Begriff der Bromosexualität für euch wirklich notwendig?
Ich habe kürzlich zum ersten Mal etwas von dem Begriff "Bromosexuell" gehört, der nun ein wenig im Internet die Runde macht. Zumindest habe ich schon auf mehreren Seiten davon gelesen. Bromosexualität bezeichnet ganz einfach die Freundschaft zwischen einem homo- und einem heterosexuellen Mann. Ein heterosexueller Mann, der mit einem homosexuellen Mann befreundet ist, ist bromosexuell.
Ich frage mich, wozu es denn so einen Begriff gibt und finde das ziemlich unnötig. Ich kann es mir nicht vorstellen, dass jemand von sich behaupten wird, bromosexuell zu sein. Ist dieses Wort für euch wirklich nötig?
Das Wort ist nicht nur nicht notwendig, sondern ja sogar falsch. Eine Freundschaft hat doch überhaupt nichts mit Sexualität zu tun. Egal, welche Sexualität die beiden generell haben, sind Freunde untereinander doch ganz platonisch. Deshalb muss es auch keine Bezeichnung dafür geben, die auf -sexuell endet.
Es reduziert die Freundschaft auch ja auch darauf, dass der eine homo- und der andere heterosexuell ist. Obwohl die Freundschaften, auf die das zutrifft, vielleicht eher darauf aufbauen, dass sie beide Fußball mögen, gemeinsam Klettern gehen oder sich schon seit dem Kindergarten kennen.
Andererseits verstehen viele den Begriff auch als notwendig, um diese Art von Freundschaft als normal zu feiern. Das gibt es, das hat sogar einen Namen, das ist nichts Schlimmes. Das könnte dazu beitragen, dass es zukünftig in der Gesellschaft mehr Anerkennung findet und als normal angesehen wird.
Viele Männer haben ja noch Probleme damit, wenn sich ein Kumpel von ihnen als homosexuell entpuppt und glauben gleich, dass er ihnen dann sicher an die Wäsche will. Aber nein, Bromosexualität ist sozusagen wissenschaftlich bewiesen und er will seinem Kumpel nicht an die Wäsche.
Ich sehe das wie Bienenkönigin und finde diesen Ausdruck nicht nur unnötig, sondern auch noch falsch. Denn eine Freundschaft ist ja immer platonisch, sofern sie nicht mit gewissen Extras verbunden ist (wovon ich hier nicht ausgehe). Daher hat der Ausdruck "sexuell" in diesem platonischen Kontext für mich überhaupt nichts verloren und ich finde das sogar eher irreführend.
Ich finde es unnötig aber das ist der allgemeine Trend, dass alles seinen eigenen Namen bekommen muss, wenn es etwas von der Norm abweicht. Somit war das nur eine Frage der Zeit bis auch ein Begriff gefunden worden ist der eine Freundschaft zwischen zwei Männern beschreibt, wenn einer Heterosexuell ist und der andere Homoseuxuell.
Lange wird es wohl auch nicht mehr auf sich warten lassen, bis auch ein Begriff gefunden worden ist wenn eine Heterosexuelle Frau eine Freundschaft mit einer Homosexuellen Frau führt. Denn dem Begriff Bromosexualität nach, begrifft dieser Begriff nur die Männer, aber nicht die Frauen. Man kann gespannt sein, was sich dann ausgedacht wird.
Sexuell hat auch nicht immer etwas mit dem Geschlechtsakt zu tun, sondern beschreibt oberflächlich nur gesehen nur das Geschlecht bzw. die Geschlechtlichkeit. Als Synonym wird dagegen auch gerne gleich der Geschlechtsakt gleich gesetzt, daher sagt das wenig darüber aus, ob nun jemand direkt jemanden an die Wäsche will oder es eine Freundschaft Plus ist.
Täubchen hat geschrieben:Daher hat der Ausdruck "sexuell" in diesem platonischen Kontext für mich überhaupt nichts verloren und ich finde das sogar eher irreführend.
Das finde ich gar nicht. Ich finde durchaus, dass der Begriff "sexuell" auch bei platonischen Beziehungen gebraucht werden kann. Man unterscheidet doch schließlich im Englischen auch ganz klar zwischen "Sex" und "Gender". Sex bedeutet im Prinzip ja schlicht und einfach nur das biologische Geschlecht und hat ja gar nichts mit einem sexuellen Akt oder dergleichen zu tun. Trotzdem müsste es für mich diesen Begriff der Bromosexualität nicht geben.
