Bei der Evolution zu den Starken oder den Schwachen gehören?

vom 23.05.2015, 17:45 Uhr

Eine Kommilitonin von mir hat vor einigen Tagen hautnah beobachten müssen, wie eine Taube von einem Bus überfahren wurde. Sie ist immer noch ein wenig mitgenommen von der Situation, aber nicht nur, weil sie so tierlieb ist, sondern auch, weil die ganze Situation sie ins Nachdenken gebracht hat was ihr eigenes Leben angeht.

Sie meinte dann irgendwann zu mir, dass sie an Stelle der Taube bestimmt auch nicht überlebt hätte und der Bus sie erfasst hätte. Denn sie sei eher der gemütliche Mensch und wenn es zu solchen Situationen kommt, wo man kurzfristig und schnell reagieren muss, dann wäre sie grundsätzlich eher zu langsam. Daher machte der Tod dieser Taube sie auch ein wenig traurig, weil sie da wohl einen direkten Vergleich zu ihrem eigenen Leben und ihrem Charakter gezogen hat.

Ich weiß gar nicht, ob ich in der Evolution zu den Starken oder zu den Schwachen gehören würde, welche dann knallhart ausselektiert werden würden. Ich denke, dass das sicherlich auf die Situation ankommt und auf welche Fähigkeiten es im Einzelnen ankommen würde.

Wie ist das bei euch? Würdet ihr in der Evolution und der natürlichen Auslese eher zu den Starken Organismen gehören oder zu den schwachen, die schnell ausselektiert werden?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kann das bei mir nun auch nicht so einfach sagen und ich weiß nicht, ob ich zu den starken oder zu den schwachen Menschen gehören würde. Da ich recht schüchtern und zurückhaltend bin, könnte man vielleicht sagen, dass ich mich nicht durchsetzen kann und darum zu den schwachen Menschen gehöre. Aber andererseits habe ich bisher doch alles erreicht, was ich wollte und ich kann auch schnell reagieren. So würde ich allgemein auch sagen, dass es einfach auf die Situation ankommt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Was hat Evolution jetzt mit einer überfahrenen Taube zu tun? Ich verstehe den Zusammenhang nicht und ich verstehe auch die Frage nicht. Evolution ist doch nichts, was einem einzelnen Lebewesen passiert. Das ist ein sehr langsamer Prozess, der sich auf die ganze Spezies bezieht.

Lass mich das mal anhand der Taube erklären. Angenommen der Taubenbestand wird durch die Erfindung von Bussen deutlich dezimiert, weil die meisten Tauben zu langsam sind und sich überfahren lassen. Außerdem gibt es ein paar Tauben, die schneller sind, weil ihre Muskeln besser entwickelt sind oder aus welchem Grund auch immer.

Wer überlebt also die Busse? Natürlich die schnellen Tauben. Die pflanzen sich dann fort und geben ihre schnellen Gene an die Nachkommen weiter. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Tauben mit langsamen Genen aber immer weiter ab, weil diese Tauben ja überfahren werden und sich teilweise nicht fortpflanzen können bevor sie dieses Schicksal ereilt. Irgendwann hast du dann nur noch schnelle Tauben und das ist dann Evolution. Jedenfalls die vereinfachte Version davon.

Und natürlich kommt es immer auf die Art der Veränderung in der Umwelt an, welche Abweichung von der Norm einen Vorteil darstellt und welche nicht. Auch deshalb macht die Frage keinen Sinn.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Wie man von einer überfahrenen Taube zu so einem Gedankengang kommen kann liegt mir irgendwie fern und das verstehe ich auch nur bedingt. Abgesehen davon kann man das ja gar nicht sagen. Wir leben ja in einer Welt, die uns ziemlich viel abnimmt, wir müssen kaum etwas wirklich selber machen und so denke ich schon, dass man nicht unbedingt überleben kann, wenn man eine Tussi ist, die nicht weiß wo das Fleisch aus dem Supermarkt herkommt.

