Bei Herzstillstand erste Hilfe leisten - könntet ihr das?
Im Betrieb, in dem mein Freund arbeitet ist heute ein Mitarbeiter zusammen geklappt und hatte einen Herzstillstand. Ein Kollege hat erste Hilfe geleistet und hat einen anderen Kollegen angewiesen, was er zu tun hat. Bis der Krankenwagen kam haben sie Mund zu Mund Beatmung und auch eine Herzmassage gegeben und der Kollege ist jetzt stabil und liegt im Krankenhaus.
Ich stelle mir das wirklich sehr schlimm vor und ich wüsste nicht, wie ich so schnell reagieren würde und ob ich alles richtig machen würde. Gelernt hat man es ja mal bei dem Kurs für den Führerschein. Aber ich weiß nicht, ob ich es an einem Menschen auch durchführen könnte. Aber versuchen würde ich es auf jeden Fall.
Könntet ihr helfen? Habt ihr es schon mal gemacht? Wisst ihr genau, was man bei einem Herzstillstand machen müsst? Wie macht man es denn wirklich richtig?
Also zuerst einmal ist es ja ganz einfach. Selbst falsche Erste Hilfe ist besser als gar keine Erste Hilfe. Du musst dich ja nur fragen, was denn beim Herzstillstand passiert, wenn du nichts machst. Das ist eigentlich ganz einfach, der Kollege wäre gestorben. Schlechter machen kann man es also schon mal nicht, selbst wenn es völlig schief geht.
Aber auch die Erste Hilfe ist jetzt nicht so schwer. Zur Not, wenn man sich nicht traut zu beatmen, dann reicht es auch aus die Herz-Druck-Massage zu machen, die ist sowieso viel wichtiger als die Beatmung. Sauerstoff ist immer noch ein wenig im Blut vorhanden, aber der muss halt überall hinkommen und das geht nur mit Drücken. Und das Drücken ist jetzt keine große Kunst. Mittig auf dem Brustbein ansetzen und dann kräftig durchdrücken. Einen guten Rhythmus hat man wenn man im Kopf dazu Stayin alive summt und das kennt doch eigentlich jeder.
Wenn man noch mitbeatmet dann würde man nach 30 mal Drücken zweimal beatmen und dann wieder mit drücken anfangen. Das sollte man dann eben solange machen, bis der Notarzt beziehungsweise der Rettungsdienst kommt oder wieder ein Kreislauf vorhanden ist.
Wie gesagt an sich ist das keine große Kunst und nicht wirklich schwer. Man muss es halt einfach nur machen und nicht darauf warten, dass irgendwer schon einspringen wird. Es hat doch niemand etwas zu verlieren, man kann da nur gewinnen, wenn man dann jemanden rettet.
In der Situation stellt sich nicht die Frage, ob du es könntest oder nicht. Wenn jemand vor dir zusammen klappt und dabei ist zu sterben und nur überlebt, wenn du eine Herz-Lungen-Massage ausführst, wirst du nicht lange zögern. Ich habe es selbst erlebt.
Ich musste einen sehr nahen Verwandten "wiederbeleben", bis der Notarzt ankam. Es war überhaupt keine Frage, ob ich es kann. Ich habe einfach gemacht, was ich für richtig hielt. Habe einfach funktioniert. Und dies hat der Person das Leben gerettet. Viel falsch machen kannst du nicht. Mehr als sterben, geht nicht.
Wenn du dir unsicher bist, dann wird es Zeit, dass du einen neuen Kurs belegst, der dein Wissen auffrischt. Vor allem, wenn man sich dabei eben auch fragt, ob man es kann. Und ja, man kann, wenn es darauf ankommt. Ich hatte zwar noch keine Wiederbelebung bisher machen müssen. Aber habe schon bei mehreren Verkehrsunfällen als Ersthelfer agiert.
Und wenn man da hilft und etwas falsch macht, dann passiert auch einem Helfer auch nichts. Es gab zwar schon Fälle wo diese dann sogar verklagt wurden. Aber die Kläger sind da nie durchgekommen mit ihren Forderungen. In dem Beispiel mit dem Herzstillstand gab es schon öfter die Fälle, dass die Ersthelfer die eine oder andere Rippe dabei angeknackst haben. Das kommt vor und ist das kleinere Übel, wenn man am Ende ohne Folgeschäden überlebt.
