Bei einer Sammelleidenschaft die Kontrolle verlieren?
Es gibt viele Menschen, die irgendwas sammeln. Bei mir ist eher die Leidenschaft für Bücher und lesen, bei der ich mich dann auch immer wieder bremse, damit es nicht zu viel wird und überhand nimmt. Aber man sieht ja durchaus immer wieder Sammlungen, die einfach außer Kontrolle geraten sind und wo die Menschen nachher schon im Wohnraum eingeschränkt sind, weil sie den Platz für ihre Sammlungen opfern.
Mich macht sowas dann oft sprachlos und ich kann nicht nachvollziehen, wieso man nicht zwischendurch mal etwas ausmistet, um eben wieder Platz für neue Sammelstück zu machen, wenn man diese Leidenschaft nicht ganz aufgeben möchte. Es kann ja auch schnell passieren, dass man die Kontrolle über die Sammelleidenschaft verliert und es in den Haushalt eines Messies umschlägt.
Habt ihr schon bei einer Sammelleidenschaft die Kontrolle verloren? Konntet ihr da rechtzeitig die Notbremse ziehen? Oder sammelt ihr erst gar nichts, um eben nichts zu horten, was schnell übermäßig viel werden könnte? Kennt ihr jemanden der schon die Kontrolle über seine Sammlung verloren hat? Sehen es die Sammler meist selbst gar nicht, wenn es einfach überhand nimmt?
Ich könnte mir tatsächlich nicht vorstellen Dinge zu sammeln, für die ich keinen Verwendungszweck habe. Also Dinge, die rein dekorativ sind oder Dinge, die ihren Verwendungszweck verlieren wenn sie in größeren Mengen angehäuft werden. Damit meine ich so etwas wie Kugelschreiber. Wenn ich tausend Stück davon habe ist klar, dass ich die meisten nie verwenden werde.
Bei meiner Büchersammlung würde ich mich dann einschränken wenn ich keinen Überblick mehr über meine Sammlung hätte und die einzelnen Bücher nicht mehr wertschätzen würde. Wenn es mir praktisch wichtiger wäre viele Bücher zu besitzen anstatt die Bücher zu besitzen, die für mich etwas Besonderes sind.
Ich kenne niemanden mit außer Kontrolle geratener Sammlung, aber ein Freund hat als Kind mal Kugelschreiber gesammelt und hat dann so viele geschenkt bekommen, dass er dadurch irgendwann die Lust verloren und die Sammlung aufgelöst hat. Auf dem Flohmarkt habe ich mich mal mit einer Frau unterhalten, der es ähnlich ging. Sie hatte zwei oder drei Froschfiguren, fand die ganz niedlich, und die Leute dachten dann, dass sie Frösche sammelt und haben ihr immer mehr geschenkt. Bis sie die Nase voll hatte von Fröschen und alle zum Flohmarkt geschleppt hat.
Ich habe mal einen Flohmarktstand mit ungelogen ein paar Hundert Katzenfiguren und sonstiger Sammelartikel gesehen. Das war ein beeindruckender Anblick. Ich habe auch ein paar Figuren gekauft und verschenkt. Und neulich erst habe ich einen Bericht über einen älteren Herrn gelesen, der ein privates Katzenmuseum aufgemacht hat, weil er Katzen in allen Variationen sammelt, seit er als kleiner Bub die erste Figur geschenkt bekommen hat. Die er sogar noch besitzt. Diese Geschichte fand ich nett und rührend, weil es an sich etwas Schönes ist, wenn man sein Leben lang Freude an einem Hobby hat.
Generell bin ich der Meinung, dass es mich nichts angeht, wofür meine Mitmenschen ihr Geld ausgeben und woran sie allem Anschein nach Spaß haben. Ich selber möchte meine Wohnung zwar nicht mit 2000 Fröschen oder Katzen oder Duftkerzen teilen, aber die Wahrscheinlichkeit ist ja nicht so groß, dass ich spontan bei einem leidenschaftlichen Sammler einziehen muss.
Und selbst wenn jemand die "Kontrolle verliert" und mehr Frösche kauft, als er oder sie sich leisten kann, ist es auch nicht mein Problem. Dass der Shoppingwahn mit einem durchgeht, ist ja wahrhaftig nicht nur auf Sammler beschränkt. Sonst würde ich ja nicht ständig von Leuten lesen und hören, deren Kleiderschrank überquillt und deren Kosmetika regelmäßig vergammeln, weil eine neue tolle limited edition Lidschatten herauskommt, die frau unbedingt haben muss.
Die Frage ist ja, wann man die Kontrolle verliert - also wie man diesen Kontollverlust definiert. Das sieht ja auch jeder anders. Für Lagerfeld hat ja schon dann jemand die Kontrolle über sein Leben verloren, wenn er Jogginghose trägt. Das heißt, dass das Auslegungssache ist. Ich denke, dass jemand dann die Kontrolle bei einer Sammelleidenschaft verliert, wenn er sich in anderen Bereichen seines Lebens massiv einschränken muss.
