Auto als fahrendes Eigenheim bezeichnen?

Ich habe neulich eine Dokumentation über das Deutsche Volk gesehen, in dem der typische Durchschnitts-Deutsche porträtiert worden ist mit seinen Angewohnheiten. Dort hieß es dann auch, dass für die Deutschen das Auto so wichtig wäre, weil es eben als "fahrendes Eigenheim" betrachtet werden würde.

Mich hat dieser Ausdruck schon zum Nachdenken gebracht. Ich finde ein Auto schon wichtig wegen der persönlichen Mobilität und je nachdem was mehr Vorteile und strategisch günstiger ist, nehme ich bevorzugt die Bahn oder eben das Auto. Ich würde aber niemals so weit gehen, unser Auto als "fahrendes Eigenheim" zu bezeichnen. Ein Eigenheim ist für mich etwas, wo man auch übernachten würde und alles mögliche an persönlichen Sachen hat. Ich habe ehrlich gesagt gar keine persönlichen Sachen im Auto, zumal man Sachen wie einen Regenschirm und Einkaufschips ja wohl schlecht als persönlich genug bezeichnen könnte. Jedenfalls hänge ich nicht emotional an Einkaufschips und diesem Regenschirm im Auto.

Mein Partner hat schon deutlich mehr Sachen im Auto. Beispielsweise Bonbons und eine Flasche zu trinken. So etwas brauche ich aber nicht im Auto, weil ich das immer in meiner Handtasche dabei habe für den Fall der Fälle. Würdet ihr so weit gehen, euer Auto als "fahrendes Eigenheim" zu bezeichnen? Oder ist der Ausdruck zu weit hergeholt und vollkommen übertrieben? Welche Gegenstände müssten denn dauerhaft im Auto lagern, damit es diese Bezeichnung verdient hätte?

Da ich keinen eigenen Wagen besitze, kann ich nur aus der Theorie sprechen, aber ich denke, dass man diesen Spruch zum einen nicht so ernst nehmen darf und dass er zum anderen auf eine gefühlte Erweiterung der eigenen vier Wände anspielt. Es gibt Leute, die leiden unter Agoraphobie und können ihr Haus nicht verlassen, wenn sie dann aber in ihrem Auto sind, empfinden sie dieses noch als zu ihrem Schutzraum zugehörig und können zumindest partiell mit dem Auto mitgenommen werden oder selbst fahren.

Dieser Vergleich mit dem eigenen Heim erklärt auch, warum so viele Leute am Steuer des Wagens oft derart aggressiv und empfindlich reagieren, wenn sie sich im Straßenverkehr irgendwie bedrängt fühlen. Man ist zwar einerseits öffentlich unterwegs, aber gleichzeitig hat man auch das starke Gefühl des eigenen Raumes auf dessen Verletzung man sehr viel stärker reagiert als man es im Bus täte. Interessant wäre, ob Leute in geliehenen oder gemieteten Autos genauso oder anders reagierten, das würde die These untermauern oder eben widerlegen.

Ich denke nicht unbedingt, dass es bei dem Spruch darum geht, dass man viele private Dinge im Auto lagert, wie man es eben zu Hause tut. Es wird wohl einfach darum gehen, dass das Auto neben der Wohnung oder dem Haus meistens der nächste wertvolle Gegenstand sein dürfte. Dadurch ist das Auto den Besitzern eben auch sehr wichtig und ich denke, dass der Spruch sich darauf bezieht.

Auch wenn ich noch so viele persönliche Gegenstände immer in meinem Auto hätte, würde ich selber mein Auto doch nicht als fahrendes Eigenheim bezeichnen. Mein Auto ist mir schon wichtig, aber es dient eben dazu, mich von A nach B zu bringen und es ist für mich nicht wirklich ein Rückzugsort, wie es meine Wohnung für mich ist.

Für mich ist das Auto schon so eine Art fahrendes Wohnzimmer. Ich fühle mich da wohl und geborgen, irgendwie sicher und behütet. Wenn ich schlecht drauf bin, setze ich mich ins Auto und fahre ein wenig herum, dann geht es mir besser und ich bin mit meinem fahrenden Wohnzimmer auch gerne nachts auf der Autobahn unterwegs und genieße das Flair der vorbeiziehenden Lichter der Städte in der Ferne.

Für mich ist das Auto ein Rückzugsort, an dem man vor den Dingen da draußen seine Ruhe hat und dennoch ist man nicht ganz weg, sondern ja draußen unterwegs. Ich habe auch einiges im Wagen gelagert.