Doch, ich denke, ich könnte es, denn ich weiß das ich in gewissen Momenten einfach nur noch funktionieren kann und mein Wissen das vorhanden ist abrufen und anwenden kann. Ich sage mir auch immer wieder, es ist nicht wichtig, das alles 100% korrekt ist, sondern wichtig ist, das man überhaupt etwas unternimmt und im Zweifel retten man ein Leben. Die Alternative für mich, wäre es nicht mal zu versuchen und direkt das aufzugeben und damit auch den Menschen, der gerade Hilfe braucht.
Ich habe bedingt durch mein Hobby auch schon Notfallübungen simuliert, was echt heftig ist, denn selbst da denkt man gar nicht mehr über jeden kleinen Schritt nach, sondern macht einfach nur, ab einem gewissen Punkt kommt es einem auch nicht mehr wie eine Übung vor.
Wenn man jedoch das Gefühl hat, man wüsste nicht, ob man helfen könnte und Angst davor hat Fehler zu machen und ob man denn noch alles aus dem Erste Hilfe Kurs weiß, dann ist es tatsächlich ein guter Punkt nochmal einen Erste Hilfe Kurs zu absolvieren und sein Wissen aufzufrischen. Dazu würde ich mir dann allerdings keinen typischen Kurs suchen, in dem alle sitzen, die ihren Führerschein machen wollen. Es gibt da so viele Angebote, das man auch wirklich in kleinen Gruppen nochmal alles auffrischen kann.
Ich habe nicht gezählt wie oft ich in meinem Leben schon reanimiert habe. Ich habe das ganze aber auch gelernt und über 10 Jahre beruflich ausgeübt, nebenbei am Wochenende noch Erste Hilfe Kurse gegeben. Ich kann daher schon von mir sagen, dass man mich nachts aus dem Tiefschlaf wecken kann und dieser Automatismus direkt abläuft und ich weiß was ich zu tun habe. Je nach dem was mir alles zur Verfügung steht nur die Laienreanimatin oder auch mit erweiterten Maßnahmen z.B. Medikamentengabe, Zugang, Intubation.
Wenn man sich nicht sicher ist, dann sollte man schon darüber nachdenken den Kurs erneut zu belegen. Es fällt dabei keinem ein Zacken aus der Krone und wer das nicht täglich macht, der hat darin auch keine Routine und fühlt sich auch nicht sicher. Das ist eine der Hemmschwellen warum viele nur zuschauen und nichts machen, neben der falschen Angst etwas "kaputt" zu machen. Das der Mensch der dort liegt aber "kaputt" ist wenn man nichts macht, dass leuchtet in diesem Moment auch nicht ein.
90% aller Reanimationen finden im persönlichen Umfeld statt wenn sie von Laien ausgeführt werden. Das ist dann Mutti, Vati, die Geschwister, Oma, Opa usw. die man in erster Linie reanimiert. Jemand komplett fremden auf der Straße ist eher selten, meistens bestehen persönliche Beziehungen untereinander wie auch Arbeitsplatz. Gerade wenn man jemanden kennt, ist die Überwindung manchmal einfacher als wenn es sich um jemand fremden handelt. Die Hemmschwelle ist auch größer, jemand komplett fremden seinen Mund auf die Nase zu drücken und zu beatmen, aber bei Mutti schaffen es dann mehrere.
Ohnehin rate ich alle 1-2 Jahre diesen Kurs auch aufzufrischen damit das aktuelle Wissen auch vorhanden ist, da sich auch in dem Bereich immer mal wieder etwas ändert. Zudem bekommt man Routine darin und übt es auch, damit man es im Notfall dann auch anwenden kann und aus seinem Gehirn abruft was wann wie zu machen ist.
Sorae hat geschrieben: Die Hemmschwelle ist auch größer, jemand komplett fremden seinen Mund auf die Nase zu drücken und zu beatmen, aber bei Mutti schaffen es dann mehrere.
Für die vermeintlich fremden Personen habe ich im Auto eine Taschenmaske liegen und zu Hause habe ich eine weitere. Kostet nicht die Welt, hilft aber definitiv dabei die Hemmschwelle zu überwinden, ggf. jemand fremden den Mund auf die Nase zu drücken. Den Umgang damit habe ich aber auch gelernt und mir vernünftig zeigen lassen.
