesprächspartnerInnen innerhalb von kürzester Zeit die Augen gerollt und baldmöglichst das Thema gewechselt haben. Sprich, ich bin zwar "aufgeblüht", aber die anderen waren genervt. Ich weiß bis heute nicht, war ich wirklich so nervig, vor allem als Kind und Jugendliche, oder war ich einfach nur von dumpfen Wasserbüffeln umgeben? Ich tendiere mittlerweile eher zu Zweiterem. Auch wenn du dich nicht übermäßig für Kolibris interessierst, gehört es in meinen Augen zum guten Benehmen dazu, sich auch mal auf das Gesprächsthema des Gegenübers einzulassen.
Aufgrund dieser Erfahrungen blühe ich schon lange nur noch in Gegenwart von einigen wenigen Leuten auf, von denen ich sicher weiß, dass sie meine Interessen teilen. Davon abgesehen beschränke ich mich auf oberflächlichen Small Talk, um ja niemanden zu belästigen oder mit Themen zu konfrontieren, die seinen Horizont übersteigen.
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