Babygeschrei mit lauter Musik übertönen?

Eine Bekannte von mir hat seit einer Weile ein Baby und dieses schreit leider sehr viel. Meine Bekannte kann damit noch halbwegs umgehen, ihr Mann und die Nachbarn allerdings weniger. In letzter Zeit war es immer wieder so, dass andere Leute versucht haben das Babygeschrei durch Musik zu übertönen.

So läuft bei den Nachbarn nun auch morgens und mittags schon recht laute Musik, wenn das Baby weint. Da die Wände in dem Mehrfamilienhaus relativ dünn sind, bekommen die Nachbarn das immer mit. Teilweise läuft die Musik dann aber auch, wenn das Kind eigentlich schlafen soll. Ihr Mann trägt häufiger mal Kopfhörer mit lauter Musik, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt, damit er das Geschrei nicht hören muss.

Kennt ihr es auch so, dass man lautes Babygeschrei durch Musik übertönt? Findet ihr es unhöflich wenn Eltern oder Nachbarn das machen? Würdet ihr das als Nachbarn auch machen, wenn nebenan dauernd ein Kind weinen würde?

Ich denke man sollte eher an der Ursache anpacken. Wenn ein Baby schreit, hat das einen Grund, wenn es die ganze Zeit schreit, hat das Baby entweder ein Leiden oder wird nicht verstanden, also was es will. Irgendwas muss ja schief laufen.

Laute Musik kann dem Baby (und auch einem Selbst) Schaden zufügen, da das Gehör des Kindes noch in der Entwicklung ist. Ich finde das sehr unvorsichtig, um es mal milde auszudrücken.

Ich finde das für Nachbarn schon in Ordnung. Diese wollen nun mal ihren Alltag haben und haben das Kind ja auch nicht gemacht. Wenn der Vater des Kindes dieses aber ignoriert, ist das schon alles andere als schön, weil das Baby ja nicht mitteilen kann, was es hat.

Der Vater sollte schon schauen, dass er das Problem gelöst bekommt. Es ist sein Kind und natürlich ist es unangenehm, wenn ein Baby immer schreit, aber vielleicht hat es ja Bauchweh oder braucht Hilfe und wenn es diese nicht bekommt, wird es eben auch nicht besser.

Wenn die Eltern des Babys dessen Geschrei mit lauter Musik übertönen finde ich das absolut unverschämt. Was sind denn das bitte für Eltern, die die Bedürfnisse ihres Kindes ignorieren?! Es mag vielleicht sein, dass es nicht immer gleich Hunger hat, wenn es schreit, oder dass die Windel voll ist etc. Manchmal schreien Babys auch, weil sie Zähne bekommen oder einen Wachstumsschub haben.

Manchmal wollen sie auch einfach nur zu Mama und beruhigen sich dann auch erst, wenn Mama sie auf den Arm nimmt. Fremdeln ist auch ein Thema in diesem Alter. Irgendwann können sie nämlich auch unterscheiden, wer ihre Eltern sind und wer nicht.

Im ersten Lebensjahr bildet sich auch das Urvertrauen aus, ein wichtiger Prozess in der Entwicklung eines Menschen. Wer als Baby und Kleinkind viel Liebe und Nähe erfahren hat, geht später selbstsicherer durchs leben. Und Babys, deren Eltern sich prompt um die Bedürfnisse ihrer Kinder kümmern, lernen, dass sie sich darauf verlassen können, dass immer jemand da ist, wenn das Baby sie braucht.

Wenn das Baby jedoch schreien gelassen wird, lernt es genau das Gegenteil. Es lernt lediglich laut zu schreien und Lärm zu machen, damit eventuell jemand reagiert. Es schläft vielleicht traurig ein und kann irgendwann resignieren.

Ab dem achten Monat herum beginnen Babys allerdings auch ihren Willen durchzusetzen. Dann könnte ein Schreien nicht mehr nur ein Zeichen für Hunger oder volle Windel sein. Man muss dann eben lernen, was einem das eigene Kind sagen will und dementsprechend reagieren. Da fängt dann Erziehung schon an.

Die Nachbarn werden dann praktisch nicht nur durch das schreiende Baby belästigt sondern auch noch durch die laute Musik? Das ist wirklich eine Frechheit. Natürlich kann man ein schreiendes Baby nicht ausstellen wie eine Stereoanlage, aber wenn man Nachbarn hat, die durch das Geschrei belästigt werden, sollte man doch bitte schön alles tun was möglich ist um das Geschrei so schnell wie möglich abzustellen.

Eine Freundin hatte aber tatsächlich mal den Fall, dass sie bei sich laut Musik gehört hat weil die Nachbarn ihr Kind nicht ruhig bekommen haben und sie lernen musste und dann kamen diese Nachbarn an und haben sich über die Musik beschwert. Das war schon arg dreist. Das Gebrüll sollte sie ertragen, aber ihre Musik war den lieben Eltern zu laut für ihren Schreihals.

Ich finde beides irgendwie komisch, auch wenn ich die Nachbarn hier noch eher verstehen kann. Aber trotzdem bringt es doch nichts, durch die laute Musik noch selber zum Ärgernis zu werden. Aber den Vater kann ich gar nicht verstehen. Sicher ist es nicht schön, wenn das Kind sehr oft schreit, aber er ist doch auch dafür verantwortlich und nicht nur die Mutter. So finde ich es nicht in Ordnung, wenn er nichts mitbekommen möchte.

Die Nachbarn werden dann praktisch nicht nur durch das schreiende Baby belästigt sondern auch noch durch die laute Musik?

Ich habe es ehrlich gesagt anders verstanden. Ich habe es nun so verstanden, dass die Nachbarn dann laut Musik einschalten, wenn sie das Babygeschrei durch die Wände hören, um das nicht die ganze Zeit mitbekommen zu müssen. Dabei finde ich das nur verständlich und auch nicht schlimm. Es handelt sich immerhin nicht um das Kind der Nachbarn und von daher können sie das Geschrei doch ruhig übertönen, wenn sie das möchten.

Als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe, hatten unsere Nachbarn, die unter uns gewohnt haben, auch ein Baby, was ein richtiges Schreikind war. Das Baby hat Tag und Nacht wie am Spieß geschrien, wobei die Nachbarn absolut nicht den Eindruck machten, als würden sie sich nicht um das Kind kümmern. Sie meinten auch, dass sie schon deshalb beim Arzt gewesen wären und das Baby meistens aus Langeweile schreien und weinen würde, wobei es auch nicht gut wäre, wenn sie das Baby dann ständig trösten würden.

Jedenfalls hat man das bei mir im Zimmer auch immer unheimlich gut gehört und ich habe da auch schon oft eine halbe Krise bekommen. Bei so einem penetranten Geschrei bekommt ja wirklich Kopfschmerzen und von daher habe ich auch oft Musik angemacht, um das Geschrei zu übertönen.

Dass man als Vater das Geschrei des Kindes aber auch nicht mitbekommen will und dann Kopfhörer verwendet, finde ich doch dreist. Das kann man meinetwegen ab und zu abwechselnd mit dem Partner machen, wenn man sich abspricht und sich auch eine Stunde Ruhe am Tag gönnen will, aber doch nicht immer. Man kann doch nicht in aller Seelenruhe Musik hören und dann erwarten, dass sich die Frau um das Kind kümmert.