Bei Problemen zuhören oder ungefragt Rat erteilen?
Mir ist aufgefallen, dass es in diesem Punkt zwei unterschiedliche Verhaltensweisen gibt. Es gibt Menschen, die bei Problemen und Sorgen, die man ihnen schildert, grundsätzlich nur zuhören und trösten und für den anderen da sind. Es gibt aber auch Menschen, die können nicht nur zuhören, sondern haben diesen inneren Drang, sofort einen Ratschlag zu erteilen und unbedingt helfen zu müssen.
Ich bin beispielsweise ein Mensch, der den anderen erst einmal zuhört. Ich helfe erst oder erteile Ratschläge, wenn man mich explizit darum bittet. Ich bin selbst ein Mensch, der sich manchmal den Kummer von der Seele sprechen muss. Da geht es um den Akt des sich Aussprechens, der für mich schon heilsam ist und mir hilft, Dinge zu verarbeiten. Da finde ich es absolut nervig, wenn man mir dann ungefragt Ratschläge reinwürgt.
Leider scheint es aber so zu sein, dass der Großteil in meinem Umfeld dann automatisch in diesen Zwang verfällt, ungefragt Ratschläge zu erteilen, was ich eher bevormundend als hilfreich finde. Ich empfinde das auch als respektlos, als würde man nicht zuhören wollen und irgendwie ist es auch bevormundend. Ich möchte erst einen Rat hören oder Hilfe erhalten, wenn ich direkt und explizit darum bitte.
Wie ist das bei euch? Könnt ihr zuhören oder müsst ihr dann auch immer Ratschläge erteilen? Was habt ihr lieber, wenn ihr über eure Probleme sprecht?
Wenn zu mir jemand kommt und mir von seinen Problemen erzählt, dann höre ich einfach nur zu und stehe der Person tröstend zur Seite. Werde ich dann nach einem Rat gefragt, dann erteile ich auch gerne einen, aber einfach ungefragt irgendwelche Ratschläge erteilen tue ich auch nicht. Das finde ich irgendwie unangebracht.
Es gibt ja tatsächlich Menschen, die einem ungefragt zu irgendetwas raten und das finde ich aber nicht so gut. Mir kommt das respektlos und unhöflich vor.
Ich denke, dass es darauf ankommt, was da gerade erzählt wird. Wenn mir jemand einfach etwas erzählen möchte, dann höre ich da auch gerne zu und bin einfach erst mal nur da. Das finde ich dann auch wichtig, weil es oft wirklich einfach schon helfen kann, wenn einem nur mal jemand zuhört. Aber wenn mir dann jemand etwas erzählt, was ich nicht in Ordnung finde, dann sage ich das auch.
Wenn mir also zum Beispiel jemand erzählt, dass er Probleme mit dem Partner hat und dann sagt, dass er sich da schlagkräftig gewehrt hat, dann würde ich dazu schon sagen, dass ich das nicht in Ordnung finde und dann muss ich sagen, dass es mir auch egal ist, dass das ein ungefragter Einwand meinerseits ist. Dann möchte ich einfach meinen Standpunkt vertreten und kann dann nicht da sitzen und nicken.
Ich bin eine sehr gute Zuhörerin. Das mache ich wirklich gerne. Das ist für mich auch selber Input, wie Situationen entstehen können, woraus ich Erfahrungen sammel, um zu lernen. Derweil kann ich unter Umständen auch selber mal sehen, wie es bei anderen zugeht, um daraus ebenso mehr Input für mich zu gewinnen. Es hat somit auch einen indirekten und nicht gewollten Nutzen, wenn man gut zuhören kann.
Ich bin allerdings niemand, der gerne tröstet. Wer weint, wird nicht gleich von mir in den Arm genommen. Da bin ich manchmal etwas forsch, wie meine Freunde sagen, aber das schätzen sie an mir. Beispiel; Freundin A wurde von ihrem Freund O verlassen. Sie hat bitterlich geweint, was okay war. Im ersten Moment habe ich sie auch getröstet, weil das natürlich mies war. Doch nach dem vierten oder fünften Tag hörte das bemitleiden und weinen nicht auf, sodass ich zu meiner Freundin A meinte, dass sie jetzt aufhören soll zu heulen, dass er sowieso nichts mitkriegt davon und es ihm egal ist.
Das klingt jetzt total gemein, ich weiß es! Doch meine Freundin wusste sofort, wie ich das meine. Es war eben auch so, wie ich es sagte. Er vergnügte sich längst mit einer anderen, was mir bewusst war, weil ich von ihm nie etwas hielt und das auch vorhergesagt habe. Doch sie hat verstanden, dass ich damit sagen wollte, andere Mütter haben auch schöne Söhne und heul nicht jemanden nach, der es nicht verdient hat.
Ich muss Euch jedoch dazu sagen, dass wir in unserem Freundeskreis alle so sind. Das heißt, wir wissen genau, wie wir den anderen zu nehmen haben. Gleichwohl wir sehr forsch, manchmal auch asozial wirken und doof. Das ist aber eben unsere Kindheit, die schlechten Erfahrungen und mehr, die uns so gemacht haben. Wir sind aber eine eingeschweißte Truppe, die eben genau damit umgehen kann. Gleichwohl wir selber zu uns alle mal sagen "bohr B heute hättest das aber mal anders sagen dürfen".
Ungefragt einen Rat erteilen, das gibt es bei mir nicht. Dafür bin ich nicht die Person, die jedermann helfen möchte, nur weil bei mir jemand weint, seine Probleme schildert usw. Es gibt eben Menschen, die wollen nichts in sich hineinfressen, aber keinen Rat! Das kenne ich und akzeptiere es. Wer fragt, der kriegt jedoch genau so meine Meinung, wie jeder andere auch. Welche durchaus auch gemein sein kann. Ich rede also nichts schön, durch die Blume oder anderweitig. Doch dafür haben ungelogen 80 Prozent meiner Ratschläge Hand und Fuß gehabt. Die anderen 20 Prozent waren die Leute, die meinen Ratschlag nicht annehmen wollten, was keine Pflicht ist, aber am Ende dann sagten, Du hattest Recht.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Wie oft mistet ihr Beautyprodukte aus? 2387mal aufgerufen · 14 Antworten · Autor: beere · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Gesundheit & Beauty
- Wie oft mistet ihr Beautyprodukte aus?