Baby Led Weaning - kennt ihr jemanden bei dem das klappt?

vom 17.06.2016, 09:50 Uhr

Baby Led Weaning ist ein von Gill Rapley geprägter Begriff. Es soll wohl darum gehen, dass man einem Baby, was mindestens 6 Monate alt ist nach der Muttermilch sofort richtiges Essen gibt und keinen Brei. Der Gedanke dahinter ist, dass das Baby sonst 2 Mal eine Entwöhnungsphase mitmachen muss. Nämlich von der Brust zum Brei und vom Brei zum richtigen Essen und dass das für ein Baby oder Kind nicht gut wäre. Das Kind könnte so besser selber entscheiden, was es wann will.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich damit nichts anfangen kann. Ich meine man muss sicherlich schauen was die Bedürfnisse beim eigenen Kind sind und bei manchen Kindern mag das auch so klappen, aber ich stelle mir das sehr schwer vor, wenn das Kind beispielsweise noch keinen Zahn hat und direkt von der Brust auf richtiges Essen umgestellt wird. Es muss ja auch erst mal so Dinge wie richtiges Kauen lernen und das stelle ich mir mit dieser Variante sehr schwierig vor.

Dennoch heißt das ja nicht, dass ich damit auch richtig liege und deswegen würde ich gerne mal von euch hören, wie eure Meinung dazu ist und ich würde gerne mal hören, ob ihr Familien kennt, bei denen das gut geklappt hat. Ich hätte Angst dass die Kinder schneller ersticken, Muss man diese Angst haben?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Du gehst davon aus, dass es jeder direkt mit 6 Monate macht und das man unbedingt mit 4 Monaten anfangen muss Beikost zu geben? Es gibt genug Mütter die deutlich länger voll Stillen und es im Anschluss direkt damit machen. Diese gab es bereits früher und heute auch, nur hat es nun noch einen schicken englischen Namen bekommen.

Ich kenne einige Mütter die das Kind über das erste Lebensjahr hinaus nur gestillt haben und gar nichts anderes gegeben haben. Als es darum ging wieder arbeiten zu gehen und abzustillen bzw. das zu reduzieren haben sie ebenfalls den Brei ausgelassen und den Kindern direkt weiche, feste Sachen in die Hand gegeben.

Auch ein Kind ohne Zähne ist in der Lage feste Sachen zu "essen". Diese lutschen so lange darauf herum bis es weich ist und hinterher zu essen. Es empfiehlt sich jedoch nicht damit direkt eine komplette Mahlzeit ersetzen zu wollen, denn diese Art der Nahrungsaufnahme durch Kinder dauert sehr lange und die meisten werden Müde dabei. Daher ist ebenfalls ein Schrittweises gewöhnen notwendig, erst etwas festes in die Hand geben zum Essen und anschließend gibt es noch die Milch, entweder abgepumpt aus der Flasche oder direkt aus der Brust.

Die Umstellung direkt von Milch auf Brei kann schon kompliziert werden, dafür ist das ganze näher am festen Essen bereits dran. Denn den Brei matscht man auch nicht immer komplett klein, mit der Zeit nach und nach lässt man Stücke darin die das Kind kauen und essen kann und irgendwann stellt sich das ganze ganz von alleine um. Hinterher gibt es auch hin und wieder Suppe und Eintopf zum Essen, damit ist das Kind dann bereits vertraut wie es funktioniert.

Von daher muss es jeder selbst wissen ob er es machen möchte oder nicht. Für ein Kind von 4 oder 6 Monaten ist das ganze doch sehr früh, gerade wenn man sich zum Ziel gesetzt hat so das Kind schneller an den Tisch zu bekommen und feste Sachen mitzuessen. Denn die Gewöhnung ist ebenfalls langfristig und dadurch verlängert sich auch das Stillen. Wer das also nicht möchte, der geht den einfacheren Weg über die Breikost und gibt dem Kind hin und wieder dabei auch feste Sachen in die Hand zum essen.

Ich habe auch mit Brei angefangen aber Zeitgleich meinem Kind immer festes Sachen mit angeboten. So gab es nach dem Brei ein Stückchen Obst, ein Stück Brot oder Brötchen und Unterwegs auch einmal eine Brezel. Hartplattenkekse hatte er ebenfalls zum zahnen die ihm durch diese Zeit geholfen haben. Angenommen und neugierig in den Fingern gedreht wurde es schnell, als es anfangen hat im Mund weich zu werden beim sabbern hat er es auch direkt gegessen. Die erste Brezel hatte er mit ca. 7 Monaten in der Hand, genauso wie das Brot. Obst war nur kurz davor und gab ebenfalls keine Probleme. Zu diesem Zeitpunkt waren die unteren Zähne nur minimalst durchgetreten und auch keine große Hilfe beim zerkleinern.

Wegen der Angst mit dem Ersticken, Babys können nicht umsonst Essen und Atmen gleichzeitig das ist anatomisch so vorgesehen. Das ganze hält sich doch sehr lange bis es sich entsprechend verwächst. Dabei ist es dann allerdings auch schon ein Kleinkind sprich über einem Jahr alt. Trotzdem sollte eine angemessene Position gewählt werden zum Essen, das gilt für Brei wie auch für feste Nahrung.

Damit ist die Gefahr vom Ersticken auch gemindert und natürlich sollten die Teile auch die ausreichende Größe haben, damit das Kind sie selbst anfassen kann und sich selbst in den Mund steckt. Denn wenn es das Kind alleine macht, sinkt ebenfalls die Erstickungsgefahr als wenn ein Erwachsener das feste Stück Lebensmittel in den Gaumen vom Kind stopft.

Sobald das Kind selbstständig sitzen kann, sollte es beim Essen auch sitzen und nicht liegen oder halbliegend in der Babyschale oder einem Neugeborenenaufsatz für den Hochstuhl hängen. Daher wird auch erst dann geraten mit der Beikost anzufangen, ein zu frühes hinsetzen belastet die Wirbelsäule und kein Hinsetzen erhöht die Erstickungsgefahr, egal ob bei Brei oder fester Kost. Daher teile ich die Meinung mit dem 4. Lebensmonat und Breikost überhaupt nicht. Wenn es entsprechen Älter ist und diese Fähigkeit erlangt wurde, dann kann man es handhaben wie man möchte. Wer länger voll Stillt, der wird sich diesen Schritt mit dem Brei in den meisten Fällen schenken oder nur sehr kurz ausführen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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