Bei psychischer Erkrankung selbst als Psycho bezeichnen?

vom 15.10.2017, 08:03 Uhr

Eine Freundin ist psychisch krank und das wohl schon einige Jahre. Sie ist deswegen auch in Therapie und nimmt auch Medikamente. Jedoch würde man gar nicht meinen, dass sie unter Depressionen leidet, wenn man dies nicht wüsste und sie kennt. Sie bezeichnet sich aber selbst immer als Psycho. Und sagt auch über andere, die irgendeine psychische Erkrankung haben, dass dies ebenfalls Psychos seien.

Nun ist das doch etwas befremdlich, wenn man sie selbst so über sich reden hört und man kann das ja schon als Abwertung der eigenen Person betrachten. Ich weiß selbst nicht so recht, wie genau sie das meint. Aber bei mir kommt es so an, als würde sie diesen Ausdruck einfach benutzen, weil sie sich das angewöhnt hat und nicht, weil sie damit die Erkrankten irgendwie beleidigen oder abwerten möchte. Darauf angesprochen habe ich sie jedoch bisher nicht.

Kennt ihr auch Menschen, die sich selbst als Psycho bezeichnen? Findet ihr das es dabei immer abwertend gemeint ist? Meint ihr, dass man sich das auch einfach angewöhnen kann? Würdet ihr das als Beleidigung sehen, wenn ihr selbst unter einer psychischen Krankheit leiden würdet? Wie würdet ihr damit umgehen? Sollte man da fragen, wie dies gemeint ist?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Generell finde ich solche Bezeichnungen und Begriffe, die eine Person aufgrund eines körperlichen oder geistigen Gebrechens oder einer anderen Unzulänglichkeit abwerten, eher fehl am Platz, auch wenn sie humorvoll gemeint sind. Jeder geht nun anders mit solch einer Art Scherz um, und viele werden sich auch durch solche Kommentare nicht angegriffen fühlen; aber man weiß eben nie, ob man nicht doch eine andere Person unbewusst damit verletzt oder triggert. Deswegen unterlasse ich selbst solche Worte.

Allerdings kommt es nicht selten vor, dass Menschen solche Ausdrücke in selbstironischer Art und Weise verwenden. Dass psychisch Erkrankte von sich selbst als "Psychos", "Verrückte" oder "Gestörte" reden, habe ich schon mehrfach mitbekommen. Ebenso nennen sich einige Menschen mit körperlichen Behinderungen teilweise selber "Krüppel".

Manche verwenden diese Strategie, um anderen Personen im Umgang mit diesen Erkrankungen die Scheu zu nehmen und um auszudrücken, dass sie aufgrund ihres Leidens nicht wie ein rohes Ei behandelt werden wollen. Für andere ist das vielleicht eine Art und Weise, mit der Erkrankung umzugehen und darüber nicht in Selbstmitleid und Verzweiflung zu versinken. In solchen Fällen habe ich auch nichts dagegen, aber man sollte dabei doch stets bei sich selbst bleiben und nicht mit der gleichen Haltung über andere sprechen, die da vielleicht eine andere Auffassung vertreten.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


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