Prinzessin_90 hat geschrieben: Man unterscheidet doch schließlich im Englischen auch ganz klar zwischen "Sex" und "Gender". Sex bedeutet im Prinzip ja schlicht und einfach nur das biologische Geschlecht und hat ja gar nichts mit einem sexuellen Akt oder dergleichen zu tun.
Das stimmt natürlich, dass der Begriff aus dem Englischen kommt. Alle anderen Bezeichnungen auf -sexuell haben nicht nur etwas damit zu tun, zu welchem Geschlecht man sich hingezogen fühlt, sondern auch, welches Geschlecht man sich selbst zuordnet. Beides kann man aber nicht auf diese Art von Freundschaft anwenden. Denn bei dem heterosexuellen Freund ändert sich ja nichts davon, nur weil er einen homosexuellen Freund hat.
Da wären wir ja wieder bei dem Vorurteil, dass Homosexualität ansteckend wäre. Und das ist doch so ein krass schlimmes Vorurteil, dass so oft zur Ausgrenzung und Verfolgung von Homosexuellen geführt hat.
Ich finde den Begriff eher irreführend und wenig einleuchtend. Ähnlich geht es mir mit dem Begriff der Gastrosexualität, der seit einer Weile häufiger gebraucht wird, der aus meiner Sicht eher zuerst Verwirrung stiftet.
Ganz abgesehen davon, dass man hier diskutieren kann, ob der Wortbaustein -sexuell hier passend und treffend ist, irritiert mich auch, wofür Bromo- stehen soll. Das hört sich so chemisch nach Bromdämpfen oder dem chemischen Element Brom an, das war meine erste Assoziation, die aber total falsch lag. Vermutlich soll ja das Homo in Bromo noch drin stecken, aber wie kommt dann das Br- als Bestandteil in das Kunstwort? Alles sehr rätselhaft.
Ich wage mal die Prognose, dass dieses Wort so ähnlich wie der Kunstbegriff sitt für nicht mehr durstig irgendwann wieder in Vergessenheit geraten wird.
trüffelsucher hat geschrieben: Vermutlich soll ja das Homo in Bromo noch drin stecken, aber wie kommt dann das Br- als Bestandteil in das Kunstwort?
Da steckt "Bro" drin, also die Kurzform von Brother, womit sich manche Kumpels ja gegenseitig ansprechen. Wohl eher in Amerika. Ich hätte da ja "homiesexuell" besser gefunden. "Homie" ist ja auch ein Wort für Kumpel und es passt viel besser als das nach Brom klingende bromosexuell.
Danke für die Aufklärung zur Wortbedeutung, Bienenkönigin. Aber woran du nicht schuld bist, die Erklärung ist zwar plausibel, macht mir das Wort aber nicht sympathischer. Das erklärt mir auch, warum wohl einige Homosexuelle auch mit dem Wort nicht glücklich sind.
Ein Begriff, der Bruder und Sexualität in einem Begriff zusammen bringt, ist wirklich auch irgendwo zweideutig, wenn man ihn übelnehmerisch interpretieren möchte. Das kann jemand durchaus in den falschen Hals bekommen und vermutlich trägt das dann gerade in konservativen Kreisen eher dazu bei, dass noch Vorurteile gegenüber Homosexuellen dazu kommen, was die womöglich mit Freunden oder Brüdern machen. Auch wenn mir natürlich klar ist, dass es nicht üblich ist, Bro mit leiblicher Bruder gleich zu setzen.
Aber auch in englisch sprachigen Gegenden wird es ältere oder konservative Menschen geben, denen diese jüngere Bedeutung oder Slangbedeutung nicht so geläufig ist und die dann (beabsichtigt?) falsch interpretieren.
Ich höre gerade zum ersten Mal von dem Begriff und bin schon ein bisschen verwundert. Freundschaft hat ja nun nicht unbedingt etwas mit Sexualität zu tun.
Ich frage mich aber auch, wie man auf die Idee kommt, immer alles kategorisieren zu müssen und dafür immer neue Begrifflichkeiten erfinden zu müssen. Also ich habe für die beschriebene Konstellation noch nie ein eigenes Wort benötigt. Ein heterosexueller Mann, der mit einem homosexuellen Mann befreundet ist, ist schlicht heterosexuell. Sein Freund ist homosexuell. Die Freundschaft der beiden noch extra kategorisieren zu müssen halte ich für schlicht überflüssig.
Wie wäre denn eigentlich das sprachliche Pendant bei Frauen?
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