Bei Depressionen einem Chor beitreten?

vom 18.04.2018, 07:51 Uhr

Eine neue Studie soll belegen, dass das Singen in der Gruppe glücklich macht - besonders gilt dies für Patienten mit psychischen Erkrankungen. Die Kombination aus Aktivität und Gemeinschaftsgefühl soll zur Genesung von Menschen beigetragen haben, die etwa unter Angststörungen oder Depressionen gelitten haben. Das berichtet zumindest ein Forscherteam der britischen University of Anglia im Fachblatt "Medical Humanities". Besonders wichtig ist hier die Regelmäßigkeit im Alltag.

Was haltet ihr von dieser Studie? Meint ihr, dass die Psychologen und Psychiater in Deutschland dazu übergehen sollten, den psychisch kranken Patienten eine regelmäßige Chor-Teilnahme zu "verschreiben"? Sollte man diesen Ansatz durchaus bei der Therapie von psychischen Erkrankungen berücksichtigen oder haltet ihr das für wenig sinnvoll?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich glaube nicht, dass es auf jeden Patienten zutrifft, der an Depressionen leidet. Aber sicherlich ist dafür auch nicht zwingend ein Chor nötig. Ich könnte mir vorstellen, dass auch Mannschaften oder Vereine einen ähnlichen Zweck erfüllen und auch dabei helfen, dass Gemeinschaftsgefühl zu stärken und eben sicherer zu werden auch Spaß zu haben. Dafür muss man sicherlich nicht unbedingt einen Chor eintreten.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich kann mir schon vorstellen, dass Singen im Chor aus genannten Gründen gut für die Psyche ist. Sonst hätte die Menschheit eine derart sinnfreie Tätigkeit wohl kaum erfunden. :wink: Aber generell habe ich schon ein Problem damit, wenn man Menschen mit Depressionen mehr oder weniger leichthin mitteilt: Wenn du dieses oder jenes machst, geht es dir garantiert besser!

Die Betroffenen sind ja schließlich nicht nur mufflig, sondern schlicht und ergreifend krank! Wenn jemand vielleicht es gerade so schafft, alle paar Tage mal zu duschen und sich ein bisschen was zu essen zu machen, ist es vielleicht ein quasi unüberwindliches Hindernis, sich präsentabel zu machen und stundenlang mit anderen Leuten zu interagieren. Dieser Person so vom Bein weg zu raten, "einfach mal unter Menschen zu gehen", ist in meinen Augen nicht hilfreich, sondern eher eine Beleidigung. Wenn es so einfach wäre, würden es wohl mehr Leute tun.

Und wenn ich mir meine Sangesleistungen anschaue, müsste man wahrscheinlich tatsächlich eigens "Therapiechöre" gründen, weil eben nicht jeder gut singen kann und ein "normaler" Chor, der vielleicht auch ein gewisses Niveau hat, vielleicht zu viel Leistungsdruck und Überforderung bieten würde, wenn tatsächlich die Musik im Vordergrund steht.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Vielen psychisch kranken Menschen wird geraten, dass sie einer Gruppenaktivität beitreten. Beispielsweise gab es in meiner alten Stadt verschiedene Aktivitäten, beispielsweise zusammen körperlich aktiv sein, in dem man gemeinsam im Wald walken geht oder auch Kunstprojekte. Man kann gemeinsam kreativ sein und malen und auch das gemeinsame Singen und Musizieren war gut besucht.

Deswegen finde ich es nicht verwunderlich, dass "depressiven" Menschen geraten wird einen Chor zu besuchen. Oftmals erleben auch einsame oder isolierte Menschen eine Depression, weswegen eine Aufgabe ohne Zwang oder Wettkampfgeist doch genau passend ist.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich habe ja schon mehrere Einrichtungen von Innen gesehen, die psychisch kranke Menschen in irgendeiner Form behandeln oder betreuen. Einen Chor oder einen Singkreis oder was vergleichbares, habe ich allerdings noch nie irgendwo erlebt.

In einer Klinik der Akutpsychiatrie gab es mal Musiktherapie. Da ging es aber weniger um das Singen an sich, sondern den Umgang mit Tönen und Klängen. Die Musiktherapie wurde da aber wieder abgeschafft. Ob das am Mangel an passenden Therapeuten oder dem wenigen Nutzen für die Patienten lag, weiß ich allerdings nicht.

Ich für mich kann mir durchaus vorstellen, dass Singen in einem Chor hilfreich sein kann. Zumindest hat Musik durchaus positive Wirkung auf mich. Ob ich allerdings in Krisenzeiten regelmäßige Termine wahrnehmen würde, bezweifle ich. Und auch der Gedanke an den Kontakt mit vielen Menschen würde mir dann nicht wirklich behagen.

Wobei ich recht unterschiedlich auf Musik reagiere. Entspannungsmusik macht mich eher aggressiv. Ich mag es eher schneller. Mit Hip Hop kann man mich fast immer glücklich machen. Was aber nun eher weniger ein Genre von Chors sein dürfte.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


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