Auslandssemester machen, auch wenn Partner das nicht möchte?

Wie ich in einem anderen Thread schon erwähnt habe, habe ich mal mit dem Gedanken gespielt im Master ein Auslandssemester zu machen, was mein Freund aber nicht so gerne möchte. Im Grunde ist das nicht schlimm, denn wirklich große Vorteile hätte ich dadurch nicht.

Ich kenne aber auch viele Frauen und Männer die die Meinung des Partners in solchen Belangen nicht interessiert. Viele würden das Auslandssemester einfach machen, auch wenn der Partner das nicht will und darin eine große Gefährdung für die Beziehung sieht. Ich selbst möchte es nicht darauf anlegen, würde das Auslandssemester aber machen, wenn ich wesentliche Vorteile davon hätte. Auch wenn mein Freund strikt dagegen wäre.

Wie ist das bei euch? Wäre euch die Meinung eures Partners über ein Auslandssemester wichtig? Würdet ihr euch dagegen entscheiden, weil euer Partner das nicht möchte? Oder würde ihr so entscheiden, wie es euch am besten gefällt, egal was der Partner will?

Zum einen hängt das schon davon ab, wie wichtig das Semester im Ausland für das Studium und den späteren Beruf ist. Wie ich in einem anderen Thread schon geschrieben habe, war es in meinem Fall obligatorisch, für drei Monate ins Ausland zu gehen. Hätte ich also darauf verzichtet, hätte ich keinen Abschluss. Das bringt schon ein ganz anderes Gewicht in die Gleichung.

Ansonsten hängt es auch davon ab, warum der Partner das nicht will. Wenn er es einem nicht zutraut, dass man treu sein kann, stimmt doch etwas mit dem Vertrauen in der Beziehung nicht. Ganz unabhängig vom Auslandssemester. Wenn der Partner einfach sagt, er will das nicht und basta. Dann wäre ich auch etwas ernüchtert über die Beziehung und seinen Umgang mit mir.

Letztlich gibt es wohl keinen wirklich guten Grund, warum eine funktionierende Beziehung das nicht schaffen sollte. Da bleibt die Frage, ob man wirklich auf irgendwelche diffusen Ängste hören sollte. Das Argument deiner Bekannten, dass alle Beziehungen an so etwas scheitern, wäre mir nicht genug und ich fände es schade, wenn mein Partner sich von so etwas beeinflussen lassen würde.

Das ist halt so ein Moment, wo die Beziehung auf die Probe gestellt wird. Also allein schon, wenn man die Möglichkeit anspricht und so eine vehemente Reaktion kommt. Bei solchen Gesprächen kann dann einiges ans Licht kommen.

Grundsätzlich bin ich eher der Typ, dem die Beziehung wichtiger ist als die Karriere. Ich bin nicht ehrgeizig und eine gute Beziehung ist mir wichtig. Arbeit ist zum Geldverdienen und darf auch gerne Spaß machen. Aber worauf es wirklich ankommt, ist das Privatleben. Wenn man dann auf seinem Totenbett zurückschaut, sagt keiner, was er doch für einen schönen Beruf hatte und dass es sich dafür gelohnt hat, sein Leben lang privat unglücklich zu sein.

Aber es ist eben auch nicht sinnvoll, daher immer auf alles zu verzichten, um die Beziehung aufrecht zu erhalten. Wenn der Partner Dinge verlangt, durch die man nicht mehr man selbst sein könnte, ist es keine Beziehung, auf die man auf seinem Totenbett total glücklich zurückblickt.

Nun würde ich das nicht mehr machen, aber ohne Kind würde ich das auf jeden Fall auch machen, dass man das einfach macht, auch wenn der Partner nicht einverstanden ist. Ich denke, dass man sich innerhalb einer Beziehung auch unterstützen muss und selbst wenn man nun keinen großen Vorteil davon hat, ist es ja dennoch ein Wunsch und den muss man Ernst nehmen. Ein halbes Jahr im Ausland, was ist das schon?

Auch wenn man ein paar Jahre im Ausland wäre, ist das ja nichts, was eine gute Beziehung nicht schaffen würde. Ich würde da schon auch auf die eigenen Bedürfnisse achten und das dementsprechend auch machen. Ein Partner, der da einen nicht unterstützen kann ist dann vielleicht auch nicht der Richtige.

Ich hatte dir schon in dem anderen Thread geschrieben, dass allein die Erfahrungen dadurch im Lebenslauf immer gut aussehen. Ob es jetzt direkt für dein Studium einen Vorteil hat, kann ich so nicht beurteilen. Aber Erfahrungen sind immer gut, egal ob es gute oder schlechte Erfahrungen sind. Und ein Partner, der grundsätzlich gegen die Entwicklung ist, die man machen kann, der ist kein Partner, sondern eine Bremse.

Oder meinst du, dass es die einzige Entscheidung in deinem Leben ist, wo er dir Vorschriften machen will? Das ist erst der Anfang und wenn es annimmst, dann wird es weitergehen. Magst du vielleicht jetzt nicht wahr haben wollen, aber Beispiele kenne ich dafür genug aus meinem eigenen Umfeld. Selbst mein Ex-Mann wollte mich beruflich klein halten und hätte mich am liebsten bei Hartz IV gesehen, damit eine gewisse Abhängigkeit vorhanden ist.

Und gerade, wo du doch so viel auf deine eigene Bestimmungen hier pochst, wundert es mich, dass du da plötzlich vor deinem Partner buckelst und seinen Wünschen und Vorschriften entsprechen willst. Es ist dein Leben, deine Entscheidung und deine Zukunft über die da entschieden wird. Und wenn er kein Vertrauen in eure Beziehung hat, dann frage ich mich, auf welcher Basis ihr bis jetzt ein Paar seid.

[Mod]

Gerade in meinem Studiengang ist ein Auslandssemester ziemlich wichtig, wenn auch nicht obligatorisch. Unser Dekan hat uns bereits eingetrichtert, dass bei uns ohne relevante Auslandserfahrungen die Jobchancen rapide sinken. Abgesehen davon, dass ich schon seit Längerem davon geträumt habe, mal wieder ins Ausland zu gehen. Daher mache ich jetzt auch ein Erasmus-Semester und lasse mir da von meinem Partner gar nichts vorschreiben.

Der hat darauf natürlich überhaupt nicht gut reagiert. Zwar kann er mir nichts verbieten, doch er fürchtet um die Beziehung. Die letzte Beziehung ist nämlich auch an der Entfernung gescheitert. Ich lasse mich aber bestimmt nicht mit irgendwelchen Exfreundinnen vergleichen. Mittlerweile hat er es glücklicherweise akzeptiert und macht jetzt auch keinen Terz mehr darum. Ich lasse mir allgemein nicht viel verbieten und schon gar nicht, wenn es um so wichtige Entscheidungen geht.