Befristete Jobs für Berater in Jobcenter abschaffen?

vom 04.12.2014, 21:32 Uhr

Und wieder gab es in einem der Jobcenter einen Angriff auf einen "Berater" mit tödlichem Ausgang (siehe hier). Und so eine Tat ist nie zu rechtfertigen! Und das Mitgefühl gilt hier definitiv den Angehörigen des Opfers dieses Mordes - nachdem der Täter ja schon bewaffnet gekommen ist, unterstelle ich einfach mal die Absicht des Mordens. Wobei ich mich hier auch belehren lassen will.

Fakt ist aber auch, dass hier offenbar ein Mensch durch die Arbeit der Berater im Jobcenter zu so einer Tat veranlasst sah. Jedenfalls wird die persönliche Situation des Täters so in eine Sackgasse manövriert worden sein, dass der keinen anderen Ausweg wusste und seine Wut und den Hass wohl auf das letzte Glied der Kette projizieren musste. (An Peter Hartz, Gerhard Schröder oder Josef Fischer kommt er ja nicht so leicht ran.)

Wieso aber sind die Mitarbeiter der Jobcenter - nach mehreren Berichten - offenbar wirklich darauf aus, hier eher zunächst Leistungen zu kürzen und zu verweigern und offenbar lieber zu wenig als zu viel auszugeben? Hier, so scheint es, wird innerhalb der Behörde wohl Druck auf die Mitarbeiter und Berater aufgebaut, entsprechend restriktiv vorzugehen und es gilt als Erfolg, Kunden von der Liste zu streichen. Dabei spielt es aber keine Rolle, ob die Kunden wirklich nichts mehr brauchen oder schlicht nichts bekommen.

Und genau hier wird oft berichtet, dass Berater ja in den Jobcentern selbst nur "befristete" Verträge haben und die Vorgesetzten oft jenen androhen würden, sich auf der anderen Seite des Beratertisches zu finden, wenn die geforderte "Performance" nicht geleistet wird. Inge Hannemann kann hier als berühmteste Beraterin herangeholt werden, die offen über diese Missstände (zumindest bei ihr im Jobcenter) berichtet hat.

Wäre es nicht hier sinnvoll, um den Druck auf die Berater wegzunehmen und diesen Perspektiven zu bieten, die Regelung mit den befristeten Stellen so zu ändern, dass eine befristete Stelle nur dann ausläuft, wenn die entsprechende Stelle nicht nachbesetzt wird? Ansonsten sollte der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin einen Anspruch auf die Stelle erwerben, sobald die Befristung ausläuft.

Befristete Stellen können ja manchmal sinnvoll sein. Eben als flexibles Werkzeug für Arbeitgeber, wenn tatsächlich bestimmte Stellen nur befristet zu vergeben sind (Schwangerschaftsvertretungen oder Auftragsspitzen). Eben immer dann, wenn absehbar ist, dass die Stelle nach einer Zeit nicht mehr benötigt wird bzw. wieder von festen Angestellten übernommen werden kann.

Hier dient es aber als Druckmittel und hat nichts mit dem Wesen einer befristeten Tätigkeit zu tun! Es dient dem Arbeitgeber ausschließlich dazu, sich die Angestellten gefügig zu machen und zu halten. Denn wenn ein Angestellter "unbequem" wird (aber ihm hinsichtlich der geleisteten Arbeit nichts vorzuwerfen ist), wird die befristete Stelle einfach an den nächsten vergeben. Die Arbeit ist also da - nur der Angestellte wurde ausgetauscht. Wieso setzt hier niemand an - wenn es schon nur um Reförmchen auf dem Arbeitsmarkt bzw. bei der entsprechenden Gesetzgebung geht?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Befristete Stellen dienen nicht nur hier als Druckmittel, sie sind in der gesamten Arbeitswelt ein Druckmittel. Kein Arbeitnehmer möchte sich etwas herausnehmen, zu viel fordern, bei Krankheit daheim bleiben, denn man hat ja immer im Hinterkopf, dass der Vertrag bald ausläuft und man ja zeigen muss, dass man eine Bereicherung für die Firma ist.

Ich hatte in den letzten 10 Jahren nur bei den Arbeitgebern einen unbefristeten Vertrag die bereits einen schlechten Ruf hatten und sich schwer taten gute Arbeitnehmer zu finden. Das Kasperletheater das dann in diesen Firmen oft veranstaltet wurde führte dazu, dass ich grundsätzlich früher oder später eine andere Arbeit suchte.

Zeitverträge gehören sich anders geregelt, mittlerweile können Befristungen nach Lust und Laune ausgesprochen werden. Früher gab es maximal 3 Verlängerungen und dies verteilt auf 2 Jahre, mittlerweile sind dem keine Grenzen mehr gesetzt, soweit der Arbeitgeber dies irgendwie begründen kann. Ein Zeitvertrag für 2 Jahre und dann für 1 Jahr und dann nochmal für 18 Monate, so wird mittlerweile mit den Arbeitnehmern umgegangen.

Früher war es eine Schande, wenn man einen durchwachsenen Lebenslauf hatte, heute kann dieser ganz einfach begründet werden: Zeitverträge! Leider kann der Arbeitgeber so oft nicht mehr unterscheiden ob es sich tatsächlich um eine gute Arbeitskraft handelt, die einfach nur immer wieder Arbeitsverhältnisse hatte in denen man nur Zeitverträge ausgegeben hat und der Bedarf dann tatsächlich nicht mehr vorhanden war oder ob man einen Arbeitnehmer hat, der seine Zeitverträge nicht verlängert bekommen hat, da die Arbeitsweise nicht zufriedenstellend war.

» que_Linda » Beiträge: 688 » Talkpoints: 9,25 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Solche Gegenreaktionen mit tödlichen Ausgang werden wohl noch öfters vorkommen, solange jeder durchgeknallte Sachbearbeiter irgendwelche Sanktionen nach seinem Gusto verhängen kann. Mein Mitleid hält sich da in sehr engen Grenzen.

Ich frage mich auch, warum ich mir Gedanken darum machen soll, dass Jobcenter-Mitarbeiter ebenso wie andere Arbeitnehmer befristet eingestellt werden? Warum sollen ausgerechnet diese Arbeitnehmer bevorzugt behandelt werden? Meiner Ansicht nach sollten diese doch mal ebenso sanktioniert werden, wie sie andere sanktionieren. Sonderrechte brauchen die auf jeden Fall sicher nicht.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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