Bei Doktortitel immer automatisch an Arztberuf denken?

Meine Chefin erzählte heute bei der Arbeit von ihrem Sohn, der nun seinen Doktortitel machen würde. Ihr Sohn hätte Wirtschaft studiert und seinen Master in dem Fach abgeschlossen und würde nun promovieren. Mein Arbeitskollege, der sich auch an dem Gespräch beteiligte, war jedoch ganz verwirrt und merkte mehrmals an, dass er dachte, der Sohn hätte Wirtschaft studiert und nicht Medizin.

So wie sich herausstellte, wusste mein Arbeitskollege gar nicht, dass man quasi in jedem Studienfach auch einen Doktortitel machen kann. Er gab selbst zu, dass er "Doktor" immer automatisch mit "Arzt" verbunden hatte und gar nicht wusste, dass man auch für andere Berufe einen Doktortitel brauchen würde. Verbindet ihr den Doktortitel auch immer automatisch mit dem Arztberuf? Kennt ihr Leute, die gar nicht wissen, dass man auch außerhalb der Medizin einen Doktortitel machen kann?

Das erinnert mich so ein bisschen an die Sitcom "Friends", die ich mir früher sehr gerne angeschaut habe. Dort ist Ross Geller, ein Paläontologe, auch ein "Doktor", wobei seine Schwester und seine Freunde in dieser Serie immer damit aufziehen und von Ärzten als "richtigen Doktoren" sprechen. Irgendwie konnten oder wollten die Charaktere auch nicht verstehen, dass man überall promovieren kann, wenn man das denn möchte.

Für mich sind Doktoren nicht nur Ärzte. Ich weiß eben auch, dass es auf den Zusatz ankommt. Wenn ich promovieren würde, wäre ich ein "Dr. rer. nat.", bei Medizinern heißt das wieder anders und auch bei Juristen etc. Kommt eben auf das Gebiet an, in dem man promovieren möchte.

Die Annahme, dass alle Doktoren Ärzte sein müssen ist für mich ein Zeichen mangelnder Bildung.

Ich finde es sehr faszinierend, dass es tatsächlich Menschen zu geben scheint, die es nicht wissen, dass man auch in anderen Studienfächern einen Doktortitel machen kann und nicht nur in der Medizin. Ich hätte eigentlich gedacht, dass das klar wäre. Ich erlebe es bei meiner Arbeit häufiger, dass jemand vor mir steht und etwas ohne Rezept haben möchte. Wenn ich dann nach dem Rezept frage, dann wird mir gesagt, dass schließlich gerade Dr. XY vor mir steht.

Das hat genau wegen dieser Problematik auch schon zu Diskussionen geführt, dass ich dann gesagt habe, dass ein Doktortitel doch nicht automatisch heißt, dass die Person ein Arzt ist und dass ich dafür doch gerne den Arztausweis sehen möchte. Irgendwie scheinen also auch Ärzte selber schon mal davon auszugehen, dass ihr Doktortitel automatisch bedeutet, dass jeder dann weiß, dass sie dem Arztberuf angehören.

Gerade das Beispiel von Barbara Ann finde ich persönlich sehr interessant. Ich kann sehr gut verstehen, dass du dir da den Ausweis zeigen lassen möchtest, Vorschrift ist schließlich Vorschrift. Sind die Ärzte dann auch folgsam und einseitig oder weigern die sich dann, den Ausweis zu zeigen? Die können doch nicht davon ausgehen, dass du ihnen blind vertraust auch wenn du sie nicht kennst und ihnen dann alles gibst ohne die Vorschriften (also den Ausweis) dabei zu beachten.

Ich denke beim Doktortitel nicht an den Arztberuf. Dafür habe ich zu viele Doktoren anderer Gebiete, meist Naturwissenschaftler, unter meinen Freunden und Bekannten. Ich habe allerdings auch einen Arzt in meiner Verwandtschaft, wobei der selber sagt, dass der Ärztedoktortitel von den Ansprüche her eher einem Diplom entspricht.

Ich habe Respekt vor Leuten mit Doktortitel, weil ich weiß, dass zumindest in den Naturwissenschaften viel Zeit dafür aufgewendet werden muss und die Ansprüche sehr hoch sind.