Bei Migrant vergessen, dass er Migrant ist?

vom 03.07.2017, 04:44 Uhr

Eine Freundin von mir ist mit einem Mann zusammen, der polnischen Migrationshintergrund hat. Er ist wohl nach Deutschland gekommen als er 9 Jahre alt war. Mittlerweile mit 27 merkt man davon überhaupt nichts mehr. Er spricht akzentfrei Deutsch und sieht auch nicht besonders ausländisch aus.

Das führt dann oft dazu, dass ich schnell mal vergesse, dass ich eigentlich jemanden vor mir habe, der Migrationshintergrund besitzt. Meine Freundin erwähnt es gerne ab und an und vergleicht ihn dann mit Migranten, die hier geboren und aufgewachsen sind und mit 25 Jahren immer noch schlechtes Deutsch sprechen mit einem wahnsinnigen Akzent. Ich bin dann jedes Mal irritiert und muss mich wieder daran erinnern, dass ihr Freund dann ja auch Migrant ist. :lol:

Geht es euch bei manchen Migranten auch so? Ist es euch auch schon passiert, dass ihr bei einem Migranten vergessen habt, dass er eigentlich Migrationshintergrund hat, weil er so gut integriert ist? Oder hat Integration für euch nichts mit akzentfreiem, fehlerfreiem Deutsch zu tun, sondern eher mit anderen Faktoren?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Bei mir erkennt man auch nicht unbedingt, dass ich keine Deutsche bin. Eigentlich nur wenn ich mich aufrege oder wenn ich direkt aus einem Gespräch mit meiner Familie komme und noch nicht auf Deutsch umgeswitcht habe, dann bleibt mal das ein oder andere Wort in meiner Muttersprache hängen. Ich spreche seit Kindesbeinen an Deutsch, hatte in der Schule auch Deutschunterricht und habe immer viel gelesen und so konnte ich mir auf Dauer einen Wortschatz und eine Ausdrucksweise aufbauen. Ansonsten erkennt man es absolut gar nicht, dass ich keine Deutsche bin und es ist in Ordnung so.

Integration ist jedoch in meinen Augen mehr als die Sprache. Klar, die Sprache ist wichtig, aber nur weil jemand die Sprache nicht perfekt beherrscht, ist er kein schlechterer Mensch. Außerdem gibt es genügend Deutsche, die nicht mal ein Wort gerade sprechen können. Man passt sich als Migrant irgendwo an, im Verhalten, im Aufbau des Umfeldes, im Allgemeinen. Man muss nicht alles mitmachen, ich feiere zum Beispiel weiterhin den Nationalfeiertag meines Herkunftslandes, aber man sollte Traditionen respektieren und sich vielleicht auch mal ein wenig in geschichtliche Hintergründe hineinfinden.

Sprache ist wichtig. Aber nicht Alles. Wie gesagt, es gibt genügend nicht integrierte Deutsche, die so tun, als wären sie die hellsten Kerzen auf der Torte, kennen aber nur Bruchteile der deutschen Geschichte, der deutschen Lebensart und verhalten sich wie die Axt im Walde. Nur mal so am Beispiel Deutschland, findet man eigentlich in fast jedem Land. Integration ist nicht, dass man nicht auffällt, sondern dass man zumindest versucht, das Land und die Lebensart in dem man lebt zu respektieren, nicht in allen Ansichten, aber man sollte es zumindest versuchen.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12597 » Talkpoints: 13,87 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^