Bei großen Festen Tupperdosen für Essensreste mitnehmen?
Wir hatten vor kurzem ein Sommerfest auf Arbeit, wobei sehr viel Essen bestellt worden ist. Ich hatte vorher noch scherzhaft überlegt, ob es sinnvoll wäre, eine Tupperdose mitzunehmen um ein paar Essensreste einzupacken, aber fand es dann aber doch ziemlich dreist und habe daher darauf verzichtet.
Es hat sich dann aber herausgestellt, dass mehrere Kollegen so gedacht haben, sich aber keiner getraut hat, wirklich eine Tupperdose mitzubringen. Hinterher wurden dann solche Plastikschalen verwendet, die zuvor von einer anderen Kollegin in weiser Voraussicht für solche Zwecke bestellt worden sind und jeder hat dann etwas von den Resten mit nach Hause genommen.
Findet ihr persönlich es dreist, wenn man bei größeren Veranstaltungen wie Festen und dergleichen eigene Tupperdosen mitbringt, um die Essensreste hinterher aufzuteilen? Bei Festen ist es ja anders wie bei einem Gastgeber zu Hause, da kann man schlecht nach einer Tupperdose zum Ausborgen fragen.
Also ich finde es nicht dreist, sondern umweltschonend. Und wenn sich das schon der Großteil der Kollegen ebenfalls so gedacht hat, wie du beschreibst, dann ist das eine falsche Scheu vor Dreistigkeit. Bei uns in der Firma ist es immer so, dass zahlreiche Brötchen oder anderes Essen übrig bleibt. Hinterher wird alles immer aufgeteilt.
Wir wickeln dann eben das, was man so einwickeln kann wie Kuchen, die jetzt nicht aus Sahne bestehen oder Brötchen in Alufolie oder Frischhaltefolie ein und nehmen sie so mit nach Hause. Da bei uns am Mittag auch immer sehr viel übrig bleibt und wir das nachher essen oder mit nach Hause nehmen, hat bei uns schon fast jeder Mitarbeiter die Tuppergeschirre in der Firma. Von da her wäre das überhaupt nicht so peinlich.
Bei den Familienfeiern wird das am Schluss auch immer aufgeteilt. Zuerst unter denen, die selber auch etwas mitgebracht haben oder bezahlt haben und dann der Rest an die anderen. Und da man sich in einer Familie meistens öfter sieht, ist es auch nicht schlimm, wenn man einen Teller oder ein Tuppergeschirr ausgeliehen bekommt, man gibt es dann eben bei der nächsten Gelegenheit oder Feier wieder zurück.
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an mehrere Veranstaltungen in dem Institut, in dem ich zu Studienzeiten als studentische Hilfskraft tätig war, zu denen es immer ein reichhaltiges Catering gab. Es wurden dann Bleche mit Quiche, Pizza- und Pestoschnecken, diverse Brote und unterschiedliche Finger-Food-Häppchen sowie zwei verschiedene Suppen bei einem gastronomischen Betrieb aus der Umgebung bestellt. Zudem haben die Mitarbeiter noch selber Kuchen gebacken und als Dessert bereitgestellt.
Die Menge an Essen war eigentlich immer viel zu großzügig kalkuliert, und entsprechend blieb nach jeder Tagung ein großer Haufen an herzhaften und süßen Happen übrig. Ein Teil wurde im Instituts-Personalkühlschrank hinterlegt und in den Mittagspausen der Folgewoche Stück für Stück aufgebraucht, aber ohne großzügige Lebensmittelspenden an Mitarbeiter, Helfer und Tagungsgäste wäre es unmöglich gewesen, die Entsorgung großer Teile des Buffets zu vermeiden. Demnach wurden wir als Hilfskräfte sogar explizit dazu angehalten, Tupperboxen, Brötchentüten und sonstige Vorratsbehälter mitzubringen und so viel einzupacken, wie wir tragen und transportieren konnten. Ich habe das Angebot auch stets dankbar in Anspruch genommen, denn als Student mit knappem Budget und wenig Zeit zum Kochen sagt man zu leckerem fertigem Essen, das noch dazu problemlos eingefroren und später wieder aufgetaut werden kann, natürlich nicht nein.