StarChild hat geschrieben:Für die vermeintlich fremden Personen habe ich im Auto eine Taschenmaske liegen und zu Hause habe ich eine weitere. Kostet nicht die Welt, hilft aber definitiv dabei die Hemmschwelle zu überwinden, ggf. jemand fremden den Mund auf die Nase zu drücken.
Gute Erfindung und in solchen Fällen sicherlich hilfreich. Aber es sei nochmal gesagt, dass gerade bei der Laienreanimation die Beatmung absolut zweitrangig ist. Der Mensch stirbt zunächst nicht daran, dass er keinen zusätzlichen Sauerstoff mehr bekommt, sondern daran, dass der vorhandene Sauerstoff nicht mehr ins Gehirn transportiert wird.
Für den Laien reicht es zunächst völlig aus, nach Absetzen des Notrufes, mit der Herzdruckmassage zu beginnen. Im Blut ist in aller Regel genug Sauerstoff um alle wichtigen Organe bei ausreichendem Kreislauf noch für mehrere Minuten zu versorgen. Das reicht in den meisten Fällen locker aus um die Zeit bis zum Eintreffen proffesioneller Helfer zu überbrücken.
Natürlich ist die Beatmung bei längerer Reanimation wichtig und auch lebensnotwendig. Aber für die ersten Minuten bringt es keinen Überlebensvorteil. Zumal die richtige Beatmung ja der deutlich schwierigere Teil ist und bei Unsicherheit zu langen Unterbrechungen der Herzdruckmassage führen kann. Ich will damit jetzt nicht sagen, dass Beatmung verboten ist. Aber gerade Laien sollten dies in meinen Augen nur dann durchführen, wenn sie das sicher können und wenn nicht sich einfach nur auf die richtige Herzdruckmassage konzentrieren. Kreislauf ist wichtiger als richtige Beatmung.
Ich würde eher darauf schließen, dass sie bereits der Garantenstellung unterliegt wenn sie selbst in diesem Bereich tätig war. Damit gilt sie nicht als Laie wenn es an das Reanimieren geht und es wird von jemanden mit dieser Stellung auch erwartet neben der Herzdruckmassage auch die Beatmung hinzubekommen. Selbst wenn es in den ersten Minuten keinen Unterschied macht. Rechtlich begibt man sich als Garant auf ziemlich dünnes Eis wenn man das dann unterlässt, logisches Begründen bringt da wenig, man hat es gelernt und muss es anwenden damit ist das Thema gegessen.
Ansonsten ist eine Ausführung fachlich richtig und daher wird in der Ausbildung der Laien auch keine Beatmung mehr gelehrt, sondern nur noch die Herzdruckmassage. Wer aber seinen Erste Hilfe Kurs früher abgelegt hat, der wurde durchaus noch in der Beatmung von Mund zu Nase oder Mund zu Mund unterrichtet und wird das auch zur Anwendung bringen, wenn die Hemmschwelle überwunden wird. Denn welcher Laie informiert sich regelmäßig selbstständig über die aktuellen Reanimation Bestimmungen und Empfehlungen die heraus gegeben werden?
Aber du darfst dabei auch nicht vergessen, dass dabei immer der ideale Fall zur Grundlage gelegt wird mit den 10 Minuten der Hilfsfrist. Das ist im ländlichen Bereich kaum machbar alleine von der Anfahrtszeit des Rettungswagens noch umfasst das realistisch die Anrufzeit beim Notruf und das beginnen der Reanimation. So gut wie niemand springt von der ersten Sekunde auf und drückt, der Notruf zeitgleich abgesetzt ohne Unterbrechung und der Rettungswagen der nur 8 Minuten braucht, da 2 Minuten der Hilfsfrist bereits für den Anruf und das Disponieren gebraucht werden. Hast du aber oft und nicht nach mehr als 10 Minuten bei normaler Raumtemperatur reicht das bereits. In kalter Umgebung verhält sich das wieder anders, aber wer fällt schon im Kühlhaus um damit man auch 30-60 Minuten oder gar länger ohne Beatmung weiter kommt?
Mir ging es nicht um StarChild im Speziellen, sondern um den Laien im Allgemeinen. Ich würde jetzt nicht auf die Idee kommen, jemand aus dem Gesundheits- oder Rettungswesen vorschreiben zu wollen ohne Beatmung zu reanimieren.
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