Bahncard demnächst nur noch mit Smartphone?
cooper75 hat geschrieben:Gorgen, erzähl bitte keinen Mist!
Ich formulier das grade mal in eine sachlicher klingende Variante ohne "Mist" etc. um, mit der man gut weiter diskutieren kann:
"Es ist nicht ganz so problematisch, wie man meinen könnte. Das liegt daran, dass man die gekauften Tickets, Bahncards etc. nur einmal aufs Smartphone laden muss. Danach stehen sie auch dann zur Verfügung, wenn die Verbindung abgebrochen ist. Klar kann man diesen Vorteil nicht nutzen, wenn man erst kurz vor dem Einsteigen bucht, aber für die meisten Fahrgäste dürfte das kein Problem darstellen. Da müsst Ihr Euch keine Sorgen machen."
Ja, da gebe ich dir recht. Vielleicht bin ich auch einfach ein "gebranntes Kind, das das Feuer scheut", was daran liegt, dass ich in der IT arbeite und dementsprechend schon viele unerwartete Störfälle selbst erlebt (nicht verursacht) habe und mich daher meistens lieber nicht ausschließlich auf digitale Lösungen verlassen möchte.
Die Ursprungsfrage war ja, wieso diese Karten im Scheckkartenformat abgeschafft werden. Wenn es gestattet ist, möchte ich etwas weiter ausholen, wie ich überhaupt mit der BahnCard in Berührung kam. Da mein Arbeitsvertrag Einsatzorte im In- und europäischen Ausland vorsah, bekamen die Mitarbeiter die Inlands-Kurzstreckenflüge und die europaweiten Flugreisen, sogar Business Class bei Kranichlinie in der Reisekostenabrechnung erstattet.
Dann hat die Firma, ich nenne sie jetzt einmal "unsere" Firma, eine Vorreiterrolle in puncto Umweltschutz spielen wollen, indem sie die Aktion "Go Green" favorisierte. Im Zuge dieser Aktion wurden dann die Freiflüge gestrichen, statt dessen bekamen die "Reisemitarbeiter" eine Bahncard Erster Klasse gestellt. Insgesamt hatte ich pro Jahr etwa Fahrtkosten, nur mit der DB selbst, also ohne RMV und VRS noch von grob geschätzt 6000 Euro. Da lohnte sich die Bahncard 50 schon.
Was hat das jetzt mit der Bahncard zu tun: Nun, ich habe noch nie bei Fahrkartenkontrolle gesehen, dass der Schaffner (oder wie man heute sagt, Zugbegleiter) die Bahncard in ein Kartenlesegerät gesteckt hätte. Also den Magnetstreifen ausgelesen hätte. Es reicht, dass der Kontrolleur tatsächlich auch so die Echtheit erkennt. Woran, hat mir bis jetzt noch keiner erklärt
Und in den Nahverkehrszügen wurde nur gefragt, ob ich eine Bahncard hätte, wenn ich es einmal vergessen hatte, diese direkt mit der Fahrkarte vorzuzeigen. Dann holte ich sie eben raus, und das Zugbegleitpersonal nickte ab.
Also gibt es keinen Grund, jetzt eine erhöhte Sicherheitsüberprüfung der Echtheit vornehmen zu müssen. Die Idee, die dahintersteckt, ist ja wohl eher, nicht doppelt gemoppelt noch Extra-Karten herausgeben zu müssen. Mit dem Online-Ticket, oder besser, dem Navigator oder generell digitalen Version ist ja alles schon drin. Genau wie mit der Berliner Boulette. Gast:"Hatte eine Boulette mit Brötchen bestellt, wo ist das Brötchen?" Ober:"Ist auch schon drin."
Es gibt aber Leute, die haben kein Smartphone, oder Stellungssuchende, die können sich kein Smartphone leisten, werden aber trotzdem von der ARGE aufgefordert, zum Vorstellungsgespräch zum Zwecke späterer nicht unbedingt ausgeschlossener Arbeitsaufnahme eine Bahnfahrt unternehmen zu müssen. Bahncard kann eventuell noch gestellt werden, aber bei Smartphone sehe ich da rein praktische Probleme.
