Bei schwerer Krankheit das Leben beenden?
Es kann uns alle treffen, der Krebs, ein Unfall, wo plötzlich die vorherigen Funktionen nicht mehr ausgeübt werden können und mehr. Das wissen wir höchstwahrscheinlich alle. Sicherlich schieben wir den Gedanken weg oder zumindest der größte Teil von uns, sodass man sich damit nicht auseinandersetzten mag, solange es nicht passiert ist.
Nun musste ich die letzten drei Jahre vier Menschen beerdigen gehen, die mir sehr viel bedeutet haben. Von meinem Vater bis zur Tante. Teilweise fast alle an Krebs oder unter anderem an Krebs. Das stimmt jemanden schon nachdenklich, um nicht zu sagen, unmutig. Man schaut anders auf das Leben, aber man stellt sich auch sehr viele Fragen.
Gerade auch im Hinblick auf den Leidensweg weiß ich, dass meine Tante sich am liebsten selber umgebracht hätte, aber schon nicht mehr in der Lage war. Sie hätte wohl eine Flasche Vodka genommen ihr Morphium und dann auf gut Deutsch "gib ihm". So sagt man des Öfteren im Ruhrpott, wenn man sich was reinschüttet, wie Alkohol & Co.
Nun frage ich mich, wie Ihr über schwere Krankheiten, die zum Tod führen werden denkt. Möchtet Ihr Euren Leidensweg durchziehen und lieber noch jeden Tag die Verwandschaft sehen? Sehen wie sie trauert und die Gesichter schon vor Angst, Sorge sowie Mitleid beherrscht werden oder glaubt Ihr, dass ihr darüber nachdenken würdet - Euch das Leben zu nehmen?
Ich glaube nicht, dass man sagen kann, wie man handeln würde, wenn man so krank wäre, wenn man aktuell gesund ist und sich gar nicht vorstellen kann, wie es ist, so krank zu sein. Ich vermute daher, dass ich schon versuchen würde, mit einer Krankheit wie Krebs oder dergleichen umzugehen, es sei denn natürlich, die Schmerzen wären irgendwann unerträglich und ich würde mich nach dem Tod sehnen.
Man weiß auch nicht, wie die Ärzte da helfen könnten mit Schmerzmitteln und so weiter, aber so halbtot würde ich auch nicht da rumliegen wollen während meine Angehörigen allein schon durch meinen Anblick traumatisiert werden. Ich finde es ist eine sehr schwere Situation und es ist schwer sich da einzufühlen, wenn man das noch nicht selbst erlebt hat.
Ich kann das schon sagen. Ich würde definitiv über Selbstmord nachdenken. Da ich weder an einen strafenden Gott glaube noch an ein Leben nach dem Tod, wäre das doch wirklich eine schöne Lösung. Aus und vorbei. Das kommt für mich auf jeden Fall in Frage. Ich bezeichne mich auch gerne als suizidal veranlagt.
Das Problem sind immer die Verwandten. Wie würden sie damit umgehen? Würden sie sich dann schuldig fühlen, weil sie nicht mehr für tun konnten oder so was. Das muss man dann im Einzelfall sehen und mit allen darüber sprechen.
Vor allem habe ich keine Kinder. Was dem am nächsten kommt, ist meine Nichte. Wenn sie sagt, es wäre zu viel für sie, ich solle noch bleiben. Dann würde ich wirklich was zum Nachdenken bekommen. Gerade auch bei eigenen Kindern würde man ja auch viel verpassen. Da hofft man immer, man würde noch etwas miterleben. Je nach Alter den Schuleintritt, den Schulabschluss, die Hochzeit, die Enkel. Daher kann ich auch verstehen, wenn man trotz Schmerzen bleiben will.
Ich würde aber wirklich lieber von allen richtig Abschied nehmen. Im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte. Und mir dann das Leben nehmen. Selber, so dass da auch niemand mit reingezogen und mit Schuld beladen werden muss.
Darüber nachdenken ist das eine, aber wirklich einen konkreten Plan fassen und sehenden Auges und bei klarem Verstand dem eigenen Leben ein Ende setzen, steht meiner Meinung nach noch einmal auf einem ganz anderen Blatt. Außerdem schließe ich mich Esri an: Sich in eine derartige Extremsituation einzufühlen ist alles andere als einfach, wenn man vergleichbare Situationen nur aus Erzählungen oder aus dem Fernsehen kennt.
