Bei Urnenbeerdigung nicht richtig Abschied nehmen können?

vom 23.06.2016, 19:02 Uhr

Als die Oma meines Mannes beerdigt wurde, war ich zum ersten Mal bei einer Urnenbeisetzung. Für mich war das schon irgendwie befremdlich, da ich es gewohnt war, dass ein Sarg vorne aufgebahrt war. Da kann man sich dann ja vorstellen, dass der Verstorbene nun in dem Sarg liegt und ich habe mich dann auch immer nochmal still von dem Verstorbenen verabschiedet.

Als bei der Beerdigung nur eine Urne vorne stand, fand ich es schon irgendwie komisch. Mein Gedanke war da, dass ich mich irgendwie nicht so richtig verabschieden kann.Ich kann meine Gefühle in der Situation gar nicht so richtig beschreiben. Ich habe das Grab aber immer wieder als Anlaufstelle genommen, wenn ich nochmal besonders an die Oma meines Mannes denken wollte. Empfindet ihr Urnenbeisetzungen auch eher irgendwie komisch? Habt ihr dabei auch das Gefühl euch nicht richtig verabschieden zu können?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich habe bisher nur ein Mal eine Beerdigung mit einem Sarg gehabt und fand das ehrlich gesagt nicht sonderlich schön. Das ist sicherlich Ansichtssache, aber ich mag die Beerdigungen mit einem Sarg eher nicht, weil das irgendwie für mich schlimmer war, wie der Sarg dann so nach unten gelassen wird. Bei einer Urne ist es für mich endgültiger, fassbarer. Selber bevorzuge ich auch eine Urne für mich, vielleicht liegt es auch daran.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich habe meinen Anteil an Beerdigungen aller Art wahrhaftig schon mitgemacht, und für mich zumindest macht es keinen nennenswerten Unterschied, ob man sich, sensible Menschen mögen mir verzeihen, von einer großen Kiste oder einer kleineren Dose "verabschiedet", wenn einer der Menschen darin liegt, den man auf dieser Welt am meisten geliebt hat.

Mir ist es zudem glücklicherweise immer gelungen, mich von den Menschen zu verabschieden, als sie noch gelebt haben. Nach dem Tod erscheint es mir zumindest völlig sinnlos, so zu tun, als gäbe es noch eine persönliche Beziehung zwischen den sterblichen Überresten und den Hinterbliebenen. Auch Gräber zu besuchen bringt mir selber gar nichts. Da ist ja kein Mensch mehr drin, sondern nur Reste, die nicht mehr zu gebrauchen waren und jetzt dem Kreislauf der Natur unterworfen sind. Da kann man Stiefmütterchen drauf pflanzen, so viel man will.

Bei den Urnenbegräbnissen, die ich bisher ertragen habe, gab es zudem vor der Einäscherung eine Trauerfeier, komplett mit Sarg, und die Urne selbst wurde erst später im aller kleinsten Kreis beerdigt. Letzten Endes kommt es wohl darauf an, was man von einer Beerdigung erwartet, und dies ist zum größten Teil kulturell bedingt. Bei uns sind es eben noch schwerpunktmäßig Särge, woanders werden die Toten eigens haltbar gemacht und in wieder anderen Kulturen lodern die Scheiterhaufen. Ändert alles nichts am Endergebnis.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Mir is es ehrlich gesagt total egal ob eine Urne oder ein Sarg bei der Beerdigung zum Einsatz kommt. Mir ist nur wichtig, dass ich mich vorher noch verabschieden kann und den Verstorbenen noch einmal sehen kann, bevor er beerdigt oder eingeäschert wird.

Gerade bei nahen Angehörigen ist das für mich wichtig, weil ich so mental besser begreife und verinnerliche, dass der Mensch, der mir wichtig war, wirklich weg ist. Im Endeffekt bleibt ja nur noch die leere Hülle zurück, die nicht mehr viel Ähnlichkeit hat mit dem echten lebenden Menschen und das hilft mir, abzuschließen.

Wenn ich den Verstorbenen aber nicht noch einmal sehen konnte und er mir quasi in der Urne präsentiert wird, stört mich das schon ein wenig, weil ich so schwerer abschließen kann.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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