Und die Gründe für den Personenkreis, die gerne die alte Karte beibehalten haben wollen, sind längst nicht alle hier aufgeführt. Das hat mit mangelnder Flexibilität und sturem Beharrungsvermögen auf altbackene Technik wohl weniger zu tun, sondern auf rein praktische Überlegungen.
Meine Skepsis bezieht sich im Kern auf die störanfällige Komplexität der Technik und die Attackierbarkeit. Bevor diese Probleme nicht mehrfach redundant als gelöst bezeichnet werden können, überwiegt bei mir die ablehnende Haltung.
cooper75 hat geschrieben:Fahrer kein Ticket ausstellen kann, der Zug fährt ohne einen, weil es keinen funktionierenden Fahrkartenautomaten gibt oder man zahlt ein erhöhtes Beförderungsentgelt, weil das Ticket mal wieder nicht richtig war.
Diese Dinge sind mir wohlbekannt. Stehe vor dem Fahrkartenautomaten in Rödelheim: Mitten im Bezahlvorgang wird der Bildschirm schwarz und es wird ein Update gefahren. OK jetzt weiß ich auch, dass mit Windows XP gefahren wurde.
Und noch zum letzten Post bezüglich Offline-Verfügbarkeit des Tickets. Der Kontrollierende muss eine irgendwie geartete Verbindung zum Smartphone des Fahrgastes aufbauen können oder die Daten des QR-Codes optisch erfassen. Die so gewonnenen Daten werden mit den im Serversystem hinterlegten Daten abgeglichen. Dazu ist eine Verbindung zum Serversystem nötig. Und das ist "online" auf einer anderen Ebene.
"Overdracht van waardebestanden" nennt man das in den Niederlanden. Ausgerechnet zur Fahrkartenkontrolle steht diese Meldung im Display des Paaltje. OK. denada.
Gorgen_ hat geschrieben:Es reicht, dass der Kontrolleur tatsächlich auch so die Echtheit erkennt. Woran, hat mir bis jetzt noch keiner erklärt
Ich kann jetzt nur über die BC100 sprechen, die ich benutze. Da hat mir einmal ein Zugbegleiter erklärt, dass es optische Merkmale gibt, die wohl nur schwer zu fälschen seien. Dazu gehört wohl unter anderem, dass die ansonsten schwarze Karte einen roten Rand hat, der wohl nicht ohne weiteres so zu imitieren wäre, dass es nicht auffallen würde. In Einzelfällen habe ich schon erlebt, dass die Karte vom Zugbegleiter in die Hand genommen und hin und her gewendet wurde. Da wurden wohl die optischen Echtheitsmerkmale geprüft.
Lascar, wenn ich Mist schreiben möchte, dann tue ich das. Denn Gorgen macht weiter und zündet die nächste Nebelkerze. Es ist mir als Kunde nämlich schnurzwumpe, ob der Kontrolleur irgendeine wie auch immer geartete Verbindung wohin auch immer hat. Es geht um mein Ticket und meine Bahncard auf meinem Smartphone! Und das liegt einmal heruntergeladen halt auch offline vor.
Ob der Mitarbeiter das scannen kann oder nicht, das ist nun wirklich nicht das Problem des Kunden. Zumal dann ein selbst ausgedrucktes Ticket keinen Deut besser ist. Oder meint Gorgen, weil es auf Papier vorliegt, muss der QR-Code darauf nicht gescannt werden.
cooper75 hat geschrieben:Lascar, wenn ich Mist schreiben möchte, dann tue ich das. :
Cooper, du kannst schreiben, was und wie du möchtest, und wenn ich drauf reagieren möchte, dann tue ich das. Und ich finde, das ein scharfer Tonfall den inhaltlichen Anteil der Diskussion aus dem Fokus rückt. Ich frage mich halt, warum es eigentlich nötig ist, andere Forumsteilnehmer anzublaffen, statt sich einfach sachlich auszutauschen.
