Bei fremden Kulturen eher Männer statt Frauen ansprechen?

vom 26.09.2015, 22:16 Uhr

In vielen Kulturen ist es derzeit leider noch so, dass die Männer mehr zu sagen haben, als die Frauen. Das kann man sich aber auch zunutze machen. Es gibt viele Organisationen die sich beispielsweise gegen die Beschneidung der Frau einsetzen und hier bei richtet man sich gezielt an die Männer. Männer werden dazu ausgebildet in Dörfern oder einzelnen Familien aufzuklären und sprechen dort auch primär wieder andere Männer an.

Tatsächlich ist die Chance größer, auf diese Weise etwas zu erreichen. Würden Frauen diese Aufgabe übernehmen und sich dann vielleicht sogar an Frauen wenden, dann wäre der Erfolg gering. Auch bei Muslimen ist es oftmals ratsam sich an die Familienväter zu wenden. So dürfen viele junge Mädchen keinen Freund haben oder dürfen auch nicht an Klassenfahrten teilnehmen. Ein Gespräch mit dem Vater bringt manchmal mehr, als mit der Mutter.

Wie denkt ihr darüber? Ist es tatsächlich ratsam sich bei fremden Kulturen eher an den Mann zu wenden, als an die Frau, da die Männer mehr Macht haben? Ist das nicht auch ein Eingeständnis für eine Niederlage? Letztendlich sieht man damit ja ein, dass die Frau nichts zu sagen hat.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Warum ist es das Eingeständnis einer Niederlage, wenn man fremde Kulturen respektiert und sich deren Regeln zunutze macht, anstatt Widerstand zu provozieren? Möchte man etwas erreichen? Oder ist das Ziel, die eigene Kultur über alles zu stellen, auch wenn man die Menschen vor den Kopf stößt?

Nimm einfach muslimische Haushalte, die noch sehr traditionell funktionieren. Nach außen hat der Mann das Sagen, intern sind viele Frauen durchaus nicht nur zur Mitsprache berechtigt, viele Entscheidungen treffen auch eigentlich allein und der Mann kommuniziert das dann.

Spreche ich direkt die Frau an, bringe ich den Mann unnötig in die Situation, seine Macht demonstrieren zu müssen. Schließlich habe ich ihn tief beleidigt und in seiner Ehre herabgesetzt. Spreche ich den Mann an, kann die Frau frei ihre Meinung sagen. Damit erreicht man doch mehr.

» cooper75 » Beiträge: 13381 » Talkpoints: 510,47 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Crispin hat geschrieben: Letztendlich sieht man damit ja ein, dass die Frau nichts zu sagen hat.

Wenn das in der Situation nun mal so ist, dann ist es ein Fakt. Das einzusehen, ist keine Niederlage, sondern einfach realistisch. Solche Traditionen, Denkmuster und Lebensweisen ändert man nicht über Nacht und auch nicht dadurch, dass man über sie hinwegtrampelt. Diejenigen, die so leben müssen mit der Zeit selber ihre Denkweisen ändern und das dauert Zeit.

In dieser Zeit kann man aber nicht still abwarten, wenn man etwas erreichen will. Daher wendet man sich eben an den Mann. Ich denke nicht, dass es dabei dann so ist, dass die Frauen komplett herausgehalten werden. Die bekommen ja mit, über was da mit den Männern geredet wird und reden unter sich dann darüber.

Und letztlich nähern sich die Männer ja auf diese Weise ihren Frauen an. Denn wir gehen ja hier davon aus, dass die Frauen gegen die Beschneidung ihrer Töchter sind oder in dem anderen Beispiel ihren Töchtern die Klassenfahrt erlauben würden. Indem man sich an die Männer wendet und wenn man es schafft, sie zu überzeugen, dann sind sie ja mit ihren Frauen einer Meinung. Und so haben letztlich die Frauen gewonnen. Also keine Niederlage, sondern eher mit den eigenen Waffen geschlagen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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