Bei Lieferessen noch weniger Einblick in Hygiene?
Es gibt inzwischen Restaurants bzw. Betriebe, die sich nur auf die Lieferung spezialisiert haben. Wenn man in ein Lokal geht und dort etwas isst, kann man evtl. noch erahnen bzw. ein wenig schauen, wie die allgemeine Hygiene so ist. Bei Betrieben, die ausschließlich liefern, hat man das aber nicht mehr oder wie seht ihr das? Ich finde, dass das ein großes Problem ist.
In wie viele Küchen von Anbietern mit Gastraum hast du denn schon geschaut? Da trifft dich regelmäßig der Schlag! Ich höre mir immer gern die Erfahrungen unseres Küchenpersonals an, wenn die einen Minijob suchen. Die nehmen regelmäßig von Angeboten Abstand, weil das Inventar quasi lebt. Ob das nun eine gutbürgerliche Gaststätte ist oder ein Asia-Laden ist dabei vollkommen unerheblich. Und das deckt sich vollkommen mit den Erfahrungen von früher, als ich regelmäßig in gewerbliche Küchen gucken konnte. Es kommt auf den Betreiber an und nicht auf eventuellen Publikumsverkehr.
Für mich bedeutet Nicht-Selber-Kochen im weitesten Sinne immer einen Vertrauensvorschuss, dass in den entsprechenden Etablissements die Ratten keine Partys im Salat feiern. Klar kenne ich die diversen Horror-Storys, aber die tanzenden Ratten in der Sterneküche geben eben bessere Geschichtchen ab als streifenfreie Sauberkeit und Einhaltung sämtlicher Hygieneregeln.
Ich gehe gern essen und lasse mir die ganze Palette von Fast Food über diverse Länderküchen bis hin zum guten alten Schnitzel mit Pommes und gemischtem Beilagensalat (mit Apfelschorle) schmecken. Auch der Lieferdienst kommt bei mir mindestens einmal pro Woche zum Zuge, da ich viel außer Haus bin und nach Feierabend keine Lust mehr habe, mich groß an den Herd zu stellen.
Ich setze mehr oder weniger darauf, dass auch kein Lieferdienst Interesse daran hat, die Kundschaft mit Magendarm zu verseuchen. Sobald da etwas vorfällt, kannst du die Klitsche nämlich zumachen. Lieferdienste gibt es wie Sand am Meer, sodass die Kundschaft keinen Grund hat, noch mal das fragwürdige Sushi zu riskieren.
Da ich viel außer Haus und nach Feierabend noch unterwegs bin, habe auch ich oft keine Zeit und Muße zum ausgiebigen Selberkochen. Deswegen nutze ich häufig gastronomische Dienstleistungen. Meistens gehe ich eine der bezahlbaren Gaststädten in meinem Stadtviertel, oder ich hole mir etwas zum Mitnehmen von dort nach Hause.
Klar weiß ich nicht wirklich, was in den Küchen so vor sich geht. Andererseits: ohne einen gewissen Vertrauensvorschuss geht es sowieso nicht. Dann dürfte ich nur essen, was ich selbst zubereitet habe. Nur in den wenigsten Fällen wird man vor der Mahlzeit eine Führung durch die Küche bekommen. Ob man aus der optischen Sauberkeit des Gastraums auf die Sauberkeit in der Küche schließen kann, weiß ich nicht. Insofern weiß ich nicht, ob es einen großen Unterschied macht, ob man den Laden vor der Mahlzeit in Augenschein nehmen kann oder nicht.
Immerhin bin ich bisher vor gravierenden Magenverstimmungen verschont geblieben. Zwar habe ich vor einigen Tagen nach einer chinesischen Mahlzeit etwas Bauchgrummeln gehabt, aber das dürfte eher an der doch recht scharfen Würzmischung und an der reichlichen Zugabe von Szechuanpfeffer gelegen haben, der schon beim Essen im Mund geprickelt hat.
Ich mag es gern deftig und das deckt sich zum Glück mit den Vorlieben vieler Polizisten und gestressten Krankenhauspersonals. Daher setze ich bevorzugt auf die Lieferdienste, die diese Berufsgruppen im Dienst regelmäßig nutzen. Natürlich ist da niemand ordentlicher oder besser, weil die Wache oder Station 10 der Klinik angerufen hat. Aber alte Zutaten, kleine Portionen und schlechter Geschmack sprechen sich da schnell rum. So wird es solide, preislich fair und pünktlich.
lascar hat geschrieben:Meistens gehe ich eine der bezahlbaren Gaststädten in meinem Stadtviertel, oder ich hole mir etwas zum Mitnehmen von dort nach Hause.