Zum inhaltlichen Anteil des Beitrags: Ja, klar, würde ich auch so sehen, dass es dann nicht in der Verantwortung des Fahrgastes liegt, wenn der Zugbegleiter ein vorliegendes Ticket aufgrund technischer Probleme nicht einscannen oder verifizieren kann. Das wichtigste ist, dass der Fahrgast sein Ticket vorzeigen kann, und wenn die eigene App und das eigene Smartphone dies geleistet hat, hat der Fahrgast seinen Anteil erfüllt.
cooper75 hat geschrieben:Oder meint Gorgen, weil es auf Papier vorliegt, muss der QR-Code darauf nicht gescannt werden.
Habe ich noch nie erlebt in den ganzen Jahren, dass ein am Schalter etwa fünf Tage vor dem Fahrtantrittsdatum gekaufter Fahrschein irgendwie vom Schaffner im Zug elektronisch ausgelesen werden musste. Lediglich ein "knipsen" mit Stempelabdruck kam drauf, und die Vorlage der Bahncard wurde gecheckt. Kurzer Blick drauf. Passfoto einigermaßen mit meinem Konterfei ähnlich. Fertig. Großes Heck Meck mit Elektronik wird ja erst in den letzten Jahren gemacht.
Ja, ich hab mir früher auch schon einmal Online-Tickets ausdrucken lassen am heimischen PC. Und die Erfahrungen damit haben mich gleich wieder davon Abstand nehmen lassen. Erstens dauerte es eine halbe Ewigkeit, ehe sich am PC nach Bezahlvorgang irgendetwas rührte, oft schlug die Verbindung fehl. Online-Probleme mit dem 3,5 kB Faxmodem. Dann wurde der Scan-Code bei Vorlage des auf Papier ausgedruckten Online-Tickets im Zug fast immer nicht erkannt. Die Druckqualität war eben zu schlecht. Und nur, um sich Fahrscheine zuhause selber ausdrucken zu können, fand ich die Investition in einen damals recht teuren Laser-Drucker für etwas übertrieben.
Es ist ja mit Smartphone, dem Wunderding, sozusagen dem eierlegenden Wollmilchschwein heut' so schön bequem. Aber das hat ja nicht jeder. Das ist doch der eigentliche Knackpunkt. Und die Leute, die sich das nicht leisten können oder wollen, oder sonstwie keinen Zugriff auf Derartiges haben, sollten nicht per se von den Leistungen des Öffentlichen Personen Nah- und Fernverkehrs ausgeschlossen werden. Wie war das noch mit der Barrierefreiheit, derer sich die Deutsche Bahn so rühmt. Wenn ich schon Schwierigkeiten damit habe, auf dem Minibildschirm etwas zu erkennen, wie soll das erst bei dem Personenkreis gehen, die etwa sehbehindert sind oder Grobmotoriker.
Dasselbe könnte man jetzt schon behaupten vom 49-Euro-Ticket, das afaik nur in der elektronischen Variante vorliegt. Das ist aber ganz bewusst so gemacht worden, um es den Leuten nicht allzu leicht zu machen. Im Klartext: Wenn der Bahnkunde schon in den Genuss von attraktiven Sparangeboten kommen will, dann soll er gefälligst schön "Bitte-Bitte" machen. Geld zum Fenster hinauswerfen kann sich die Bahn nicht leisten und ein Füllhorn über die Republik auszuschütten auch nicht. Der beabsichtigte Zweck ist ja, wenn überhaupt nur zum geringen Teil erreicht worden: Autofahrer zum Stehenlassen des PKW zu ermuntern und zu einem Umstieg auf die Bahn zu animieren. Laut Statistik: Ziel verfehlt.
