Beeinflusst das Internet unser Denken negativ?

vom 09.03.2021, 13:43 Uhr

Das Internet ist mittlerweile nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Es wird nicht nur für das Einkaufen und die Kommunikation, sondern auch zum Arbeiten und Spielen verwendet. Doch was richtet das Internet mit unserer Art zu Denken und unseren Denkensweisen an, wird dies negativ beeinflusst? Macht es uns vielleicht bequem, abhängig und irrational beim Abwägen und Entscheiden bestimmter Situationen im Alltag? Viele berufen sich bei normalen Offline Diskussionen auf Internetzitate, Berichte und Quellen ohne den Wahrheitsgehalt wirklich zu kennen. Geht uns so nicht ein Stück weit die Objektivität verloren?

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich glaube nicht, dass das Denken per se negativ beeinflusst wird, nur weil man im Internet ist. Natürlich passieren viele schlimme Sachen, jeder kann seine Meinung sagen und man findet auch eine Menge Fehlinformationen, allerdings ist es ja nicht so, dass wir alle dumm sind und uns nicht selber mal Gedanken machen können. Ich sehe Internet nicht negativ und denke auch nicht, dass ich negativ beeinflusst werde. Natürlich gibt es auch schlechte Seiten, aber nichts ist immer nur gut.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


"Das Internet" an sich gibt es doch schon lange nicht mehr. Wenn ich online einen Flug buche, auf Wikipedia nachschaue, wie viele Kinder Kaiserin Sisi hatte oder mir ein Rezept für Fleischpflanzerln ausdrucke, werde ich davon nicht "irrationaler", als ich so schon bin.

Ich kann mich auch noch an eine Zeit erinnern, als das Internet und sogar Handys in der breiten Bevölkerung noch nicht so angekommen waren und es stimmt schon, dass die Informationsflut und die zahllosen Möglichkeiten, jede Sekunde seines Tages mit der Allgemeinheit teilen und umgekehrt jeden Hirnfurz einer drittklassigen Soapdarstellerin live mitzubekommen ganz schön aufs Gehirn und Gemüt schlagen können. Aber da muss eben jeder selber darauf schauen, den gesunden Menschenverstand nicht abzugeben, wenn man online geht. Bei großen Teilen des "Internets" versäumt man nicht nur nichts, sondern tut sich sogar einen Gefallen, wenn man sie getrost ignoriert.

Bis vor relativ kurzer Zeit hätte ich sogar behauptet, dass vor allem die junge Generation Gefahr läuft, von den negativen Auswirkungen moderner Medien beeinflusst zu werden und von Eltern und Erziehungsberechtigten sorgfältig in die Welt der Influencer, Fake News und unrealistischen Pornos eingeführt werden sollten. Aber mittlerweile habe ich eher den Eindruck, dass eher meine Generation (40+) völlig unhinterfragt alle möglichen Untiefen des World Wide Webs durchwatet und begierig allen Schwachsinn ungefiltert auf sich einprasseln lässt.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich bin auch der Ansicht, dass es "das Internet" gar nicht gibt. Es kommt immer ganz darauf an, wie man welche Seiten liest und wie man im Endeffekt damit umgeht. Natürlich kann ich mir ganz viel Schund ansehen und durchlesen. Das konnte ich aber auch früher schon und dafür brauche ich auch gar kein Internet, sondern diesen Schund gibt es auch in Büchern, Zeitschriften und vor allem im Fernsehen.

Über das Internet verbreitet es sich allerdings schneller und viel leichter und es gerät weniger in Vergessenheit. Ohne Internet hätte ich vermutlich nie von Nadine und ihrem Erdbeerkäse erfahren und mir damit auch nie ansehen können. Aber auch wenn ich es mir nun im Internet angesehen habe, hat es mein Denken nicht in der Hinsicht beeinflusst, dass ich jetzt glaube, dass alles, was im Garten wächst, giftig ist und die einzig wahren Vitamine in abgepackter Mettwurst und in Erdbeerkäse stecken. Es hat mir nur ein wenig mehr vom Glauben an die Menschheit geraubt. :lol:

Was wir hier in Deutschland meiner Meinung nach ganz dringend brauchen, ist ein Unterricht darüber, dass man nicht immer alles glauben muss, was man irgendwo sieht oder liest, falls man dazu noch in der Lage ist. Nur weil etwas in einem Buch steht, ist es noch lange nicht wahr. Und nur weil jemand irgendein Foto auf Instagram, Facebook oder wo auch immer veröffentlicht, ist auch das noch nicht wahr!

