Bei günstigen Haustieren den Tod eher hinnehmen?
Neulich war ich in einem Reptilienforum im Internet unterwegs und war teilweise sehr überrascht, was ich dort gelesen habe. Ein Reptilienhalter berichtete davon, dass er zwei Geckos gehabt habe, die er ohne UV-Lampe gehalten hat. Gerade bei dieser Geckoart ist eine UV-Lampe unerlässlich. Das war ihm aber egal, denn er hat im Internet gelesen, dass andere es auch so machen. Die Tiere sind verstorben und es schien ihn nicht weiter zu bedrücken. Er berichtete einfach davon.
Die gleiche Person hat daheim aber auch ein sehr teures Chamäleon und dieses genießt quasi die volle Ausstattung. Klar, so ein teures Tier sollte natürlich länger erhalten bleiben. Ähnliche Eindrücke habe ich aber auch schon bei anderen Tieren gehabt. Viele Menschen gehen beispielsweise mit Hamstern oder Meerschweinchen nicht zum Tierarzt. Verstirbt ein Tier ist eine Neuanschaffung häufig günstiger, als die Tierarztkosten.
Habt ihr auch den Eindruck, dass viele Menschen den Tod günstiger Haustiere eher in Kauf nehmen und auch weniger darum trauern, als wenn das Tier mehr Geld gekostet hat und eine richtige Investition war?
Ich habe Haustiere noch nie nach finanziellem Wert beurteilt. Emotionalen Wert haben sie völlig ungeachtet der Kosten, die sie verursacht haben. Übrigens kann auch billiges Haustier - manchmal auch gerade deswegen - neben dem Anschaffungspreis größere Kosten mit sich bringen. Wenn der finanzielle Wert so wichtig ist und ich das Tier als Investition betrachte, ist es kein reines Haustier für mich, wenn ich z.B. versuche mit der Zucht einen kleinen Gewinn zu machen. Dann ist neben der Trauer eben noch ein finanzielles Unglück im Spiel.
Wer ein krankes Meerschweinchen oder einen kranken Hamster hat und dem die ärztliche Versorgung verweigert,weil ein neues Tier billiger wäre als das existierende behandeln zu lassen, dem gehört fortan kein Haustier mehr ausgeliefert, am besten nicht mal eine Topfpflanze. Das Tier unnötig leiden zu lassen ist Tierquälerei und unter Umständen auch strafbar. Kein Geld für den Tierarzt oder sogar keine Möglichkeit das Tier dorthin zu bringen habe ich schon so oft gehört. Darüber macht man sich vorher Gedanken. Wenn man nicht genug Geld beiseite legen kann, um sein krankes Tier im Notfall versorgen zu lassen oder nicht einmal ein Taxi notfalls rufen kann, der soll sich kein Tier anschaffen.
Die Frage, die ich mir bei solchen von dir genannten Haltern stelle, ist, ob sie ihr Tier vielleicht einfach eher als Dekorationsegenstand sehen, was ja bei Reptilien, Fischen, Insekten und Amphibien leider gar nicht so abwegig ist, denn die Terrarien, Faunarien oder Aquarien machen ja oft optisch einiges her, während man aber in der Regel wenig Interaktion mit dem Tier selbst hat. Und aus der Sicht wäre es nur logisch, das Tier nach dem finanziellen Wert zu beurteilen.
Nachvollziehen kann ich eine solche Haltung nicht. Für mich ist jedes Lebewesen in meiner Obhut gleich viel wert, ganz egal ob es 5 oder 5000 Euro gekostet hat. Und ich könnte kotzen bei Menschen, die sich nicht einmal um die Grundbedürfnisse der Tiere scheren - solche Subjekte sollten gar keine Tiere bekommen.
In der Tat habe ich manchmal das Gefühl, dass Leute bei billigen Fischen, Hamstern, Vögel, Ratten oder Meerschweinchen sich immer wieder denken, ach das Tier hat ja nicht die Welt gekostet und jetzt ist es eben tot. Bei einigen vermisse ich da in der Tat eine gewisse emotionale Liebe, aber ich rede nicht von übertriebenem Rumgeheule, es sei denn die Person braucht das. Doch nichts? Man baut doch zum Hase und jedem Tier eigentlich eine leichte bis normale Bindung auf oder? Schließlich steht man in der Verantwortung des Tieres, um es zu füttern, gesund zu halten und mehr.
