Bafög - Warum Minderung durch Ausbildung der Geschwister?

In einem anderen Thread habe ich ja bereits erwähnt, dass meine Freundin seit dem ersten Semester Bafög bezieht und darauf auch angewiesen ist. Sie hat eine Zeit lang den Höchstbetrag bekommen, allerdings bekommt sie jetzt einige hundert Euro weniger, da ihr Bruder eine Ausbildung macht und im zweiten Jahr an die 1000 Euro im Monat bekommt. Meine Freundin versteht nun nicht, warum sich das so sehr auf das Bafög auswirkt, was sie bekommt, da ihre Eltern durch die Ausbildungsvergütung des Bruders nicht mehr Geld haben, als sonst auch, ihr jetzt aber den fehlenden Teil zahlen müssen.

Der Bruder wohnt zwar zu Hause, hat sich allerdings auch schon vor der Ausbildung Dinge wie Computer, Kleidung und Freizeit selbst finanziert, da er einen Nebenjob hatte. Jetzt bekommt er Ausbildungsvergütung und zahlt davon die gleichen Sachen plus zusätzlich noch Geld für sein Auto. Durch das Tanken, die Versicherung und die Werkstattkosten kommt da im Jahr auch einiges zusammen und da sind 1000 Euro im Monat jetzt auch nicht unbedingt viel. Ich habe auch schon davon gehört, dass einige Auszubildenden ihren Eltern einen Teil der Vergütung im Monat bezahlen, aber das ist bei dem Bruder meiner Freundin jetzt nicht gegeben, zumal er sich ja auch viele Sachen selbst bezahlt, die seine Eltern dann nicht zahlen müssen. Und sie bekommen auch noch Kindergeld für ihn.

Letztendlich ist damit finanziell alles so wie vorher und meine Freundin fühlt sich natürlich ungerecht behandelt, da sie jetzt weniger Geld auf dem Konto hat und ihre Eltern die Differenz auch nicht ganz ausgleichen können. Über kurz oder lang wird sich sich deswegen wohl auch einen Studienkredit aufnehmen müssen. Da ich mich mit Bafög nicht besonders gut auskenne, wollte ich mal in die Runde fragen, wie ihr das so seht. Ist es normal und in Ordnung, dass man als Student direkt deutlich weniger Bafög bekommt, nur weil ein Geschwisterteil eine Ausbildungsvergütung bekommt? Warum geht man davon aus, dass die Eltern deswegen mehr Geld haben? Geschwister werden ja wohl kaum von ihrer Ausbildungsvergütung für das Studium anderer Geschwister aufkommen.

Dieses Problem hatte ich auch mal. Nachdem ich ein Jahr Bafög bezogen hatte, wurde mir plötzlich und ohne Vorwarnung das Bafög gekürzt. Auf Nachfrage hin mit der Begründung, dass meine Schwester ja bestimmt eine Ausbildung machen würde (es war Juli). Dabei hatte das Bafög-Amt einen Fehler gemacht und sich bei dem Abschluss meiner Schwester vertan. Sie hat ihr Abitur nämlich ein Jahr später gemacht.

Als das Missverständnis dann geklärt war, kam der Stress ein Jahr später wieder. Ich habe damals genug Bafög bekommen, ich musste also nicht hungern und es hat mir an nichts gefehlt, obwohl es nicht der Höchstsatz war. Allerdings wurde mein Bafög ein Jahr später um mehr als 50% gekürzt, nur weil meine Schwester den Abschluss gemacht hatte und man davon ausging, dass sie eine Ausbildung macht.

Ich musste nicht einmal eine Bescheinigung vom Arbeitgeber oder sowas vorlegen, dass sie eine Ausbildung macht, es wurde einfach angenommen und automatisch umgesetzt. Das war deswegen problematisch, weil sie gar keine Ausbildung gemacht hat, sondern im Oktober darauf ihr Studium angefangen hat. Ich musste also 4 Monate von 25€ im Monat leben, nach Abzug der Miete. Mit Wohngeld aufstocken konnte ich nicht, da Wohngeld erst gezahlt wird, wenn der Bafög-Anspruch erloschen ist. Daher war ich auf die Hilfe meiner Eltern angewiesen, die so schon nicht viel Geld hatten und bin mehr schlecht als recht über die Runden gekommen.

Ich hatte der Bafög-Beraterin zwar gesagt, dass meine Schwester ein Studium absolvieren wird, aber die meinte nur, dass ich im Oktober dann die Immatrikulationsbescheinigung meiner Schwester vorlegen soll und man würde mir das Geld dann nachzahlen. Das habe ich dann getan, aber von den über 800€, die man mir nachzahlen musste, habe ich bis heute nicht einen Cent gesehen. Auf Nachfrage hin, wo mein Geld bleibt hieß es dann, die Frist wäre abgelaufen und ich würde das Geld nie wieder sehen.

Ich finde das generell unlogisch mit der Ausbildung der Geschwister. Es wird ja so argumentiert, dass ein Kind in Ausbildung automatisch den Eltern eine Art "Einkommen" bietet, weil es Miete zahlt oder eben für Lebensmittel oder sowas. Durch diese "Einnahmen" hätten ja dann die Eltern wiederum das Geld ihr Studentenkind zu finanzieren. Aber dabei wird gar nicht bedacht, dass nicht alle Ausbildungsvergütungen besonders hoch sind. Viele können sich während der Ausbildung nicht einmal eine Wohnung leisten. Das ganze System ist unlogisch und gehört generalüberholt, du siehst ja selbst an deinem genannten Beispiel, dass das irgendwie nicht hinkommt.

Also so unlogisch finde ich das gar nicht. Wenn ein Geschwister eine Ausbildung anfängt, hat es auf jeden Fall mehr Geld als vorher als Schüler. Dass die Eltern von dem Geld nichts sehen, obwohl das Kind noch daheim wohnt, ist ja nicht schuld des Bafög-Amtes. Eigentlich sollte es eine Entlastung für die Eltern sein, wenn ein Kind anfängt, selber Geld zu verdienen. Sie können ja selber entscheiden, ob sie ihm dann beispielsweise das Auto finanzieren oder nicht.

Und das Bafög-Amt berechnet eben auch immer, was die Eltern ihrem studierendem Kind zukommen lassen können. Sonst würde ja jeder einfach den Höchstsatz bekommen. Also grundsätzlich finde ich das so vollkommen in Ordnung. Die Eltern sollen nicht glauben, dass mit dem Bafög alles geregelt ist und der Staat für die Ausbildung ihrer Kinder aufkommt.

Problematisch ist es nur, wenn das Bafög-Amt sich einfach selber ausdenkt, dass Geschwister eine Ausbildung anfangen und andere Beispiele, die hier genannt wurden. Aber man ist eben auch dazu verpflichtet, solche Änderungen zu melden und nachzuweisen. Wenn die Geschwister keine Ausbildung anfangen, müssen sie sich ausbildungssuchend melden und wenn man den Nachweis beim Bafög-Amt abgibt, kommt es sicherlich nicht zu einer Kürzung.

Wenn man dem Bafög-Amt nichts mitteilt, müssen die sich ja selber überlegen, was mit dem Geschwister wohl ist. Und klar gehen die vom Idealfall aus, dass sie jetzt weniger zahlen müssen. Immerhin kostet das ganze Bafög-System dem Staat und damit dem Steuerzahler jedes Jahr Millionen.