Bald kommender Tod durch Sturheit - wie damit umgehen?
Person A ist wirklich sehr stur. A möchte sich in Krankenhäusern nicht behandeln lassen und selbst mit einem Schlaganfall wollte A schon nicht, dass A behandelt wird. A hatte nun über einen Tag starke Nasenbluten und das Ganze musste dann verödet werden. Dazu kommt A ist Bluter und A hat Diabetes. A muss zudem noch ein Mittel einnehmen, was das das Blut dünner macht, deswegen ist A auch zum Bluter geworden, aber sonst hätte A Probleme mit dem Herz.
Auf jeden Fall war es nun so, dass A wirklich nach langem Kampf doch in eine Klinik gebracht wurde. Vorher hatte A sich mit Händen und Füßen und verbal sehr ausfallend gegen die Versuche gewehrt einen Arzt zu holen. Als A nun verödet war, stand A einfach auf und wollte nach Hause gehen. Aufgrund der langen Blutungszeit hatte A aber keinen Kreislauf mehr beziehungsweise konnte sich nicht mehr halten und stürzte so, dass A nun einen schweren Oberschenkelhalsbruch hat. Es ist aufgrund des hohen Alters von A und auch den Begleitumständen nicht zu erwarten, das A das nun überstehen wird und wieder auf die Beine kommt.
A hätte jederzeit familiäre Hilfe bekommen, A wurde immer wieder dazu geraten einen Arzt zu holen und es wurde auch immer wieder im Vorfeld auf ihn eingeredet das er bleiben muss. Die Verwandten mussten mit dem eignen Fahrzeug anfahren, was ein bisschen gedauert hatte und so kamen sie erst nach dem Sturz im Krankenhaus an. A ist ein alter Mensch, der einfach extrem stur ist und wirklich nie freiwillig eine Behandlung machen lässt. Nun sind die Verwandten sehr zweigespalten und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.
Immerhin sind sie wirklich sauer, dass A nicht gehört hat und nun sterben wird. Zumal auch eine andere Person B von A sehr abhängig ist und nun in ein sehr tiefes finanzielles Loch fällt und A das durch die Sturheit eben verursacht hat. Natürlich empfindet man aber auch eine sehr große Traurigkeit, weil A ja sonst ein netter Mensch ist. Wie sollte man nun damit umgehen? Ist es in Ordnung auch eine gewisse Wut im Bauch zu haben oder sollte man das vergessen, weil man es nicht ändern kann und man eher traurig sein sollte?
Ich kann sehr gut nachvollziehen das die Familie von A auch sauer auf A ist. Immerhin wäre es vielleicht nicht so schlimm gekommen, wenn A kooperativ gewesen wäre und sich gleich behandeln ließ, ohne eben so ein Theater zu machen. A wird nur daran gedacht haben, was A eben möchte und nicht, dass die Familie auch darunter leiden könnte. Ich denke, dass es da ganz verständlich ist, dass die Angehörigen nun sauer und auch enttäuscht sind.
Dennoch würde ich A beistehen und ihn nicht etwa durch sein Selbstverschulden sich allein überlassen. Vielleicht kommt A ja doch mit dem Leben davon und kann eine Lehre aus dem Ziehen. Für die Familie ist es sicherlich schlimm, aber vielleicht bereut A auch selbst schon, was A mit seiner Sturheit angerichtet hat.
Die Wut im Bauch ist absolut verständlich. A. scheint es ja wirklich herausgefordert zu haben und da das absolut unnötig ist, kann man da ruhig stinkwütend sein. Allerdings würde ich die Wut nicht im Bauch lassen, sondern mit A. darüber reden.
Denn wenn er sterben sollte, ist diese Möglichkeit nicht mehr gegeben und dann steht man ganz alleine da mit seiner Wut und bekommt keine Antworten mehr. Ich glaube zwar kaum, dass es eine zufriedenstellende Antwort gibt, warum man sich so fahrlässig gegen Behandlungen sträubt, aber wenigstens hat man es dann versucht.
