Bei Vorwürfen immer Beispiele genannt bekommen wollen?

vom 03.12.2017, 18:27 Uhr

Ich denke, dass jeder mal mit Vorwürfen konfrontiert wird. Diesbezüglich fällt auch öfter mal das Wort "immer". Ich musste mir auch schon oft mithören, dass ich beispielsweise "immer" so aufbrausend bin oder dass ich "immer" so oder so reagiere. Das war meistens dann der Fall, wenn es eben direkt zu der Situation gepasst hat, weil ich in dieser tatsächlich so reagiert habe, wie es mir vorgeworfen wurde.

Ich konnte mich dann aber nie mit dem Wort "immer" identifizieren, da mir gar nicht klar war, dass ich oft so handle, so dass ich dann nach Beispielen gefragt habe. Ich wollte genau wissen, wann ich in der Vergangenheit schon so reagiert habe. Tatsächlich konnte mir die entsprechende Person dann allerdings nie ein Beispiel nennen, so dass ich denke, dass das mit dem "immer" auch schnell gesagt ist, als es sollte-

Wollt ihr bei Vorwürfen immer auch Beispielsituationen hören? Mir ist das schon wichtig, da einem ja selbst oft gar nicht bewusst ist, dass man öfter falsch oder komisch in bestimmten Situationen reagiert. Aber ohne Beispiele kann man ja auch nicht so gut an sich arbeiten.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Mir ist durchaus bewusst, dass dieses "immer" ein rhetorisches Stilmittel ist um in einem Streit rhetorisch die Überhand zu haben. Auf diese Weise wird eben rein emotional und irrational und nicht sachlich argumentiert. Daher frage ich dann auch gerne bewusst nach Beispielen, weil ich genau weiß, dass die Person das nur als Stilmittel benutzt hat um mich emotional im Streit Schach matt zu setzen. Wenn man aber nach Beispielen fragt, dann gerät die Person oft ins Straucheln und man sieht eben sehr schön, dass da nur heiße Luft war.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich kenne so etwas auch aus Situationen, in denen ich selber mit Vorwürfen konfrontiert wurde, dass dann gerne gesagt wird, dass ich irgendetwas negatives ja immer so machen würde. Nach Beispielen dafür gefragt, wird dann vielleicht noch maximal eine Situation genannt, was mir aber auch zu wenig dafür ist, dass ich ja immer so schlimm bin.

Ich bin dann in dem Moment auch wirklich daran interessiert, wann ich mich noch so benehme, damit ich eben an mir arbeiten kann. Aber wenn mir dann keine Beispiele genannt werden können und ich merke, dass das einfach nur eine Floskel war, um im Streit zu gewinnen, dann denke ich auch, dass ich nicht zwingend viel gegen das Verhalten machen muss.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich mag es auch nicht, wenn man in Streitigkeiten Verallgemeinerungen wie "immer" oder "nie" an den Kopf geworfen bekommt, denn solche Aussagen sind per se eigentlich stets unwahr und einfach nur im Eifer des Affekts überdramatisiert. Meistens zielen sie schlichtweg darauf ab, Dampf abzulassen und den anderen zu verletzen, und ich persönlich fühle mich dann auch schonmal angegriffen und provoziert und fange deshalb an, dagegen zu argumentieren und in die Verteidigungshaltung zu rutschen. So eskalieren Konflikte leider schnell, weswegen ich selber versuche, solche Aussagen zu vermeiden.

Es ist natürlich immer konstruktiver, wenn man konkrete Beispiele für ein Fehlverhalten nennen kann, das man gerne verändern würde; denn oftmals nimmt der andere ein solches auch gar nicht als verletzend oder unangebracht wahr und steht dann beim Beginn des Streits wie der Ochse vor dem Berg und versteht gar nicht, was er angeblich falsch gemacht haben soll. Allerdings stelle ich es mir auch bizarr vor, wenn man sich beispielsweise in der Beziehung einen regelrechten Bußgeldkatalog herunterbetet, wenn es zum Streit kommt, wo genau festgehalten ist, an welchem Tag um wieviel Uhr welches Wort gefallen ist. Das ist meiner Ansicht nach auch wirklich übertrieben und nicht gerade förderlich.

Als beste Strategie für mich hat es sich erwiesen, akut in der Situation des Ärgernisses zu reagieren, einzuhaken und so klar wie möglich auszudrücken, was gerade passiert ist und was das emotional mit mir angestellt hat. Das geht im Alltag natürlich nur bedingt und ich würde das auch nicht in jeder Situation tun, aber dann möglichst zeitnah nachholen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Das Gegenüber wird dadurch mitunter etwas überrumpelt, aber die Situation ist beiden noch so präsent, dass man sie vernünftig ausdiskutieren kann, ohne dass sie von falschen Erinnerungen oder aufbrausenden Gefühlen überlagert wird.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Solche Worte kommen bei einem Streit nun mal schnell aus dem Mund und ich bin mir sicher, dass dir das auch schon passiert ist. Beispiele würden da schon wirklich etwas bringen, wenn man wirklich immer so ist und man es selber nicht merkt, aber dieses "immer" wird einfach schnell gesagt, wenn man sich über eine Verhaltensweise ärgert. Ich stand schon auf beiden Seiten, auf der die das Wort verwendet hat und auf der anderen Seite, die sich das "immer" anhören durfte. Das ist einfach schnell gesagt. Da würde ich auch nicht zu viel herein interpretieren.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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