Bei Trennung immer die Wahrheit sagen?
Einige Beziehungen gehen auseinander, weil man sich nach Jahren auseinander gelebt hat und weil die Interessen oder Gefühle sich einfach verändern, so dass man nicht mehr zusammen passt. Manchmal verliebt sich einer der Partner in jemand Anderen oder man hat das Gefühl, dass es in der Beziehung einfach nicht mehr voran geht und man sich im Kreis dreht.
Es gibt aber auch die sogenannten Kurzbeziehungen. Man lernt sich kennen, verknallt sich und ist kurz darauf ein Paar, ohne sich wirklich zu kennen. In der ersten Phase der Verliebtheit sieht man sowieso grundsätzlich über die negativen Dinge hinweg, so dass man dann oft überrascht und enttäuscht ist, wenn die rosarote Brille die Realität nicht mehr verschleiert.
Mal angenommen, ihr seit ein paar Monate mit jemandem zusammen und dann fällt euch auf, dass ihr absolut nicht damit umgehen könnt, dass euer Partner ständig in der Nase popelt, in der Öffentlichkeit furzt oder einfach ein asoziales Verhalten an den Tag legt.
Vielleicht könnt ihr auch einfach nicht mit seiner Art zu leben umgehen weil er sein Geld zum Fenster hinaus wirft, noch am Rockzipfel seiner Mutter hängt oder jeden Tag fünf Stunden lang Computerspiele spielt.
Was auch immer. Würdet ihr bei einer Trennung den wahren Grund sagen? Mir ist aufgefallen, dass bei Trennungsgesprächen oft Sätze wie: "es liegt nicht an dir - ich brauche einfach mehr Zeit für mich" und solches Geschwafel vom Stapel gelassen wird, obwohl die wahren Gründe eigentlich anders aussehen.
Benutzt ihr bei einer Trennung eine Ausrede, um euer Gegenüber zu schonen oder sagt ihr knallhart, warum ihr euch trennt, auch wenn dies für euren (Ex-) Partner evt. peinlich oder unangenehm ist?
Also ich persönlich vertrete ja die Meinung, lieber die Wahrheit sagen. Auch wenn es vielleicht schmerzhafter ist, aber die Wahrheit bringt einem meist weniger Probleme. Zudem kann es sein, dass wenn eine Lüge erzählt, dass die verlassene Person evtl. noch eine Hoffnung sieht, zusammen zu bleiben. Und da wäre es besser einfach klar zu sagen, wie es ist.
Zu deinem Beispiel: Das ist schon irgendwie extrem, dass muss einem ja schon vorher auffallen. Aber wenn nicht, dann würde ich erstmal mit ihm reden. Denn ehrlich gesagt, geht das garnicht. Das ist unhöflich und wirklich peinlich. Aber wenn die Person sich dann auch nicht bessern will, und man dieses Verhalten wirklich nicht tolerieren kann, sollte man auch bei der Trennung ehrlich sein.
Vielleicht realisiert die Person dann, das er sich bessern muss. Und Vielleicht realisiert die Person erst dann sein Verhalten. Meistens wenn man mit Leuten über solche Sachen redet, blocken sie ab und fangen an sich zu verteidigen. Sowas habe ich schon oft mit meinem Freund durch, obwohl ich ihm nur helfen wollte und ihn auf sowas hinweisen wollte. Doch inzwischen hat er seine, ich nenn sie mal "Fehler" eingesehen und arbeitet dadran.
Ich habe mich bisher nur ein Mal getrennt. Damals habe ich die halbe Wahrheit gesagt. Eigentlich war ich nie wirklich in ihn verliebt oder habe ihn geliebt, für mich war das irgendwie eine Lösung um von meinen Eltern weg zu sein und so weiter, aber keine Beziehung mit Liebe. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich nicht mehr weiter mit ihm leben will, weil ich keine Gefühle mehr habe und wir eh nicht zusammen passen, da wir total unterschiedlich sind.
Ich würde schon die Wahrheit sagen, weil das einfach fair ist und sich die andere Person sonst vielleicht auch ständig fragen würde, was es denn nun war und dann nicht mehr eine neue Beziehung eingehen kann. Dennoch kann man es ja auch nett sagen und muss keine besonders schlimme Kraftausdrücke verwenden. Sätze wie "Es liegt nicht an dir" finde ich einfach lächerlich, weil sie nur nett sein sollen und nie so gemeint sind.
