Bei Psychopharmaka eine Persönlichkeitsänderung befürchten?
Ich habe gelesen, dass sehr viele Menschen bei der Einnahme von Psychopharmaka Angst vor einer Persönlichkeitsveränderung haben. Es wird dann befürchtet, dass man einfach nicht mehr man selbst ist und sich der Charakter oder eben Verhaltensweisen ändern.
Deswegen würden viele die Medikamente ablehnen und versuchen ohne diese zurecht zu kommen. Allerdings sollen Psychopharmaka die zum Beispiel bei Depressionen und Angststörungen eingesetzt werden, gar nichts am Menschen selbst und seiner Persönlichkeit verändern. Sie sollen ja nur die fehlenden Stoffe im Hirn wieder gerade rücken.
Habt ihr bei Psychopharmaka bedenken, dass diese eure Persönlichkeit verändern könnten? Meint ihr, dass dies ein weitverbreitetes Vorurteil ist? Habt ihr schon erlebt, dass diese Art von Medikamenten einen Menschen sehr verändert haben?
Nelchen hat geschrieben:Sie sollen ja nur die fehlenden Stoffe im Hirn wieder gerade rücken.
Dir ist schon klar, dass das Gehirn alle Emotionen und Verhaltensweisen steuert oder? Warum sollte es also nicht den Charakter verändern, wenn man mal eben mit Chemie im Gehirn "rumpfuscht"? Wer meint, dass Psychopharmaka gar nichts verändert, ist in meinen Augen bildungsfern und uninformiert und sollte entsprechende Bildungslücken schließen.
Ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass Psychopharmaka so einiges anrichten können. So habe ich selbst verschiedene Präparate vor Jahren einnehmen müssen und je nach Präparat hat sich die Persönlichkeit sehr krass geändert. Als ich sie abgesetzt hatte, war ich wieder ein anderer Mensch. Das ist völlig normal, wenn man so an der Gehirnchemie manipuliert.
Sicher, jede Veränderung ist eine Veränderung. Was man als der Persönlichkeit zugehörend ansieht, kann sich ja etwas unterscheiden. Natürlich kann man auch sagen, wenn eine Depression von der Medizin verschwindet - die Depression ist ja nur eine Krankheit - oder ein Krankheitssymptom. Andererseits kann es durchaus Nebenwirkungen geben. Mitunter auch positive.
Ich hatte mal eine Art Erschöpfung (burn-out light, oder so was) und habe da Antidepressiva bekommen, merkte dass das nicht nur gegen die momentane Depression half, sondern außerdem mein leicht aufbrausendes Temperament etwas beruhigte. Stimmungsschwankungen sind nix positives und ich merkte, dass ich mit der Medizin eine mehr ausgeglichene Stimmung habe, und außerdem mehr Motivation für langweilige Dinge, die einfach sein müssen. Also habe ich eine niedrige Dosis weitergenommen. Passt mir einfach und "Cosmetic pharmacology" nennt man das. Habe auch das Buch "listening to Prozac" gelesen, über dieses Thema. Kann ich auch empfehlen.
Übrigens: Das Wichtige wäre ja sowieso, falls es BESTEHENDE Veränderungen geben sollte - das wäre natürlich wichtig zu wissen. Aber so weit ich weiß, ist das nicht der Fall. Ansonsten verschwinden ja alle Veränderungen wieder, wenn man die Medizin absetzt.
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