Bahncard demnächst nur noch mit Smartphone?
Wie vor kurzem an gekündigt, plant die Deutsche Bahn schrittweise die Bahncard nur noch per Smartphone in digitaler Form anzubieten. Dagegen haben sich bereits Stimmen zu Wort gemeldet, die gerne auf das ständige Mitführen eines Smartphones verzichten würden.
Vor allem der älteren Generation sei es nicht zuzumuten. Eine kleine Chipkarte im Euroscheckformat ist doch einfach etwas ganz anderes als so ein Ding, das erstens mehr wiegt, kaum in eine Geldbörse passen dürfte, dann auch oft ein lohnendes Diebesobjekt darstellte. Bei Verlust sind dann auch noch alle anderen Daten weg. Eine Bahncard zu verlieren und neu zu beantragen, also so eine im Scheckkartenformat, ist doch leichter, als sich ein Smartphone neu zu besorgen.
Frage an die Forenmitglieder: Welche Meinung habt Ihr dazu?
Ich persönlich halte auch nicht allzu viel davon. Zum einen, weil ich manchmal tatsächlich das Smartphone gar nicht mit dabei habe (aber doch ein kurzes Stück Bahn fahre). Zum anderen muss man noch mehr als bisher immer drauf achten, dass der Akku nicht leer wird. Nichts wäre unangenehmer, wenn man vor der abendlichen Rückfahrt mit dem Zug kein funktionsfähiges Smartphone mehr hat und man dann wahrscheinlich Schwierigkeiten bekommt.
lascar hat geschrieben:Zum anderen muss man noch mehr als bisher immer drauf achten, dass der Akku nicht leer wird.
Das ist kein Argument. Beim Auto achtest du doch auch darauf, dass der Tank nicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt "leer wird". Oder fährst du drauflos, bis die Karre am Straßenrand ausrollt und du in Schwierigkeiten mit den Ordnungshütern gerätst, weil du zu doof zum Nachtanken warst?
Wer heutzutage ohne Smartphone meint, Zug zu fahren und sich auf die berühmten "Aushänge und Lautsprecherdurchsagen am Bahnsteig" verlassen zu können, ist sowieso von allen guten Geistern verlassen. Ohne mindestens zwei Fahrplan-Apps ist es faktisch unmöglich, die Verspätungen, Gleiswechsel, sauknappen Anschlüsse und wetterbedingten Ausfälle auch nur ansatzweise so zu managen, dass man von A nach B kommt.
Auch der Fahrkartenkauf und die ständig nötigen Schadenersatzforderungen lassen sich relativ problemlos online erledigen. Da macht es auch keinen Unterschied, ob die Bahncard noch als zusätzliches Kärtchen mitfährt oder nicht. Ein durchschnittliches Smartphone stellt auch kein "lohnendes Diebesobjekt" dar und wiegt auch nicht mehr als eine Klappstulle. Den Hobel klaut dir keiner und Leute, bei denen sich das Klauen lohnt, fahren sowieso nicht mit der Bahn.
Gerbera hat geschrieben:Wer heutzutage ohne Smartphone meint, Zug zu fahren und sich auf die berühmten "Aushänge und Lautsprecherdurchsagen am Bahnsteig" verlassen zu können, ist sowieso von allen guten Geistern verlassen.
Soso, beliebt man mal wieder, über unbekannte Menschen in Foren zu zetern, die natürlich alle wesentlich einfältiger sind als man selbst? Inzwischen gilt man ja gleich als "von allen guten Geistern verlassen", wenn jemand nicht gleich tickt wie man selbst. Wie wärs, wenn man einfach mal anerkennen würde, dass Menschen unterschiedlich gestrickt sind, unterschiedliche Wahrnehmungen haben, unterschiedliche Erlebnisse haben, die einen geprägt haben, und so weiter?
Sicherlich bin ich auch viel zu doof zum Nachtanken, das hast du sehr, sehr gut erkannt. Sehr regelmäßig bleibe ich mit meinem Auto am Straßenrand stehen, weil ich einfach zu einfältig bin, um die Tankanzeige lesen zu können. Prachtvoll, wie hervorragend du andere Menschen aus der Ferne einschätzen kannst, die du nie gesehen hast.
