Beginnt die Pubertät immer früher?

Ich war am Freitag beim Elternabend in der Schule meiner Tochter. Sie ist mit ihren acht Jahren die Jüngste in ihrer Klasse. Manche Kinder sind schon neun Jahre alt. Es ist eine dritte Klasse. Nun wurde über das Fach Sachunterricht gesprochen und die Lehrerin meinte, sie würde gerne das Thema Sexualkunde vorziehen, da es eigentlich erst für die vierte Klasse vorgesehen ist.

Die Lehrerin meinte aber, es wäre nötig, da sie mitbekommen hat, dass schon mehrere Mädchen in die Pubertät gekommen sind und es auch schon mindestens zwei Mädchen gibt, von denen sie wüsste, dass sie ihre Periode haben.

Mit kommt das sehr früh vor. Meine Tochter ist sowieso noch sehr kindlich und auch ganz klein und zierlich. Mir ist schon aufgefallen, dass einige Mädchen aus ihrer Klasse schon einen Brustansatz und fettige Haare haben.

Aber dass die Mädchen so richtig mitten in der Pubertät stecken und schon ihre Periode haben, fand ich schon leicht erschreckend.

Findest ihr auch, dass die Kinder immer früher in die Pubertät kommen und viel reifer sind als früher? Ich habe mit acht oder neun noch mit Puppen gespielt, während sich viele Mädchen aus der Klasse meiner Tochter schon für Schminke und Jungs interessieren.

Es wird immer Kinder geben, die wesentlich früher in die Pubertät kommen als andere Kinder. Selbst bei meinen Töchter, die ja nun bekanntlich Zwillinge sind, sehe ich da Unterschiede. Klar, deine Tochter ist eine der Jüngsten und da sind deine Bedenken verständlich. Aber ich finde den Vorschlag der Lehrerin gar nicht mal so schlecht. Wobei es auch darauf ankommt, wie die ganze Thematik begonnen wird.

An unserer Grundschule hier werden die Kinder da mal nach Geschlecht getrennt. Der eine Lehrer macht also mit den Jungen Unterricht und eine Lehrerin hat die Mädchen zusammen. So haben die Kinder viel besser die Möglichkeit ihre Fragen zu stellen, weil sie eben unter sich sind. Es wird jedenfalls seit Jahren von den Kindern sehr gut angenommen.

Wenn die Lehrerin hier aber merkt, dass der Bedarf schon vorhanden ist, dann ist sie doch sehr aufmerksam. Dazu entscheidet sie es ja auch nicht allein, sondern bezieht euch als Eltern mit ein. Leider muss man ja auch sehen, dass es noch Familien gibt, wo die Kinder keinen Ansprechpartner für die Thematik haben. Da können die Kinder froh sein, wenn sie in der Schule davon was erklärt bekommen.

Also, dass die Pubertät immer früher beginnt, ist in meinen Augen ein offenes Geheimnis. In meinem Freundeskreis sind mehrere Mädchen, die schon mit 11 Jahren ihre Periode bekommen haben und meine Cousine war schon mit 9 Jahren soweit. Ich persönlich empfinde das als viel zu früh, aber dafür können die Mädchen ja nichts, dass das nun mal so ist. Es ist ja nicht so, dass die das mit Absicht machen würden, es passiert einfach, aus welchen Gründen auch immer.

Rein subjektiv betrachtet, empfinde ich das Thema Aufklärung vor der vierten Klasse als zu früh. Aber wenn die Mädchen immer frühreifer werden, hat man ja so gesehen keine andere Wahl, als das Thema vorzuziehen. Oder irre ich mich da?

@Olly173: Das gab es aber auch vor 30 Jahren schon, dass Kinder mit zehn oder elf Jahren ihre erste Periode bekamen. Und auch heute ist das Alter noch nicht der Durchschnitt, so dass es da kaum große Verschiebungen gab. Die Kinder kommen auch nicht wesentlich früher in die Pubertät. Aber sie erfahren mehr über das Thema Sexualität, weil sie einfacher an die Informationen kommen.

Zu meiner Zeit, als vor rund 30 Jahren, hatten wir in der 5. Klassen das Thema das erste Mal im Biologieunterricht. Danach war es erst wieder in der 8. Klasse dran. Halbnackte Frauen auf Werbeplakaten oder nackte Männer in Filmen waren damals eher rar. Da sieht man heute selbst im Vorabendprogramm schon mehr.

Zudem war die Generation meiner Eltern noch mit so gut wie keiner sexuellen Aufklärung groß geworden. Entsprechend zögernd war man den eigenen Kindern gegenüber. Das ist heute anders und Kinder fragen auch nicht mehr unbedingt, wo die Kinder herkommen. Im Gegenteil, sie wollen da schon genauer wissen, ob man als Eltern auch noch sexuell aktiv ist. Das hätte ich mir als Kind nie gewagt zu fragen.

Aber die Kinder sind eben offener geworden und da sollten die Eltern mithalten. Und ich behaupte sogar, dass eine sehr frühe sexuelle Aufklärung auch den einen oder anderen Fall von sexueller Misshandlung von Kindern vermeiden kann. Gerade dann, wenn Kinder wirklich einen Ansprechpartner bei dem Thema haben, dem sie vertrauen können.