Ich finde es deswegen auch nicht dreist, wenn man vorsorglich Behältnisse zur Mitnahme von Essensresten zu einer Großveranstaltung mitbringt, solange man nicht direkt nach Eröffnung des Buffets damit anrückt und sich die Crème de la crème für den privaten Gebrauch einpackt, während andere noch an Ort und Stelle davon essen wollen. Aber wenn am Ende des Tages wirklich etwas übrig bleibt, was ansonsten keinen Abnehmer findet, dann ist es in meinen Augen viel unmoralischer, das gute Essen einfach wegzuwerfen, als es an Leute zu verteilen, die es noch essen wollen.
Ich habe auch noch nie eine Dose von zu Hause mitgenommen, wenn ich zu einer großen Feier eingeladen wurde. Das finde ich schon irgendwie unpassend und sieht meiner Meinung auch ziemlich komisch aus, wenn man dann irgendwann seine Plastikdose hervor holt. Das sieht ja so geplant aus. Ich würde mir da irgendwie dumm vorkommen.
Meistens bekommt man dann ja vom Gastgeber angeboten, dass man noch Reste mitnehmen kann, wenn man möchte. Da gibt es dann ja meist irgendeine Möglichkeit, um das Essen zu verpacken und mitzugeben. Bei der Hochzeit einer Freundin war es so, dass sie die Reste vom Restaurant eingepackt bekam und diese dann nachträglich noch an Freunde und andere Hochzeitsgäste verteilt hatte.
Eine Mitarbeiterin von mir hat kürzlich alle Kollegen direkt nach der Arbeit zu sich nach Hause eingeladen - quasi ein kleines Sommerfest unter uns Arbeitskollegen. Da wurde dann auch reichlich Essen bestellt, wobei noch sehr viel übrig geblieben ist. Meine Mitarbeiterin hatte dann auch gar nicht so viel Tupperware zu Hause, um alles unterzubekommen. Wir wollten das Essen nicht unter uns verteilen, sondern die Mitarbeiterin wollte am nächsten Tag noch alles mit zur Arbeit bringen.
Lustigerweise hatte ich gerade da eine Tupperdose dabei, was ich sonst eigentlich eher selten mitnehme. Aber ich hatte direkt davor eben gearbeitet und die Dose daher dabeigehabt. Das war schon sehr praktisch und meine Mitarbeiterin war da auch ganz dankbar dafür. Allerdings war eben klar, dass ich die Tupperdose nur aufgrund der Arbeit dabei hatte.
Sonst würde ich so etwas aber nicht mitnehmen. Irgendwie fände ich das schon etwas merkwürdig und ich denke, dass das auch schnell gierig wirkt. Vieles kann man sonst ja auch in Alufolie verpacken, wenn etwas übrig bleibt. Der Gastgeber hat ja auch oft Tupperdosen da, wenn die Feier bei ihm zu Hause stattfindet. Ansonsten würde ich eher vermuten, dass der Gastgeber die Reste für sich selbst behalten will, wenn die Feier bei ihm zu Hause stattfindet.
Wenn es bekannt ist, dass viel übrig bleiben wird, dann kann man sicher auch eine Dose mitbringen, in die man Reste dann verpacken kann. Aber ganz ehrlich gesagt würde ich das auch nicht einfach so machen, weil das für mich komisch aussehen würde, wenn ich dann meine Dose auspacke und mir da hinein Sachen packe, die übrig geblieben sind. Wenn das einmal so war, kann man das im nächsten Jahr vielleicht machen, wenn wieder viel zu viel Essen angeboten wird. Aber direkt wäre mir das auch etwas zu komisch.
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