Das scheinen aber immer weniger Menschen zu begreifen, was ich relativ erstaunlich finde. Da benutzen sie selbst einen Filter und lassen sich mit Tricks anders aussehen, aber wenn sie genau solche Fotos von anderen Personen sehen, halten sie alles für echt. Das sehe ich allerdings weniger als negative Beeinflussung des Denkens dieser Leute, sondern eher als Ausschalten oder Umgehen des gesamten Denkprozesses. :lol:

Man müsste lernen, dass man auch mit Internet auch immer noch sein Gehirn benutzen darf. So kann man dann auch recht einfach viele Dinge als Fälschung entlarven, etwa die ständigen Gewinnbenachrichtigungen. Oder viele Dinge, die einfach nur Werbung sind, aber auf den ersten Blick erstmal als "objektiv" erscheinen. Solche Seiten gibt es aber genauso in vielen Zeitschriften, wo oben nur ganz klein "Anzeige" drüber steht. Und es gibt ganze Bücher, die nur Werbung sind. Mir kommen etwa gerade Kochbücher in den Sinn, die nur für Dr. Oetker, Knorr, Maggi oder was weiß ich werben.

Und genauso wie man sich negativ beeinflussen lassen kann, könnte man es auch positiv mit sich machen lassen. Es gibt so viele Lebenshilfeseiten, Seiten, wo man positiv denken lernen soll etc. Da kann man sich bestimmt auch alles schön reden lassen!

Im Endeffekt kommt es also auf einen selbst an und wie kritisch man mit den Informationen umgeht. Wenn ich etwa als einziges Buch nur die Bibel gelesen habe und nur deren Inhalt als einzige Wahrheit kennen würde, würde ich aus heutiger Sicht auch auf die Idee kommen, dass dieses Werk mein Denken negativ beeinflusst hat.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Damit unser Denken negativ beeinflusst werden kann, müsste ich bei gewissen Personen, wo man diesen Effekt vermuten könnte, überhaupt erst einmal so etwas Ähnliches wie eine gedankliche Leistung erkennen können. :lol: Und daran hapert es meiner Meinung nach oft schon. Oder um es recht kurz auf den Punkt zu bringen: Wer eine gewisse Intelligenz hat, sollte in der Lage sein, mit "dem Internet" ordentlich umzugehen. Derjenige wird auch nicht negativ beeinflusst, sondern wird es eher zu seinem Vorteil nutzen.

Ich denke aber, dass es eine immer größer werdende Menge von Leuten gibt, die zu einem selbstständigen, vernunftgeleiteten Denken nicht in der Lage sind, weil ihnen gewisse Fähigkeiten fehlen. Früher, als es diese Möglichkeite der Selbstdarstellung im Netz noch nicht gab, sind diese Menschen eher in der Versenkung verschwunden und mussten sich mit Hilfsarbeiterjobs über Wasser halten.

Heutzutage können solche Leute aber fünf Videos mit ihren dämlichsten Taten aufnehmen, stellen diese ins Netz - und verdienen plötzlich Unsummen damit! Dadurch angestachelt drehen sie dann auch noch fünf Videos mit ihren dümmsten Ideen und sind plötzlich "Influencer".

Im Endeffekt gab es diese Leute immer. Das zeigen ja auch die älteren Filme. Aber sie hatten einfach nicht diese Plattform und wurden früher eher zurecht gewiesen, wie man es richtig macht, was an ihrer Denkweise falsch ist etc. Heute passiert das nicht mehr, sie können sich mehr profilieren, eine Partei gründen oder Demonstrationen veranstalten.

Insofern glaube ich, dass das Internet unser Denken nicht negativ beeinflusst, sondern es gibt denjenigen, die mit dem Denken immer schon gewisse Probleme hatten, einfach eine Plattform und rückt sie mehr ins Rampenlicht, sodass man sie sieht. Wenn früher etwa ein Schulabbrecher einen dummen Spruch abließ, nahm den keiner zur Kenntnis. Heute stellt er ihn ins Netz und hat sofort eine Vielzahl von Followern, Likes und wie das alles heißt.

» rasenderrolli » Beiträge: 1058 » Talkpoints: 16,66 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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