Aber wie Nelchen schon schrieb, sollte man A. auf keinen Fall nun aus Wut alleine lassen. Das wäre zwar im Affekt auch nachzuvollziehen, aber man würde es doch ein Leben lang bereuen. Also sollte man sich weiterhin um A. kümmern. Gar nicht mal unbedingt ihm zuliebe, sondern sich selbst zuliebe. Aber dabei würde ich eben meine Wut ansprechen, damit man sich im Nachhinein nicht so fühlt, als hätte man sich ausnutzen lassen.
Empfinden darf man ohnehin alles, es gibt niemanden, der einem das in irgendeiner Weise vorschreiben darf. Und gerade bei Trauer und Unglücksfällen ist Wut eine normale emotionale Reaktion, sogar dann, wenn sie völlig irrational wäre. Ich kann die Situation sehr gut nachvollziehen, mir ist ein Fall bekannt, wo jemand über sehr viele Jahre eine Grunderkrankung nicht behandeln wollte, sie auch verleugnet und ignoriert hat, um am Ende daran zu sterben, was man vielleicht hätte verhindern können.
In dem Beispiel mit A könnte man es auch so sehen, dass die Person sich im Vorfeld zwar immer sehr stur stellte, aber letztlich doch behandeln ließ. Das anhaltende Nasenbluten wurde am Ende behandelt, die Medikamente zur Blutverdünnung offensichtlich eingenommen und auch jetzt wurde das Krankenhaus wieder aufgesucht. Der tragische Unfall wäre vielleicht auch früher oder später zuhause passiert, gerade bei alten, multipel erkrankten Personen sind Stürze leider an der Tagesordnung, wie ich selber mehrfach miterleben musste.
Vielleicht ist es auch hilfreich, sich vor Augen zu führen, dass das Wichtigste, gerade für einen alten, ohnehin schon eingeschränkten Menschen die eigene Selbstbestimmung ist. Auch wenn die Entscheidungen von Angehörigen unter dem Gesichtspunkt der Vernunft absolut angezweifelt werden dürfen, könnte man sich unter Umständen für die Bewertung entschließen, dass A alles getan hat, was aus der Sicht dieses Menschen das Richtige war. Ob das medizinisch und sozial die beste Entscheidung war, spielt dabei dann keine Rolle mehr.
Sollte es sich bei A um einen Mann handeln, könnte man auch mutmaßen, dass er manche seiner Entscheidungen aus Angst und Verdrängung getroffen hat, was sein Handeln auch wieder ein bisschen nachvollziehbarer erscheinen lässt. Gerade ältere Männer dieser Generation stehen nicht offen zu ihren Ängsten, teilweise nicht mal vor sich selber, ich kenne das Verhalten aus der eigenen Familie. Manchmal wirkt dann Angst wie die pure Sturheit.
Am Ende sind das aber alles nur Theorien und mögliche, alternative Sichtweisen, die vielleicht helfen könnten einen anderen Blick auf die Situation, und damit einen besseren Umgang mit den eigenen Emotionen zu bekommen. Die Wut an sich kann ich aus eigener Erfahrung sehr gut verstehen.
So schlimm es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren: Es ist das Leben des A und nicht das seiner Angehörigen. Was ein Mensch als wichtig einstuft und was er als Lebensqualität empfindet, das ist individuell extrem verschieden.
Was für die Angehörigen eine logische, ja zwingende Entscheidung ist, kann für A belastender sein als die Erkrankung selbst. Natürlich darf man wütend sein. Aber es geht um A und nicht um einen selbst. Also kann man die Entscheidungen falsch finden, aber man sollte sie mittragen, wenn man A liebt. Liebe ist nicht egoistisch. Man muss loslassen können, auch wenn es weh tut.
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