Bedenklichkeit von Schmerzmitteln mit Wirkstoff Metamizol

vom 21.07.2017, 10:15 Uhr

Ich habe von meinem Arzt ein Schmerzmittel verschrieben bekommen mit dem Wirkstoff Metamizol. Natürlich habe ich da mal nach gegoogelt und habe erstaunliches lesen müssen. Dieser Wirkstoff ist in vielen Ländern gar nicht zugelassen und sogar in dem freigiebigen Griechenland, wo es die meisten Medikamente ohne Rezept gibt und man sogar starke Antibiotika ohne Rezept und billig bekommen kann, ist dieser Wirkstoff nicht zulässig.

Wie bedenklich ist dieser Wirkstoff denn wirklich? Habt ihr schon mal etwas davon gehört und würdet ihr da lieber zu anderen Mitteln greifen? Warum denkt ihr, ist der Wirkstoff in Deutschland zugelassen und in vielen Ländern verboten?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ja, das Zeug kenne ich. Wird in Deutschland als Novalgin verkauft und steht auf der Liste mit Schmerzmitteln, die ich nicht vertrage. Zu den schlimmen Nebenwirkungen, die ich auch mal bei Google nachgeschlagen habe, kann ich aber nicht sagen, denn die treten wohl erst nach einiger Zeit auf. Bei mir hat es aber gerade mal zwei Tabletten gebraucht bis ich aussah als hätte ich einen schlimmen Fall von Masern.

Ob ich lieber zu anderen Mitteln greifen würde oder nicht war dann natürlich keine Frage mehr, die ich selber entscheiden konnte. Mein Arzt hat einen Blick auf mich geworfen und sofort die Absetzung von Novalgin angeordnet.

Ganz offensichtlich werden Risiken und Nutzen in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich bewertet und in Deutschland ist man in diesem Fall zu einem anderen Ergebnis gekommen als in vielen anderen Ländern. Da ich nicht in der Arzneimittelzulassung arbeite kenne ich die Gründe dafür selbstverständlich nicht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Eigentlich ist die Situation simpel. Metamizol ist erheblich potenter als meinetwegen Acetylsalicylsäure und besser verträglich als diese Schmerzmittel oder andere stärkere Schmerzmittel wie Tillidin oder Tramadol. Bevor es Triptane gab, haben Menschen mit Migräne kaum eine andere Wahl gehabt.

Und weil das Zeug sehr gut wirkt, weniger Magenblutungen auslöst, nicht abhängig macht und auch keine anderen Nebenwirkungen, wie Opioide sie haben, aufweist, ist es in der Medizin sehr beliebt. Dummerweise gibt es die schwerwiegende Nebenwirkung im blutbildenden System.

Und hier scheiden sich die Geister. Hoechst als Hersteller hat in einer stark kritisierten Studie nur sehr geringe Zahlen belegt. Frei nach dem Motto wenn ganz Deutschland eine Woche Novalgin einnimmt, dann gibt es neun Fälle. Eine schwedische Studie kommt auf einen Fall bei gut 1.400.

Und nun wird das Risiko vollkommen unterschiedlich bewertet. Einige Länder haben den Wirkstoff aus dem Verkehr gezogen. In Deutschland hat man gut 160 Fälle aus 12 Jahren untersucht und bewertet das Mittel anders. Wenn Mittel wie Paracetamol, Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen nicht helfen oder nicht eingenommen werden dürfen, kann man Metamizol verschreiben. Allerdings sollte das Blut regelmäßig kontrolliert werden.

Man muss da aber auch einberechnen, dass hierzulande traditionell große Vorbehalte gegen Opioide bestehen. Andere Länder sehen das anders und behandeln stärkere Schmerzen einfach anders. Hierzulande hat man selbst mit Tumorschmerzen eher Metamizol als Opioide. Deshalb hält man eher an dem Mittel fest, weil man meint, es dringend zu brauchen.

» cooper75 » Beiträge: 13429 » Talkpoints: 519,52 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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