Begriff "Arbeit" gesellschaftlich negativ besetzt?
Eine Bekannte von mir meinte neulich, dass der Begriff "Arbeit" in unserer Gesellschaft in Deutschland überwiegend negativ besetzt wäre. Den Grund dafür wüsste sie nicht, aber sie hätte den Eindruck, dass dies so gewollt wäre. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich von dieser Aussage halten soll, aber das ist sicherlich subjektiv.
Ich persönlich finde nicht, dass der Begriff Arbeit irgendwie negativ besetzt ist und ich sehe den Begriff total neutral. Es hängt meiner Ansicht nach davon ab, was man daraus macht, ob der Begriff positiv oder negativ besetzt ist. Ich habe aber eher den Eindruck, dass es deutlich negativer besetzt ist, wenn man nicht arbeiten geht und stattdessen zu Hause sitzt auf Kosten der Steuerzahler. Wie seht ihr das? Habt ihr den Eindruck, dass der Begriff Arbeit gesellschaftlich negativ besetzt ist oder seid ihr anderer Meinung?
Ich habe den ganz gegenteiligen Eindruck und halte es sogar für recht typisch für unsere Ära und unsere Kultur, dass Arbeit einen Wert an sich darstellt und daher in den meisten Fällen hoch positiv besetzt ist, während "Muße", die jahrhundertelang das gesellschaftliche Ideal darstellte, heute eher mit "Faulheit gleichzusetzen und daher abzuwerten ist.
Historiker und Soziologen hätten zu diesem Thema sicher einiges Interessante zu sagen, aber ich habe auch schon gehört, dass wir es unter anderem der Reformation zu verdanken haben, dass der sprichwörtliche "protestantische Arbeitsethos" sich verbreitet hat, sprich dass man auf Erden durch Fleiß und wirtschaftlichen Erfolg schon zeigen konnte, dass man mit dem Allmächtigen auf gutem Fuß stand. Oder so, ich kenne das Konzept auch nur aus dem Fernsehen.
Jedenfalls habe ich den (selbstverständlich auch nur subjektiven) Eindruck, dass es hierzulande und heutzutage nach wie vor als schick und gesellschaftlich hoch positiv besetzt gilt, immer beschäftigt zu sein, immer Überstunden zu machen und auch in der Freizeit ständig von A nach B zu rennen und sich selbst zu optimieren, indem man sich Ziele setzt, "Challenges" macht und nie zugibt, dass man manchmal einfach nur im Café sitzen, in einer Illustrierten blättern und blöd schauen möchte.
Und Leute, die gut dafür bezahlt werden, dass sie sich abhetzen und abrackern, stehen gesellschaftlich noch einmal besser da als Menschen, die zwar "arbeiten", aber wenig auf dem Lohnzettel stehen haben oder gar unbezahlte Arbeit in der Familie oder im Ehrenamt leisten. Ich würde daher sagen, dass in der sozialen Hierarchie der Wert "gut bezahlte Arbeit" ganz oben steht, dann kommt "Arbeit" als Beschäftigung und am negativsten besetzt sind Leute, die auf der faulen Haut liegen und nicht einmal so tun, als wären sie hart beschäftigt.
Ich würde nicht sagen, dass dieser Begriff negativ besetzt ist. Zumindest kommt es für mich eben auf den Zusammenhang an, in dem er genutzt wird. Wenn man sagt, dass man froh ist, Arbeit zu haben, dann ist das doch eine durchaus positive Besetzung des Wortes. Anders sieht es vielleicht aus, wenn man darüber jammert, dass man noch so viel Arbeit vor sich hat. Darum ist für mich der Begriff auch erst einmal neutral, bis ich weiß, in welchem Zusammenhang er benutzt wird.
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