Beeinflusst ein Hype den Geschmack eines Produktes?

Seit einiger Zeit sind die Energiedrinks von Rockstar sehr beliebt, es gibt sie in sehr vielen verschiedenen Sorten, vom klassischen Aroma bis zum Eistee oder Fruchtsaft findet man alle Geschmacksrichtungen. Im Fernsehen und in den Schulen wird oft mit Stars für diese Getränke geworben und es entstand ein richtiger Hype um dieses Getränk, fast jeder Schüler lief mit einer Büchse in der Hand herum.

Mittlerweile ist dieser Hype vorbei und man sieht immer weniger Leute mit solchen Drinks. Viele mögen den Geschmack nicht mehr und das, obwohl die Rezeptur gleich ist. Ich frage mich deshalb, ist es möglich, dass man ein Produkt aufgrund eines Hypes geschmacklich anders wahrnimmt und deshalb plötzlich gut findet?

Da ist sie wieder, die Psyche, die ich so gerne ins Feld führe. Meiner Meinung nach liegst du richtig. Der Mensch nimmt zwar immer gerne für sich in Anspruch, seine Entscheidungen unabhängig und auf freier Willensbasis zu treffen. Tatsächlich wird er aber durch Werbung nachweislich mehr als deutlich gelenkt.

Selbst Werbung, die uns auf den Keks geht, hat eine Wirkung: Wir haben sie wahrgenommen. Deshalb denke ich schon, dass der Hype und die angebliche Geschmacksvorliebe durch Werbung und den unter Jugendlichen natürlich immer wieder vorhandenen Wunsch, cool zu sein, entstanden ist. Ist der Hype dann weg, schmeckt's dann halt nicht mehr so gut.

Bei mir ist es eher umgekehrt. Wenn ich sehr viel von einem bestimmten Produkt höre und sehr viel Werbung dafür gemacht wird, dann werde ich durchaus neugierig darauf und will es dann auch mal probieren. Mich interessiert es dann, ob wirklich etwas an dem Hype dran ist und will mich selbst davon überzeugen. Allerdings habe ich dann meistens so hohe Erwartungen an das Produkt, dass ich meistens enttäuscht werde. Das war schon ganz oft der Fall.

Wenn so viel Rummel ein Produkt gemacht wird, wächst meine Erwartungshaltung immer mehr und ich denke dann, dass mich das Produkt auch von den Socken hauen muss. Aber meistens finde ich den Geschmack einfach nur in Ordnung. Genau das gleiche war kürzlich bei dem Kinder-Eis von Ferrero. Ich habe dem Verkaufsstart richtig entgegengefiebert, wobei ich es dann aber nur "okay" fand.

Bei mir wirkt das also nicht. Es stimmt schon, dass ich durch Hypes eher dazu verleitet werde etwas zu kaufen, weil ich dann eben so neugierig werde und es auch mal probieren will. Das Interesse steigt ja auch, je mehr man von etwas hört. Aber nur deshalb muss man ja etwas nicht automatisch gut oder lecker finden. Da setzt der Verstand bei mir nicht aus und ich kann mir durchaus ein eigenes Urteil bilden.

Mir geht es in dieser Hinsicht genau wie Prinzessin_90. Je größer der Hype um ein neues Produkt, desto neugieriger und vorfreudiger darauf werde ich - und dann ist die Enttäuschung oft größer als der Genuss, wenn ich endlich die Gelegenheit bekomme, es zu probieren, und es eher regulär als phänomenal schmeckt. So ging es mir in letzter Zeit mit nahezu allen Special Editions beliebter Süßwaren, Getränke oder Snacks, und auch vergangene und aktuelle "Food Trends" wie gerolltes Eis, Cake Pops und Co. haben keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.

Manchmal mache ich es deshalb bewusst so, dass ich die erste Welle des Hypes vorüberziehen lasse und mich der Verkostung eines Produkts erst widme, wenn man nicht mehr an jeder Ecke ein Bild davon vorgehalten bekommt oder in TV und Radio darüber zugetextet wird. Ab und an gelingt es mir dann, bis dahin die Erwartungshaltung wieder zurückzuschrauben und unvoreingenommener an die Sache heranzugehen.

Ich kann mich da nur Prinzessin_90 und MaximumEntropy anschließen. Meine Erwartungshaltung lässt sich ebenfalls sehr stark davon beeinflussen, wie sehr ein Produkt gehypt worden ist. Daher habe ich konsequent auf die veganen Ersatzprodukte in Bezug auf Fleisch und Milchprodukte verzichtet, auch wenn es hieß, dass das Zeug genauso schmecken würde wie das Original.

Abgesehen davon habe ich festgestellt, dass ich dann von vielen Sachen enttäuscht bin, die dann gehypt werden, das hat mit Nahrungsmitteln im Besonderen gar nichts zu tun. So war ich zum Beispiel von den Büchern von Stephanie Meyer total enttäuscht, weil mir der Schreibstil viel zu kitschig gewesen ist. Ich fand Dirty Dancing total schrecklich, der ja von allen Seiten gehypt wurde und Star Wars fand ich auch zum Kotzen. Habe bis heute nie verstanden, warum diese Sachen so gehypt werden/ wurden und so einen Kultstatus haben.

Ich weiß nicht, ob es da tatsächlich eine Art Placebo Effekt gibt, aber, dass es häufiger vorkommt, dass Leute etwas essen oder trinken weil es angesagt ist und nicht, weil sie das total lecker finden, ist klar.

Denk zum Beispiel an das ganze "gesunde" Zeug. Die meisten grünen Smoothies schmecken einfach schrecklich, aber die Leute haben das eine Zeit lang wie blöd getrunken und immer betont, wie gesund das doch ist. Ich habe aber tatsächlich niemanden sagen hören, dass er das Zeug trinkt, weil es so wahnsinnig lecker sei.

Wenn alle sagen, dass es gut ist, dann muss es das ja sein. Das ist der Effekt der Psyche und genauso schnell ist so ein Hype dann auch wieder weg, wenn es dann nämlich alle blöd finden, weil es doch nicht so gut war, dann finden alle gemeinschaftlich wieder blöd. Die Psyche kann einem viel vorspielen und man kann sich sehr viel einreden, bis zu Krankheiten.

Ich weiß nicht, ob es da tatsächlich eine Art Placebo Effekt gibt, aber, dass es häufiger vorkommt, dass Leute etwas essen oder trinken weil es angesagt ist und nicht, weil sie das total lecker finden, ist klar.

Das ist kein Placebo-Effekt. Ich habe mich kürzlich mit einer Psychologin zu diesem Thema unterhalten, die in der Forschung tätig ist und die meinte, dass Menschen dazu neigen würden, zu einer Gruppe unbedingt dazu gehören zu wollen und deswegen werden dann diese Trends und Hypes mitgemacht (auch wenn sie vielleicht gar nicht so toll gefunden werden).

Wenn also der Mainstream ein Produkt hypt und man will unbedingt dazu gehören dann konsumiert man es eben auch, egal wie scheiße man es findet. Ich finde so ein Verhalten ziemlich rückgratlos, aber gut, das ist nur meine Meinung. Das hat auch was von indirektem Gruppenzwang, weil man dann Sachen mitmacht, weil man dazu gehören will und nicht, weil man von diesen Dingen überzeugt ist und sie gut findet.