Bei Schifffahrt keine Notfallanweisungen?

Ich unternahm vor einigen Wochen eine Schifffahrt auf dem Starnberger See. Unterwegs dachte ich mir, dass ich im Notfall gar nicht wusste, wo zum Beispiel Schwimmwesten sind. Eine Mitreisende wusste zufällig, dass sie sich unter den Bänken befinden.

Ist das bei Schifffahrten auf Seen immer so, dass es keine Durchsagen gibt, wie man sich im Notfall zu verhalten hat? Ich fände eine kurze Durchsage aus dem Lautsprecher ganz sinnvoll. Welche Erfahrungen habt ihr diesbezüglich gemacht? Wie ist das auf Kreuzfahrtschiffen? Gibt es dort einen längeren Vortrag zum Verhalten in Notsituationen?

Ich war noch nie auf einem Kreuzfahrtschiff unterwegs, aber ich habe schon öfter gehört, dass es da richtige Notfallübungen gibt. Ich war bisher fast immer auf Schiffen, die ganz normale Linienschiffe sind. Meine kürzeste Verbindung nach Frankreich ist zum Beispiel mit der Autofähre über den Rhein.

Da kann ich mich tatsächlich nur an wenige Durchsagen erinnern. Auf einer Fähre nach Dover wurde erklärt, dass man im Notfall Schildern zu einem Treffpunkt folgen soll. Aber sonst? Ein Schiff, das mehrmals täglich über den Bodensee fährt, ist halt eher ein öffentliches Verkehrsmittel und im Zug bekommt man ja auch nicht gesagt, wie man im Notfall die Scheiben einschlagen oder die Türen öffnen kann.

An was ich mich aber erinnern kann ist, dass selbst auf einer Autofähre, die gerade mal fünf Minuten auf dem Wasser ist, Schilder hängen, die zeigen, wo man Schwimmwesten und Rettungsinseln findet. Ich kann mir deshalb nicht vorstellen, dass dein Schiff kein entsprechendes Schild hatte.

Ehrlich gesagt habe ich da nie aufgepasst, wenn irgendwas gesagt wurde. Ich vertraue einfach diesen Verkehrsmitteln. Selbst im Flugzeug höre ich mir das nicht an. Die Verkehrsmittel sind schließlich sicher. In der kurzen Zeit kann man sich auch nicht alles merken.

Ich mache gern Rundfahrten auf diversen Seen und habe mir auch noch nie Gedanken gemacht, dass der Kahn theoretisch mitten auf dem Ammersee sinken könnte. Für mich ist es einfach ein - zugegebenermaßen idyllisches - öffentliches Verkehrsmittel, und in Bus und Bahn mache ich mir auch nie Gedanken, wo sich die Feuerlöscher befinden und wie man am besten aus dem Fenster entkommen kann.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein gemütlicher, regelmäßig gewarteter Kahn voller kaffeetrinkender Senioren auf einem Binnensee ohne Wind und Wellengang tatsächlich in Seenot geraten oder gar sinken kann, halte ich für außerordentlich gering. Im extremen Zweifelsfall wird die Besatzung schon wissen, was zu tun ist und rechtzeitig einen Notruf absetzen. Irgendwelche Schilder sind mir noch nie aufgefallen, aber ich gehe dennoch felsenfest davon aus, dass es für den Notfall bestimmte Protokolle und Vorschriften gibt. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, titanic-mäßig hilflos im Ammersee zu treiben, während der Kapitän im einzigen Notfloß davonrudert.

Also, auf Binnenschiffen, auf denen man sich nur relativ kurze Zeit aufhält, weil man beispielsweise eine Ausflugsfahrt oder Fährüberfahrt macht, habe ich noch nie irgendwelche Notfalleinweisungen mitbekommen. Das ist so ähnlich wie auch in anderen öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch der Zugbegleiter erklärt seinen Passagieren in der Regel nicht vorbeugend, wie sie sich im Falle eines Unglücks aus der Bahn befreien oder ein Feuer löschen können, obwohl es auch hier theoretisch zu prekären Situationen kommen kann (wenn z.B. ein Unglück auf einer Brücke, in abgelegenem Gelände oder in einem Tunnel passiert), in denen es vielleicht gut wäre zu wissen, was man tun sollte.

Bei unsere letzten Reise gab es auf der Kreuzfahrt für die Tender überhaupt keine Sicherheitseinweisungen mehr. Auch auf der Fähre nach Procida nicht. Im amerikanischen Raum laufen da immer die Tonbänder. Eine Beschwerde bei der Reederei selbst blieb unbeantwortet. Aus rechtlichen Gründen will ich die Reederei nicht nennen, aber sie würde Euch sicher sehr bekannt vorkommen. Das alles fand ich sehr leichtsinnig und gleichgültig.