Bei Bewerbung hervorheben was man nicht kann?

Ich selbst habe glücklicherweise schon seit vielen Jahren einen festen und recht sicheren Arbeitsplatz und bin auch ganz froh darüber, nicht mehr durch diesen Bewerbungsstress zu müssen. Einer meiner Neffen ist nun aber gerade mit der Ausbildung fertig geworden, wurde allerdings nicht übernommen und befindet sich deshalb auch Jobsuche.

Bisher läuft die Suche allerdings nicht sonderlich erfolgreich, was hauptsächlich daran liegt, dass es viel mehr Bewerber als verfügbare Arbeitsplätze in seinem Sektor gibt. Deshalb ist er teilweise auch schon dazu übergegangen, in den Bewerbungsschreiben das, was er nicht kann, ganz besonders hervorzuheben.

Er meinte, dass das zum einen natürlich ein Alleinstellungsmerkmal unter den ganzen eingehenden Bewerbungen sein könnte. Zum anderen sieht der Arbeitgeber dann auch gleich, was der Bewerber nicht kann. Dabei dann noch zu lügen macht ja keinen Sinn, weswegen mein Neffe da auch sehr genau auf seine Schwächen eingeht.

Habt ihr euch für einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz auch schon einmal mit einem Schreiben beworben, indem ihr ganz speziell auf eure Schwächen und die Dinge, die ihr nicht könnt, eingeht? Welche Reaktion hat euch das eingebracht? Könnt ihr euch vorstellen, dass so etwas überhaupt funktioniert und wenn ja, aus welchem Grund dann?

Ich würde das nicht machen. Gerade so ein Anschreiben ist nun mal ein erster Eindruck, den man hinterlässt und wenn man dann nur von schlechten Eigenschaften schreibt, wird man wohl auch keinen besonders positiven Einruck hinterlassen. Kreativ ist gut und nett, aber ich denke nicht, dass man sich gleich in eine Ecke stellen sollte, indem man nur von Schwächen schreibt.

Ich würde dann eher über andere Dinge versuchen die Aufmerksamkeit bekommen. Beispielsweise indem man durch Fachwissen beeindruckt oder mit Erfahrungen, einer positiven Lebenseinstellung, die im Text deutlich wird und so weiter. Aber da muss auch jeder seinen Weg finden. Vielleicht würde es ihm etwas bringen vorher mal anzurufen oder sich erst mal für ein Praktikum zu bewerben, um sich zu präsentieren.

Soweit ich weiß kann es auch mal gut ankommen, wenn man eine Schwäche nennt, die man aber auch als Stärke sehen kann, also ganz verkehrt ist es nicht. Aber von Anfang an genau sagen, dass man etwas nicht kann und nicht machen möchte, das macht einen schlechten Eindruck. Das klingt für die meisten Arbeitgeber dann auch irgendwie so, als wäre man nicht lernwillig oder lernfähig.

Ehrlich gesagt würde ich bei einem Bewerbungsschreiben niemals meine Schwächen angeben. Es ist schon klar, dass jeder Mensch auch seine Schwächen hat, aber meiner Meinung nach, gehört das definitiv nicht in das Schreiben mit rein. Da sollte man auf jeden Fall von seinem bisherigen Werdegang und seinen Stärken berichten. Außerdem muss da natürlich auch die Motivation mit rein, weshalb man bei einem bestimmten Unternehmen anfangen möchte und weshalb man die richtige Person dafür ist.

Von den Schwächen wird man dann sicherlich beim Bewerbungsgespräch erzählen müssen, wenn es denn so weit kommt. Der Arbeitgeber ist ja aber nicht dumm und wird ja auch wissen, dass man Schwächen hat. Im Bewerbungsgespräch kann man dann noch einmal darauf eingehen, aber auch da sollte man sich selbstbewusst zeigen und nicht so tun, als ob man wirklich nichts könnte. Das kommt sicherlich nicht gut an.

Sicherlich hebt man sich schon damit hervor, wenn man im Anschreiben der Bewerbungen intensiv auf seine Schwächen eingeht. Ich denke aber nicht, dass das aber gut ankommt und kann mir das nicht vorstellen. Ich finde, dass das auch nicht gut und überzeugend aussieht. Von den Schwächen sollte man nur dann erzählen, wenn man explizit danach gefragt wird, ansonsten kann man das ruhig unter den Tisch kehren, wie ich finde.

Will dein Neffe einen Job haben oder sich selbst sabotieren? Für mich klingt das eher nach Selbstsabotage, als ob man definitiv keine Lust hätte, einen neuen Job zu bekommen. Wenn man in einer Bewerbung hervorhebt, was man alles nicht kann, wirkt das auf mich eher so, als ob man den potentiellen Chef davon abhalten will, einen einzustellen und das finde ich taktisch unklug, es sei denn natürlich, man wird vom Arbeitsamt dazu verdonnern, sich auf Stellen zu bewerben, die man nicht haben will.