Bedeutung von »gefühlter Temperatur«
In den Medien, im Freundes- u. Familienkreis ist oft von der »gefühlten Temperatur« die Rede. Aus -10 Grad Celsius werden dann schnell »gefühlt« -20 Grad Celsius.
Ich selbst sage das auch häufig. Ich bin draußen und denke mir: »Brr, ganz schön kalt heute.« Dann gehe ich hinein, sehe auf das Thermometer und stelle fest, dass es gar nicht so kalt ist. Doch warum ist das so? Warum glaubt man, dass es kälter ist? Ist das ein rein subjektiver Eindruck oder eine Art Schutzmechanismus des Körpers, um einen vor der Kälte zu warnen?
Ich denke, die gefühlte Temperatur hängt von mehreren Faktoren ab. Zum einen spielen dort Punkte wie Windverhältnisse, Bewölkung, das Klima generell, und auch der Ort, an dem man sich befindet, eine Rolle. Je stärker der Wind, als umso kälter wird auch das Wetter empfunden.
Ich glaube, das hängt nicht nur von den Wetterverhältnissen ab, wie Windgeschwindigkeit etc. sondern eben auch von dem persönlichen Empfinden. Manche Menschen vertragen Hitze viel besser als Kälte oder eben umgekehrt. Menschen, die Hitze besser vertragen können als Kälte, empfinden kühleres Wetter immer als viel kälter als es eigentlich ist während Menschen, die Hitze nicht so gut vertragen können wie Kälte, empfinden die Temperaturen immer als viel höher als sie eigentlich sind.
Ich persönlich gehöre zu der Sorte, die es nicht mag, über einen längeren Zeitraum hinweg zu hohen Temperaturen ausgesetzt zu sein. Temperaturen bis 30 bei niedriger Luftfeuchte empfinde ich noch als in Ordnung. Aber sobald die Luftfeuchte zunimmt, kommt es mir schnell vor wie +40°C im Schatten.
Wenn es schon länger kalt ist empfindet man die Kälte nicht als so stark wie direkt nach einem Temperatursturz. Deshalb glaube ich nicht, dass eine gefühlt niedrigere Temperatur irgendwie evolutionsbedingt ist und mal zu unserem Überleben beigetragen hat. Ein Mensch aus Sibirien wird ja nicht weniger schnell erfrieren als ein Mitteleuropäer.
Der Wind spielt natürlich auch eine große Rolle. Wir hatte vor Kurzem zum Beispiel 16 Grad und als ich auf meine Terrasse getreten bin dachte ich wirklich "Frühling". Wir hatten ja gar nicht so lange vorher noch Minustemperaturen, da empfindet man fast 20 Grad mehr natürlich als warm.
Ich hatte mir schon überlegt statt einer Winterjacke eine Lederjacke aus dem Schrank zu holen - bis ich aus dem windgeschützten Bereich heraus getreten bin. Der starke Wind hat die Frühlingsgefühle direkt wieder vernichtet.
Was übrigens auch eine Rolle bei gefühlten Temperaturen spielt ist die Farbe der Umgebung. Wenn ein Raum in warmen Farben gehalten ist wird die Raumtemperatur tatsächlich höher geschätzt. Das spielt im Winter sicher auch eine Rolle, wenn der Himmel grau und kalt erscheint und die Umgebung auch eher trist ist.
Die reine Temperaturmessung ergibt einen bestimmten Grad Celsius. Diesem Grad Celsius ist es aber egal, ob er geschützt in einer Hausnische gemessen wird oder auf offener Fläche bei Wind und Regen, mit hoher oder niedriger Luftfeuchte, ob eine hohe Wärmestrahlung abgegeben wird oder nicht etc. Anhand dieser Grad-Zahl wird man keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Situationen feststellen.
Wenn du selbst aber in der Hausnische stehen würdest und dann raus in den Wind gehst, dann wird es dir auch kälter vorkommen als in der Nische. Oder wenn die Temperaturen in München und Berlin zwar das Gleiche aussagen, in Berlin aber eine viel höhere Luftfeuchtigkeit herrscht, dann wird dir in Berlin auch wärmer sein, weil dein Körper die hohe Temperatur einfach nicht mehr vernünftig durch Schwitzen ausgleichen kann.
Es ist dann einfach schwül. Die Münchener könnten aber die Temperatur gerade als angenehm empfinden. Und das, obwohl die Temperatur in den Orten gleich ist. Ähnlich bei Kälte. Trockene Kälte fühlt sich für den Menschen nicht so kalt an wie nasse Kälte, weil bei Letzterer dem Menschen noch Wärme entzogen wird.
Die „gefühlte Temperatur“, die du in den Medien (wohl in den Wettervorhersagen) hörst, ist auch kein geschätzter Wert, sondern die Ermittlung des Wertes wurde wissenschaftlich entwickelt. Es gibt den sog. Klima-Michel, sozusagen einen Mustermenschen. Dieser hat Größe, Gewicht etc. des Durchschnittsdeutschen und hat jeweils Kleidung an, die der Durchschnittsdeutsche in dieser Situation tragen würde. An ihm wird die gefühlte Temperatur simuliert und berechnet.
Die gefühlte Temperatur, so wie sie in der Wettervorhersage oft benutzt wird ist ja meines Wissens nach nur von der wirklichen Temperatur, dem Niederschlag und dem Wind abhängig. Kann natürlich auch sein, dass ich mich da irre, aber das sind ja die einzigen wirklichen Werte, die dort beachtet werden.
Der Luftdruck kann dort mit Sicherheit vernachlässigt werden, da dieser sich nicht wirklich ändert auf einen festen Punkt bezogen. Im allgemeinen Gebrauch wird in die gefühlte Temperatur aber noch mehr hineininterpretiert. Hier spielt ja auch noch die subjektive Auffassung eine Rolle.
Manche Menschen sind anfälliger für warmes oder kaltes Wetter. Angesammelte Fettschichten nehmen hier eine entscheidende Rolle ein, aber auch die Fähigkeit sich den Wetterverhältnissen entsprechend zu kleiden kann eine Ursache für verschiedene Wahrnehmungen sein.
Mir persönlich fällt es immer besonders stark auf, dass ich die Temperatur intensiver wahrnehme, wenn ich müde bin. Das gilt aber besonders für kalte Temperaturen. Naja und wenn es feucht ist, bzw. regnet nimmt man den kalten Wind ohnehin unangenehmer war, als wenn es trocken ist.
Interessanter Denkansatz ob bei der gefühlten Temperatur das subjektive Empfinden eine größere Rolle spielt. Ich denke, dass es definitiv eine Rolle spielt wobei die Windstärke und Luftfeuchtigkeit mit Sicherheit auch eine größere Rolle spielen.
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