Die nicht immer ausnahmslos positiven Erfahrungen mit internetgestützten oder ganz allgemein onlinebetriebenen Verfahren haben gerade die Niederländer gemacht. Die Niederländer sind gewissermaßen den Deutschen in puncto Digitalisierung um Jahrzehnte voraus.
Das ist nicht alleine auf die Fahrkarten bei den Nederlandse Spoorwegen beschränkt. Und als unerfahrener "Moffe" Buitenlander am Venloer Bahnhof eine Fahrkarte für Blerick zu ziehen, grenzt vielleicht schon ein bisschen an Schikane. Da die papierenen Kaartjes schon lange abgeschafft sind, muss man erst eine OV-Chipkaart kaufen. Dafür wird am Balie ein Aufschlag verlangt, sofern man nicht mit einer in den Niederlanden zugelassenen Scheckkarte (ABM-AMR, Rabobank etc. pp,) bezahlen kann. Soweit mir bekannt ist, werden Amerrican Express Karten nur in Schiphol am Flughafen anerkannt.
Wenn man nun einfach so durchtapert und am Paaltje, dem Checkpoint, vorbeikommt, wo die Leute sich drängeln, um alle der Reihe nach einzeln die OV-Chipkaart an das Lesegerät zu halten, kann der schrille Alarmton sofort die Bahn-Securitas auf den Plan rufen. Da steht dann ein Bulle von Mannsbild und weist den doofen Buitenlander ganz gewaltig in die Schranken.
Habe ich selber erlebt. Nur weil ich von einem Bahnsteig zum anderen wechseln wollte, standen gleich fünf Mann da und wollten mich nicht durchlassen. Erst nach Vorzeigen der OV-Chipkaart, die ich als Joker immer so ganz nebenbei noch in der Tasche habe, hellten sich die Gesichter auf. "Accepteer onze excuses." Aber der korrekte Paal dafür befindet sich auf der falschen Seite. Wer ist schuld?
Fazit: Bahnfahren in den Niederlanden will gelernt sein.
Dann konnte, wie es in der Presse zu lesen stand, eine ganze Supermarktkette nichts verkaufen, weil die elektronischen Kassensysteme aufgrund einer Online-Störung tagelang außer Betrieb waren. Da fährt man nun extra nach Breda, will im Einkaufszentrum shoppen gehen, und fährt dann unverrichteter Dinge wieder nach Hause, nur weil die Niederländer kein Contant mehr favorisieren.
Das sollte man sich auch vor Augen halten. Die Auswirkungen von Störungen onlinegestützter Systeme ist im Falle des Falles kaum überschaubar. Und man darf ruhig behaupten, dass die Deutsche Bahn auf dem elektronischen Sektor nicht gerade als Musterknabe dastehen dürfte. Wie viele Weichenstörungen, wieviele Verspätungen aufzuzählen, die auf Mängel in der elektronischen Infrastruktur zurückzuführen sind, könnten als Argument dienen. Seien diese Störungen nun hausgemacht oder auf Fremdeinwirkung im Sinne einer Sabotage zurückzuführen. Allein die Möglichkeit einer störenden Fremdeinwirkung rechtfertigte eine ablehnende Haltung.
Die Frage nach dem "cui bono", wem nützt es eigentlich, sollte man sich ruhig stellen dürfen. Wie es bereits in der Presse durchgesickert ist, will die Deutsche Bahn Millionen Euro an "Plastikmüll" einsparen mit der Abschaffung der herkömmlichen Bahncard. Zum anderen würden durchelektronisierte Betriebsabläufe im Endeffekt ein gewaltiges Einsparpotenzial bergen. Und der Dumme ist wieder einmal der Bahnkunde. Er muss sich erst Geräte anschaffen, nicht nur mit Einmalzahlung, sondern auch noch die Abogebühren der zugelassenen Provider.