Deswegen lasse ich mich auch nicht zu kühnen Behauptungen hinreißen, dass ich mich nach einer schlimmen Diagnose an den nächsten Baum hängen oder, umgekehrt, garantiert bis zum bitteren Ende kämpfen würde. In jedem Fall ist es in solchen Situationen unvermeidbar, dass Menschen leiden müssen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass viele Leute glauben, dass man Leid und Schmerzen komplett verhindern kann, und diesen Glauben teile ich nicht.
Selbst wenn man sich mit Wodka und Morphium das Leben zu nehmen versucht, ist es ja immer noch möglich, dass man noch eine Woche oder so auf der Intensivstation vor sich hin zuckt, und dann müssen die Angehörigen eben mit diesem Anblick klarkommen. Oder die 12-jährige Tochter der Nachbarin findet eine in ihren eigenen Körperflüssigkeiten schwimmende Leiche. Gelitten wird in jedem Fall.
Ich habe leider auch schon einige Menschen leiden und zu Grunde gehen sehen und deswegen wäre der Freitod durchaus eine Überlegung für mich, sollte ich schwerkrank werden und nicht die Aussieht auf eine Heilung haben. Ich meine ich würde immer kämpfen, wenn es sich zu kämpfen lohnt, aber sich jeden Tag mit Schmerzen quälen und keine Aussicht auf Besserung zu haben, ist doch kein Leben mehr.
Das sollte man dann auch beenden dürfen. Wobei ich dann durchaus auch versuchen wollen würde, mit meinen Lieben einen guten Abschluss zu finden, mich zu erklären und es ihnen auch leichter zu machen, indem ich vielleicht noch mal was schreibe, aufnehme oder was auch immer. Hat man noch Zeit, kann man da ja ein bisschen etwas machen, aber man muss sich nicht unendlich quälen, die Entscheidung über das eigene Leben sollte man auch immer selber haben und nicht von anderen Menschen abhängig machen.
Es ist ziemlich sinnlos, sich vorher darüber Gedanken zu machen. Das kann man erst wissen, wenn man in einer solchen Situation ist. Deswegen mache ich mir da keine Gedanken drüber. Es gibt ja die unterschiedlichsten Krankheitsformen. Es gibt auch Krankheiten, bei denen es sehr wahrscheinlich ist, dass man vielleicht nur noch sechs Wochen lebt, diese aber mit der entsprechenden Behandlung diese Zeit noch gut leben kann. Andererseits gibt es Krankheiten, deren Schmerzen oder Atemnöte nicht so angenehm sind.
@blümchen: Wie ist es sinnlos sich darüber Gedanken zu machen? Immerhin kann man ja sowas über eine Patientenverfügung auch festlegen. Und ja, ich habe das für mich schon entschieden, was passieren soll, wenn wirklich keine Hoffnung mehr vorhanden ist. Meine Familie kennt dazu auch meine Wünsche, da wir dazu offen miteinander reden. Denn möchte persönlich nicht ewig leiden und das auch niemanden antun, dass man quasi zuschauen muss, wie ich langsam vor mich hin sterbe.
Es geht doch in der Frage um Fälle, in denen die Leute noch Entscheidungen treffen können und nicht um solche, die nichts mehr mitbekommen und die Verwandtschaft nach einer eventuellen Patientenverfügung entscheiden müssen, ob die Maschinen abgestellt werden.
In so einer Situation, wenn ich weiß, dass ich noch zwei Wochen zu leben habe, weiß zumindest ich jetzt noch nicht, wie ich entscheiden würde. Für mich ist die Frage sinnlos. Es hängt ja auch von den Beschwerden ab, die man hat.
Selbst wenn ich noch selbst Entscheidungen treffen kann, kann es doch durchaus sein, dass ich sie nicht mehr selbst ausführen kann. Einfach weil körperlich nicht mehr in der Lage bin. Dann möchte ich meine Familie nicht leiden sehen, weil sie mein Elend miterleben müssen und ich wünsche dann einfach dass sie mich bei meinen Wünschen unterstützen.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich als Kind erlebt habe, dass meine Urgroßmutter mir noch etwas sagen wollte bevor sie starb. Ich habe es nicht verstehen können, meine Oma dazu geholt und dann konnte meine Urgroßmutter nur noch die Lippen bewegen, weil die Stimme komplett weg war. Ob es wichtig war oder sie sich einfach nur verabschieden wollte, werde ich nie erfahren und sowas prägt dann eben auch.
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