Ich habe zwei Trennungen hinter mir, wobei es für mich da immer selbstverständlich war, die Wahrheit zu sagen. Etwas anderes wäre für mich auch gar nicht in Frage gekommen. Immerhin war ich mit meinen Partnern über zwei, beziehungsweise drei Jahre zusammen und nach so einer langen Zeit hat man es auf jeden Fall verdient, die Wahrheit zu erfahren. Ich würde auch gar nicht wissen, was es mir bringen sollte, zu lügen oder etwas zu beschönigen.
Eine Trennung ist ja meistens für mindestens einen der Beteiligten nicht gerade schön, sondern sehr schmerzhaft. Wenn man dem anderen da schon weh tut, dann bringt es doch nichts, da etwas zu beschönigen. Stattdessen sollte man lieber direkt die Wahrheit sagen, damit der Partner weiß, woran er ist und woran es gelegen hat
Ich würde auf jeden Fall auch die Wahrheit wissen wollen, auch wenn sie schmerzhaft wäre. Wenn mein Freund mir aber ohnehin so weh tun würde, indem er sich von mir trennen würde, dann könnte er mir aber auch direkt sagen, woran es lag, was ich auch wollen würde. Ich würde da ausrasten, wenn er mich auch noch anlügen würde und fände das auch eher dreist als nett.
Für mich gehört so viel Ehrlichkeit auf jeden Fall dazu, selbst wenn man die andere Person damit verletzen mag, aber ich würde eine Partnerschaft mit einem Menschen, der mir mal so viel bedeutet hat, nicht mit einer Lüge beenden wollen und ich würde auch keine hören wollen. Leider habe ich es bei Bekannten schon oft erlebt, dass Beziehungen nicht ehrlich beendet werden.
Der Freund meiner Cousine machte nach sieben Jahren völlig abrupt mit ihr Schluss, nachdem sie sich wenige Wochen vorher noch über Hochzeit und Kinder unterhalten hatten. Er erklärte, die Beziehung sei ihm nicht mehr wichtig, was schon ein ziemlicher Schock für sie, aber zumindest ehrlich war. Als sie ihn dann aber fragte, ob ihm das klar geworden sei, weil er sich in eine andere verliebt hätte, meinte er, so sei das nicht, er liebe sie einfach nicht mehr, eine andere Frau hätte damit nichts zu tun.
Nur wenige Wochen später erfuhr sie dann durch gemeinsame Freunde, dass er zu diesem Zeitpunkt schon eine längere Affäre gehabt hatte und jetzt mit dieser Frau zusammen war, nur wenige Monate später folgte eine Hochzeit. Sie hatten nach der Trennung nicht mehr miteinander geredet und ihr tut es bis heute weh, dass seine letzten Worte an sie nichts als Lügen gewesen waren. Klar, zu hören, dass er eine andere Frau liebt, hätte ihr schrecklich weh getan, aber das von anderen erfahren zu müssen und immer daran zu denken, dass sie mit Lügen auseinander gingen, macht sie bis heute sehr traurig. So kann sie nicht einmal mehr auf die Wochen vor der Trennung zurückblicken ohne sich zu fragen, ob da auch schon alles falsch war.
Jeder Mensch, der in dieser Situation nicht dazu fähig und in der Lage ist, auf diplomatische Weise die Wahrheit zu sagen, ist in meinen Augen gar nicht reif genug für eine ernsthafte Beziehung unter erwachsenen Menschen. Das ist doch der reinste Kindergarten, mal ehrlich. Ich wüsste nicht, warum man da unehrlich sein sollte. Wie soll man sich denn weiterentwickeln, wenn man gar nicht weiß, woran es gescheitert ist?
Nehmen wir mal an, eine Beziehung wäre deswegen gescheitert, weil die Frau keine Lust hat, das Hausweibchen zu spielen und dem Mann ständig Socken und Geschirr hinterherzuräumen und für ihn zu kochen und waschen und ihn zu bedienen quasi. Warum sollte sie ihm das nicht sagen dürfen? Wenn er die Wahrheit weiß, durchbricht er vielleicht sein Verhaltensmuster und die nächste Beziehung von ihm läuft besser. Will man sich mit einer Lüge wirklich diese Verantwortung aufbürden?
Ich finde auch, dass man da ehrlich sein sollte. Was nützt es denn, da irgendwas zu erfinden oder den anderen zu belügen. Man kann sicherlich auch nur daran arbeiten, wenn man eben den wahren Trennungsgrund erfährt. Immerhin möchten die Meisten in der nächsten Beziehung ja nicht die gleichen Fehler noch einmal machen. Da gibt es sicherlich auch nichts, was man eben nicht offen sagen könnte. Man muss es ja nicht dem andere um die Ohren hauen, sondern kann eben vernünftig erklären, was der Grund für die Trennung ist.
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