Und die Frage, ob die Smartphones im gesamteuropäischen Funkverkehr überhaupt "roamingfähig" sind, das haben wir ja schon an der Grenzstation zwischen Venlo und Kaldenkirchen gemerkt, wo das Handy ständig hin- und herpendelt zwischen Lebara und T-Online.
Gorgen_ hat geschrieben:Und die Frage, ob die Smartphones im gesamteuropäischen Funkverkehr überhaupt "roamingfähig" sind, das haben wir ja schon an der Grenzstation zwischen Venlo und Kaldenkirchen gemerkt, wo das Handy ständig hin- und herpendelt zwischen Lebara und T-Online.
Das kommt noch dazu, dass man gar nicht immer ein verfügbares Netz hat. Gerade wenn man beispielsweise im grenznahen Bereich in der Nähe zur Schweiz unterwegs ist, kann es sein, dass man keine Verbindung mehr hat, weil viele das Nicht-EU-Land Schweiz nicht im Vertrag drin haben. Abgesehen davon kann auch die DB-App selbst Zicken machen.
Erst neulich war sie mal wieder stundenlang nicht nutzbar. Ich weiß noch, dass ich Abfahrtszeiten recherchieren wollte, aber die App behauptete stets, ich wäre nicht online. Am nächsten Tag gab es dann Berichte in den Medien, dass die App gar nicht funktionsfähig war und jeder Nutzer diese Meldung bekommen hatte.
Die Erfahrung mit den Niederlanden habe ich auch mal gemacht, als ich einen Tagesausflug nach Venlo gemacht hatte: mit der BC100 bin ich problemlos hin gekommen, aber für die Rückfahrt bin ich an den Bahnsteigsperren erst einmal gescheitert.
Na und? Ticket und Bahncard zeigt die App auch ohne Netzanbindung an, wenn das Ding gebucht worden ist. Als ob es mit Papier besser laufen würde. Hier kann man regelmäßig nicht mit dem Bus mitfahren, weil der Fahrer kein Ticket ausstellen kann, der Zug fährt ohne einen, weil es keinen funktionierenden Fahrkartenautomaten gibt oder man zahlt ein erhöhtes Beförderungsentgelt, weil das Ticket mal wieder nicht richtig war. Da lobe ich mir mein Smartphone mit App.
Holiday ähh WIFIonICE muss aber funktionieren. Da beißt keine Maus den Faden ab. Und das ist wieder im Prinzip nichts anderes das bereits anderswo hier angesprochene wundersame Allheilmittel WLAN. Wenn der Zug mit schätzungsweise 500 Fahrgästen voll besetzt ist, alle auf den WiFi Spot zugreifen wollen, dann muss die Bahn aber noch kräftig nachrüsten. Sonst gibt es: no connection. Bislang mag das ja noch funktionieren, weil nicht alle auf Elektronik umgeschwenkt sind.
Und nicht selten passiert passiert, Leute buchen kurz vor Abfahrt des Zuges, springen auf, Kontrolle kommt, und "erhöhtes Beförderungsgeld" ist fällig. Weil Server und WIFIonICE zu lahm. Danke, darauf kann ich verzichten.
Das sind Gründe, weswegen ich bisher tatsächlich meistens lieber auf real greifbare Ticketvarianten zurückgegriffen habe. Die hat man eben in der Tasche, auch wenn Strom und Netz weg sind.
Es spricht ja überhaupt nichts dagegen, dass man die digitalen Optionen bereitstellt und anbietet, aber ich finde schon, dass es gut ist, wenn eine analoge Version als Alternativlösung weiterhin existiert und verwendet werden kann, für alle, die die digitale Variante nicht nutzen können oder möchten. Zumindest so lange, bis die digitalen Lösungen wirklich sehr stabil funktionieren.
Gorgen, erzähle bitte keinen Mist! Du kannst, nachdem du das Ticket gekauft hast, komplett offline sein! Lies bitte genau, was andere schreiben! Sowohl das Ticket, als auch die Bahncard sind offline verfügbar. Es ist wohl kaum dein Problem, wenn andere erst im Einsteigen buchen, oder? Deine Sachen hast du doch da schon längst!
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