Bei anderen gerne über den eigenen Stundenlohn prahlen?

Ein Bekannter meines Freundes hat neulich eine Stelle in einer Kanzlei bekommen und prahlt seitdem sehr gerne mit seinem Studentenlohn. Die Kanzlei ist kleiner als die meines Freundes und sogar günstiger. Die Mandanten zahlen dort 230 Euro pro Stunde und bei meinem Freund müssen sie 294 Euro zahlen oder sogar mehr. Das habe ich aber erst erfahren, als unser Bekannter damit angefangen hat, vorher hat mich das gar nicht interessiert.

Das Geld behält er selbst natürlich aber nicht, die Partner bezahlen ihn und das Geld muss schließlich auch noch für andere Dinge wie die Miete, Sekretäre und dergleichen reichen. Daher ist es irgendwie auch irreführend wenn er damit prahlt, da er anderen Leuten damit offenbar glaubhaft machen will, er würde dieses Geld dann auch so ausbezahlt bekommen.

Kennt ihr auch Menschen die ungerechtfertigter Weise mit ihrem Stundenlohn prahlen und findet ihr das in Ordnung? Denkt ihr das sich da wirklich jemand von beeindrucken lässt? Würdet ihr selbst auch damit prahlen, wenn Mandanten oder Kunden auf eurer Arbeit hohe Stundenlöhne zahlen müssten?

Menschen, die zu sehr über Geld reden sind mir höchst unsympathisch und deswegen kenne ich solche Leute auch nicht, die meinen mit ihrem Stundenlohn prahlen zu müssen. Ich finde auch, dass man das ruhig mal erwähnen kann, wenn man irgendwie auf so ein Thema kommt, aber angeben muss man damit nicht. Nicht mal, weil man damit eventuell Unfrieden schaffen kann, sondern weil sich das irgendwo einfach nicht gehört damit anzugeben.

Allgemein hast du damit recht, das es völliger Schwachsinn ist, mit dem Stundenlohn einer Firma zu prahlen. Denn schlussendlich behält er es ja nicht. Das Einzige, was ich dabei okay fände, wäre, wenn er damit prahlt, wie die Firma ihre Mitarbeiter behandelt, und inwieweit das Betriebsklima gefördert wird. Ich denke da zum Beispiel an Google. Dort herrscht eine einzigartige Firmenphilosophie und damit kann man ruhig prahlen.

Im Gesamten gesehen, prahlen nur Menschen, die ihren Erfolg aufbauschen mit einem Stundenlohn. Wirklich erfolgreiche Menschen prahlen, wenn überhaupt mit Statussymbolen wie zum Beispiel Autos.

Allerdings habe ich oft mitbekommen, dass die erfolgreichsten Menschen sich eher bedeckt halten. Dazu zähle ich natürlich keine Neureichen oder vermögende Menschen, die erst durch ein Erbe reich wurden. Gerade bei Selfmade Millionären ist dieses bedeckte Verhalten oft zu beobachten.

Abgesehen davon, dass es höchst unsympathisch ist: Was soll daran jetzt bitte so etwas besonderes sein? Bei außergerichtlichen Arbeiten sind Honorarvereinbarungen schließlich üblich. Und Preise bis 300 Euro gehören da doch eher zu den Schnäppchen, die in absolut ländlichen Gebieten oder eben bei Berufsanfängern anfallen. I der Großstadt oder bei erfahrenen Anwälten rechnet mal als Mandat doch eher mit Beträgen ab 350 oder 400 Euro aufwärts.

In unserem Freundeskreis sind mein Freund und ich eher diejenigen, die mit am besten verdienen. Das spielt bei uns aber keine Rolle und sicherlich prahlen wir damit auch nicht vor unseren Freunden. Ich glaube, dann hätten wir nicht mehr lange Freunde. Einen Menschen mag man entweder oder halt nicht, aber mit seinem Verdienst hat das definitiv nichts zu tun. Leute die so sind, sind mir dann auch sehr unsympathisch. Zudem finde ich, dass es sich nicht gehört über sein Gehalt zu sprechen.

Na klar habe ich mal Gespräche mit Freunden über Geld, weil irgendeine größere Anschaffung bei ihnen oder bei uns ansteht. Aber über mehr sprechen wir auch nicht wirklich. Man kennt halt die Aussagen von Freunden, dass sie genug zum Leben verdienen, dass es manchmal knapp ist oder dass sie gut gespart haben. Wir stecken viel Geld in die Pflege unserer Tiere, andere haben Kinder oder es kommt zu ungeplanten Kosten. Es ist wichtig, dass man jemanden hat, mit dem man über finanzielle Nöte und Probleme sprechen kann.