Ich war damals natürlich als Kind todtraurig, als meine Hamster gestorben sind oder meine Fische. Ich fand das einfach grausam, diese dann in die Toilette zu spülen, aber ich musste es, weil meine Familie es so wollte. Jeden Fisch beerdigen durfte ich nicht. Ich gebe zu, als Erwachsene war das dann weniger aufregend für mich oder traurig, aber das hatte eher weniger mit dem Preis der Tiere zu tun, sondern gewöhnt man sich irgendwann daran, dass gewisse Tiere zu schnell sterben.
Ich war aber trotzdem traurig, als mal mein Hamster mit 18 gestorben ist. Ich mochte den einfach und ich hatte den glaube 3-4 Jahre. Der war fit, süß und eben echt klasse. Ich mag ein Tier eben und dann bin ich auch etwas traurig, aber verfalle jetzt nicht in Depressionen (ohne die Krankheit witzig zu nehmen), sondern finde es einfach nur schade.
Aber zu gegeben beim Hund oder bei einer Katze reagiere ich doch etwas anders. Liegt vielleicht aber an den Möglichkeiten mit den Tieren zu kommunizieren, mehr zu tun und die Länge, die man die Tiere hat? Doch am Geld liegt es bei mir jedenfalls nicht und traurig bin ich immer, wenn ein Tier stirbt, aber der Tod gehört ja zum Leben nun einmal dazu.
Ohne es böse zu meinen muss ich trotzdem leider sagen, dass ich die Fragestellung ziemlich makaber finde. Wenn man Elektrogeräte nach einem Wert beurteilt, ist das wohl angemessen, aber ein Tier nach seinem Preis weniger oder mehr zu mögen? Das finde ich schon recht heftig. Das hat ja nun definitiv nichts mit seinem Wert zu tun. Dass man vielleicht um seinen Fisch weniger trauert, als um seinen Hund, kann ich aber nachvollziehen.
Natürlich sind Fische wie auch Hunde Lebewesen, aber einen Fisch kann man halt nicht knuddeln oder mit ihm den Tag verbringen. Wobei ich auch Menschen kenne, die wirklich um Fische trauern. Ich habe keine Fische im Aquarium aber Kois in unserem Gartenteich. Jeder Koi hat einen Namen und es macht mich schon sehr traurig, wenn sie sterben, jedoch habe ich zu ihnen nicht so eine starke Bindung wie zu meinen Frettchen oder unserem Hund. Und wer sich nun etwas mit diesen Fischen auskennt, weiß auch, dass sie teilweise erhebliche Werte aufweisen können.
Nun ist es aber so, dass ich sie gern beobachte und betrachte. Ich kann sie aber nicht halten, streicheln oder sie auf den Arm nehmen. Natürlich ist jeder Verlust eines Tieres sehr tragisch, aber nicht zu jedem habe ich eine starke Bindung, auch wenn sie vielleicht teuer waren. Ein Preis spielt dabei absolut keine Rolle. Jedes Tier wird tierärztlich versorgt, bekommt gutes Futter, lebt hygienisch und bekommt ausreichend Aufmerksamkeit. Es ist ja auch so, dass der Tod eines geliebten Menschen mal mehr und mal weniger emotional belastend ist. Klar trauert man um Angehörige, aber um Menschen die einem am Herzen liegen wahrscheinlich mehr als um flüchtige Bekannte.
Dies meine ich nicht böse. Und ich möchte keinen Vergleich zwischen Menschen und Tieren aufstellen, dies sollte lediglich dem Vergleich mit der emotionalen Bindung und nicht dem finanziellen Wert eines Menschen oder Tieres dienen. Der Tod gehört bei jedem Tier oder Mensch dazu und emotional war es für mich zum Beispiel schlimmer mein Chamäleon, als treuen täglichen Begleiter zu verlieren, als einen unserer Kois.
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