Wenn jemand also so viel Geld für sein Hobby ausgibt, dass ihm im anderen wichtigen Bereichen des Lebens nicht mehr genügend Geld bleibt, dann ist das natürlich schon kritisch. Wenn jemand also kein Geld mehr für Essen hat, weil er sein ganzes Geld lieber für sein Hobby ausgibt, dann hat er für mich die Kontrolle verloren. Oder auch dann, wenn er Kinder und Partner vernachlässigt, weil er sich lieber mit seiner Sammlung beschäftigt.
Ich denke, dass man aber auch dann die Kontrolle bei seiner Sammlung verloren hat, wenn man gar keinen Überblick mehr darüber hat, was man alles besitzt und so auf diese Weise vielleicht ständig alles doppelt und dreifach hat. So eine Sammlung bedarf ja auch eine gewisse Struktur. Es bringt ja nichts, alles nur auf einen Haufen zu werfen.
Ich kenne einen älteren Mann, der ein Bücher-Messie ist. Das hört sich nicht so schlimm an, aber wenn die Wohnungstür geöffnet ist, dann stehen schon direkt an der Tür die aus allen Nähten platzenden Regale und er selbst bezeichnet sich auch als Messie. Das wäre für mich schon ein Beispiel für eine Sammlung oder ein Verhalten, was zwanghafte Züge hat und aufgrund der Feuer- und Unfallgefahr definitiv ein Problem darstellt.
Selbst habe ich keine ausgewiesene Sammlung, zumindest würde ich die Dinge nicht so bezeichnen, für mich sind es nur profane Sachen. Manche bezeichnen ja ihre dekorative Kosmetik, Nagellacke oder Parfums als Sammlung, aber für mich sind es Ge- bzw. Verbrauchsgegenstände, die entweder leer werden oder irgendwann wieder ausziehen. Nichts, was auf eine längere Dauer ausgelegt ist. Wobei ich zugeben muss, dass es mir auch einmal passiert ist, dass ich mir eine Nagellackfarbe gekauft habe, die ich fast zu hundert Prozent identisch schon zuhause hatte. Das ist dann der Punkt, wo man sich eingestehen muss, nichts mehr kaufen zu können, weil man anscheinend anfängt, den Überblick zu verlieren.
Als Teenager hatte ich mal von jemandem eine Dekokatze geschenkt bekommen und derjenige nahm das zum Anlass, mir noch welche zu schenken. Was dazu führte, dass dann Leute dachten, ich stünde total auf dekorative Katzenfiguren, sodass sich noch einige ansammelten. Irgendwann habe ich die aussortiert, weil ich in Wahrheit zwar Katzen liebe, also echte, sie aber weniger in Form von Figürchen rumstehen haben möchte.
Ansonsten habe ich eine kleine Kollektion von Achtziger Deos, die schon seit 20 bis 30 Jahren nicht mehr im Handel sind, die aber aufgrund ihrer Rarität und schlechten Erhältlichkeit seit Jahren nicht mehr wächst. Unter Umständen könnte man so etwas vielleicht schon als kleine Sammlung bezeichnen, aber man läuft aufgrund der Knappheit des Gutes sicher niemals die Gefahr, die Kontrolle zu verlieren. Letztlich sind es auch nur weniger als zehn, also weit von einer großen Sammlung entfernt.
Ich habe eine Abneigung gegen Krimskrams und Schnulli und meistens ist es ja das, was man so sammelt. Tierfiguren, Puppen, Porzellan. Alles nicht so meins. Auch Karten, Hefte usw. kann ich mir nicht vorstellen zu sammeln. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass man da die Kontrolle verlieren kann, wenn man einmal damit begonnen hat, etwas zu sammeln.
Ich habe mal damit angefangen, Postkarten zu behalten. Ich finde es schön, wenn man noch klassisch Postkarten und nicht nur ein Whats-App Bild bekommt. Aber mich hat es dann doch irgendwann aufgeregt, dass es sich angesammelt hat. Zuerst hatte ich alles in einem Karton, aber der hat mich dann auch gestört. Und mal ehrlich: wie oft liest man sich das durch.
Ich war mal in einem Restaurant, bzw. Café und es stand alles voller Puppen. Die Inhaberin hat auch allen kommuniziert, dass sie diese sammelt und teilweise tauscht, verkauft und auch ankauft. Es war eine totale Reizüberflutung und ich bin sicher, dass sie über ihre Sammelleidenschaft auch irgendwie die Kontrolle verloren hat. Immerhin waren dort nur ein Bruchteil der Puppen, denn den Großteil hatte sie daheim.
Und in diesem Café sah es schon total unordentlich aus, weil in jeder Ecke, auf jedem Schrank und auf den Stühlen Puppen saßen. Meinen Geschmack traf das so gar nicht und ich war wirklich froh, als ich aus dem Café wieder raus konnte.
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