Ich denke durchaus, dass es eine Umstellung wäre, aber ich da schon irgendwie bestehen könnte. Menschen sind ja auch anpassungsfähig und ich denke durchaus, dass sich Menschen auch so sehr gegenseitig helfen können, dass es da kein Aussieben in der Art und Weise geben müsste.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ein skurriles Gedankenspiel, aber ich kann nicht sagen, dass mir solche Gedanken jetzt gänzlich fremd wären. Ich verstehe es auch eher so, dass die Kommilitonin das auf sehr ferne Zeiten vor etlichen Hunderttausend Jahren bezog und sich Gedanken machte, ob und wie sie da überhaupt überlebt hätte. Sowas habe ich mich als reines Gedankenspiel auch schon manchmal gefragt. Wo hätte man fernab der Zivilisation als nackter Homo sapiens oder auch Neandertaler wohl gestanden? Hätte man überhaupt überlebt?

Aber natürlich kann man das nicht vergleichen, weil sich die Fähigkeiten oder auch Unfertigkeiten, über die man heute so verfügt über eine so lange Zeit erst ausgebildet haben, dass man damals ein komplett anderes Individuum gewesen wäre. Gesetzt dem Fall man wäre als Kind plötzlich wieder in eine solche Zeit katapultiert, finde ich es aber interessant. Ich schätze mich da selbst als jemand ein, der nicht sehr schnell in Gefahr geraten wäre, weil ich ein hochgradig vorsichtiger, um nicht zu sagen ängstlicher Mensch bin, der seine Umgebung ganz genau beobachtet und Gefahren scannt.

Der zu dieser Zeit mal mehr oder weniger freundlich oder hungrig umherstreifende Säbelzahntiger hätte mich als Beute vermutlich daher nicht sehr schnell ausfindig machen können. Aber wenn er es denn dann doch getan hätte, wäre meine Ängstlichkeit wohl auch wieder genau mein Pferdefuß geworden, denn vermutlich wäre ich in einer Freeze-Reaktion nur noch blöd stehengeblieben, weil mir der Umgang mit Gefahren gefehlt hätte.

Davon abgesehen wäre ich aber ohnehin ohne intensiv-medizinische Betreuung schon als Säugling gestorben, von daher bin ich mir recht sicher, wo ich in der Evolution zu allen früheren Zeiten wirklich gestanden hätte. Das ist aber kein Grund für Traurigkeit, denn irgendetwas müssen ohne Ausnahme alle Heerscharen von Generationen direkter Vorfahren eines jeden Einzelnen richtig gemacht haben, sonst wäre keiner von uns hier. Am Ende ist man das Produkt von Tausenden erfolgreicher Menschen geworden.

» Verbena » Beiträge: 4982 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Hätte ich es darauf angelegt, hätte ich mich fortpflanzen können. Damit hätte ich dann meinen biologischen Sinn erfüllt, und würde dementsprechend zu den "Starken" in der Evolution gehören. Der biologische Sinn eines Organismus ist eben einfach, Nachkommen in die Welt zu setzen, und Evolution bedeutet in dem Sinne eben nur, dass die Stärkeren/Besseren/... es schaffen, während die Schlechteren/Schwächeren/... sterben, bevor sie dieses Ziel erreichen.

Würde man mich jetzt einfach in der Wildnis aussetzen, oder 100.000 Jahre in die Vergangenheit befördern, dann könnte ich dagegen nicht sagen, ob ich überleben würde oder nicht. Ich bin eher unsportlich, dafür aber recht krankheitsresistent. Wenn ich also nicht um mein Leben laufen muss, was ich wohl eher selten würde, wenn ich in einem hiesigen Wald oder bei einer Menschengruppe wäre, so hätte ich wohl gute Chances, Nachfahren in die Welt zu setzen. Auch damit würde ich also zu den "Starken" zählen.

Heute gelten aber andere Fähigkeiten als wichtig als damals. Um erfolgreich zu sein und gut für Nachkommen sorgen zu können muss ein Menschenmännchen nicht mehr unbedingt ein schneller Jäger sein, sondern eher jemand, der beispielsweise einen gut bezahlten Job und ein Händchen für Kinder hat. Wenn er dann eben von einer Schildkröte überholt wird, wen juckt's? Ist ja nicht mehr überlebensnotwendig.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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