Ohje, was für Schreibfehler.... "Gaststädten" hatte ich bisher noch nie geschrieben. Und ich gehe natürlich "in" eine Gaststätte...
Was das deftige Essen bei Krankenhausmitarbeitern betrifft, ist mir das auch schon aufgefallen. Ich kriege immer mit, welche Speisen unsere Krankenhauskantine so auftischt. Da stehen ungewöhnlich häufig Schweinebraten, Haxen, Gulasch etc. auf dem Plan. Schmeckt mir eigentlich auch ganz gut, allerdings kann ich zur Mittagszeit keine so großen Mengen essen.
Das ist doch nicht verwunderlich, oder Lascar? Ich bin letztens zwei Wochen für einen externen Qualitätssicherungsauftrag täglich mit verschiedenen Pflegekräften und Assistenzärzten mitgelaufen, um bestimmte Prozesse zu dokumentieren und zu bewerten. Da ich im Punkt Hygiene komplett raus war, konnte ich einen Fitnesstracker tragen. Da kamen jeden Tag nur während der Arbeitszeit 13.000 bis 17.000 Schritte zusammen und über 30 Stockwerke.
cooper75 hat geschrieben:Das ist doch nicht verwunderlich, oder Lascar?
Ich hatte auch nicht geschrieben, dass ich mich wundere. Wenn mir etwas auffällt, bedeutet es nicht zwangsläufig, dass es mich persönlich wundert. Es könnte aber sein, dass vielleicht manche Menschen denken, dass Krankenhauspersonal bevorzugt gesund (im Sinne von vegetarisch/vegan) essen würde.
Wir nutzen nur einen Lieferdienst und da kennen wir auch das zugehörige Restaurant. Soweit man da in die Küche schauen konnte, geht es dort sehr sauer zu. Und man sagt nicht umsonst, dass man erst mal die Toilette anschauen sollte, bevor man Essen bestellt. Was sich übrigens auch an schmutzigen Tischtüchern, Besteck und so widerspiegeln würde, wenn man es mit der Hygiene nicht so genau nimmt.
Wobei uns vielleicht maximal vier bis fünf Mal im Jahr liefern lassen. Und das eben nur bei diesem einen Anbieter, weil wir da wissen, woran wir sind. Egal ob es die Qualität, der Preis oder die zugesagte Lieferzeit ist. Da passt es einfach.
Kommt natürlich darauf an, was das für ein Lieferdienst ist. Also von meiner Tätigkeit in einer Großküche, die neben zwei Speisesälen mit ca. je 500 Plätzen auch so ganz nebenbei die Bediensteten der Stadt, die in den Dienstgebäuden keine eigene Kantine mit Kochgelegenheiten zur Verfügung stehen hatten, täglich mit dem Thermocontainer bedienten, könnte ich berichten, dass jeden Tag Proben vom Essen gezogen wurden, die an das Gesundheitsamt gingen. So konnte schnell festgestellt werden, ob die Salmonelleninfektion etwa von "uns" kam oder nicht.
Und die Hygienevorschriften sehen tägliches Schrubben und Absprühen des Bodens, der Ecken etc. mit Insektiziden durch eine Spezialfirma vor. Die Kartoffelbottiche zum Beispiel wurden immer zweimal gereinigt. Ein Durchgang reichte nicht. Und ist nicht alles blitzblank gewesen, gab es keinen Feierabend.
Und zur Hygiene im weitesten Sinne gehörte natürlich auch die Entsorgung von Müll. Da wurde bereits getrennt zwischen Konservendosen aus Blech, anderweitiger Verpackung und Bioresten. Die Mulden befanden sich in ausreichender Entfernung zum Speisesaal und wurden sehr oft gewechselt. Also keine üblichen Müllcontainer.
Kann mir nicht vorstellen, dass ein kleines Unternehmen, vielleicht in verwinkelter Altstadt gelegen, rein platzmäßig einen so großen Aufwand treiben könnte. Oft ist es ja gerade die Müllentsorgung, die in Köln zum Beispiel bei Pizzerien immer wieder zu Beanstandungen geführt hatten. Und das fälschlicherweise in die Kanalisation abgelassene Fritteusenfett sorgte für so manche Verstopfung ganzer Straßenzüge, bis da endlich auch von den Behörden durchgegriffen wurde.
Besser wäre es, sich den Laden irgendwann einmal selber anzuschauen, bevor man "blind" auf Hochglanzprospekte von Lieferdiensten, die wieder einmal im Briefkasten als Werbung landeten, hereinfällt. So lecker wie die Speisen auf dem Prospekt aussehen, sind sie vielleicht dann doch nicht. Und mit der Hygiene sieht es eventuell auch nicht so gut aus.
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