Mit Online-Buchungen habe ich auch schon häufiger zu kämpfen gehabt. Woran es im Einzelfall jeweils gelegen hat, das weiß ich nicht. Was mir häufiger schon passiert ist, dass ich relativ kurzfristig (am selben Tag) online keine Sitzplatzreservierung buchen konnte. Am Fahrscheinautomaten im Bahnhof hingegen hat es funktioniert. Der Zug war also nicht ausgebucht gewesen, aber aus irgendwelchen Gründen war die Onlinebuchung nicht möglich gewesen.
Bei kostenpflichtigen Buchungen hatte ich außerdem schon das Problem, dass die hinterlegten Zahlungsmittel plötzlich nicht mehr verfügbar waren. Warum das mal funktioniert und mal nicht, hat sich mir auch noch nicht in allen Fällen erschlossen. Ein ähnliches Problem habe ich auch bei Hotelbuchungsportalen: mal klappt es problemlos mit den hinterlegten Zahlungsmitteln und beim nächsten Mal kommen Fehlermeldungen und die Buchung wird abgebrochen.
Wie bereits erwähnt, störe ich mich daran, dass ein Smartphone angeschafft werden muss. Und das ist nicht das Einzige. Ein Smartphone läuft nicht im luftleeren Raum, sondern verlangt nach einem Vertrag mit einem Internetserviceprovider oder Provider, der auch nicht gerade billiger ist. Beim GSM-Handy reicht mir eine SIM-Karte für den Prepaid Betrieb. Ab und zu wird das Guthaben aufgeladen, ansonsten entstehen mir keine weiteren Kosten.
Und gerade das neueste Update bei der Bahn wirft gnadenlos Tablets und solche Geräte raus. Wer garantiert mir denn, dass ich mir nicht ständig, alle zwei Jahre zumindest, immer wieder das neueste Gerät kaufen muss, sonst klappt es nicht. Dann dieses Verwirrspiel mit Android, I-Phone, Apple, mit den verschiedene nicht untereinander kompatiblen Systemen. Da fängt doch wieder dasselbe Spielchen an, wie wir es mit den PC-Betriebssystemen her zur Genüge kennen. Entweder passt das Betriebssystem nicht zur Software oder umgekehrt.
Irgendwie wiederholt sich nun dieses unliebsame Spielchen bei den Smartphones auch wieder. Wenn ein einmal gekauftes Smartphone eine Anschaffung fürs Leben wäre, die Produktzyklen nicht so extrem kurz wären, könnte man sich ja auch darauf notgedrungen einlassen. Einen großen Vorteil sehe ich in der Anschaffung eines Smartphones nämlich für mich nicht. Mir reicht ein GSM-Prepaid-Handy und ein PC nach dem neuesten Stand vollauf. Nur, weil ich von der Bahn förmlich gezwungen werde, mir so ein Ding anschaffen zu müssen, kaufe ich mir das nicht.
Gorgen_ hat geschrieben:Wie bereits erwähnt, störe ich mich daran, dass ein Smartphone angeschafft werden muss.
Ich finde es ehrlich gesagt auch nicht gerade ein Zeichen von Nachhaltigkeit, wenn man für immer mehr alltägliche Dinge wie Bahnfahren ein recht aktuelles Smartphone haben muss (und somit auch regelmäßig ein neues anschaffen muss). Da finde ich das Argument, man würde mit der Abschaffung der Plastik-Bahncards Plastik sparen, fast schon absurd. Man spart ein wenig Plastik, zwingt aber die Leute dazu, sich regelmäßig ein ressourcenintensives hochtechnisches Gerät zuzulegen.
Die Sache wird so langsam auch zum Politikum. Man wacht in Berlin so langsam auf.
"Die Bahn will die Plastikkarte im nächsten Jahr gegen eine digitale ersetzen. Verbraucherschützer sind empört, Verbraucherministerin Lemke fordert Alternativen. Eine bietet die Bahn selbst an."
Quelle:MSN
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