Ausländern die Angst vor heimischen Insekten nehmen?

Ein Bekannter von mir ist knapp ein halbes Jahr in Deutschland und lernt noch die Sprache. Er kommt ursprünglich aus dem Iran und muss sich noch an vieles hier gewöhnen. Vor einigen Tagen kontaktierte er mich ein wenig panisch und meinte, er hätte Insekten in seinem Studentenzimmer gefunden und jetzt hatte er Sorge, dass diese Insekten irgendwie gefährlich sein könnten.

Denn diese Art Insekt kannte er aus seiner Heimat gar nicht. Er wusste auch gar nicht, wie diese Insekten heißen, sodass ich ein wenig raten musste. Nach etwas hin und her stellte sich heraus, dass er wohl Silberfischchen meinte und dass er wohl in seinem Zimmer häufiger Wäsche getrocknet hat. Dadurch wird sich wohl die Luftfeuchtigkeit in seinem Zimmer erhöht haben, sodass diese Tiere sich wohl sehr wohl gefühlt haben und gleich eingezogen sind.

Ich habe ihn dann auch versucht zu beruhigen und habe ihm erklärt, was das für Tierchen sind, welche Bedingungen sie zum Leben brauchen und wie man sie los wird. Er war sehr dankbar für meine Hilfe, wobei nicht jeder so gehandelt hätte wie ich. Mein Bruder zum Beispiel vertritt die Ansicht, dass man sich solches Wissen selbst beibringen sollte und er hätte einem Ausländer in so einer Situation nicht geholfen, sondern ihm nur Tipps gegeben, wo er dieses Wissen selbst finden kann. Würdet ihr Ausländern die Angst vor heimischen Insekten nehmen? Oder hättet ihr eher so gehandelt wie mein Bruder?

Wenn man jemanden hat, den man fragen kann, wieso nicht. Wobei man sich durchaus auch belesen kann. Wenn ich mich in einem anderen Land befinde, dann informiere ich mich auch über Insekten, die mir eventuell schaden können. In den meisten Fällen sind die Tiere ja ungefährlich, wenn auch ärgerlich (wie irgendwelche Mücken).

Wenn er die Möglichkeit hat, dass Internet zu Rate zu ziehen, warum hat er das dann nicht getan? Silberfische kann man doch recht gut beschreiben und sich dementsprechend dann auch darüber informieren. Da hätte er schnell heraus gefunden, dass sie ihm nicht gefährlich werden können, auch wenn sie lästig sind.

Das hat aber nicht primär etwas damit zu tun, ob das ein Ausländer ist oder nicht. Das würde ich auch mit Einheimischen so machen, wenn sie ein Tier nicht kennen und vielleicht Angst davor haben.

Ich finde das eigentlich ganz süß, wie du das gemacht hast. Natürlich würde ich das auch erklären und dann eventuell auch das Tier wegmachen, also vor die Tür setzen, wenn sich die Person das dann nicht trauen würde, aber ich würde nicht einfach alles so weiterlaufen lassen. Immerhin kann man ja auch mal in eine unbekannte Situation kommen und da ist man ja auch über jede Hilfe froh.

Ich bin generell nicht der Typ, der sich breitbeinig hinstellt und sagt "Tja, jetzt google mal!", wenn jemand eine Frage hat und ich die Antwort parat habe. Ich finde es sogar ziemlich arrogant, wenn jemand das Bedürfnis hat, seine Mitmenschen auf diese Art zu erziehen, und nicht gerade ein Zeichen von Hilfsbereitschaft.

Außerdem gibt es bestimmt auch viele Deutsche, die Silberfischchen (Lepisma Saccharina) entweder gar nicht oder unter einer lokalen oder Dialekt-Bezeichnung kennen und dann wird es mit der Informationsbeschaffung schon ziemlich schwierig. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es in anderen Ländern auch wirklich fiese und giftige Insekten gibt, die Krankheiten übertragen oder was auch immer, während wir hierzulande relativ glimpflich wegkommen, was Mordanschläge durch Mutter Natur angeht. Aber das muss man als neu zugewanderter Mensch auch erst mal einschätzen lernen.

Darüber hinaus scheint der Herr aus dem Iran wirklich sehr daran interessiert zu sein, sich in die deutsche Kultur einzuarbeiten und möglichst wenig aufzufallen. Da verstehe ich es auch, dass er nicht riskieren möchte, als der versiffte Assi-Ausländer zu gelten, bei dem es vor Ungeziefer nur so wimmelt. Die Feindseligkeit allem "Fremden" gegenüber ist hierzulande sowieso schon schlimm genug, da würde ich auch lieber doppelt und dreifach sichergehen, um ja keine Probleme zu machen.

Ich finde es schon irgendwie arrogant, wenn man einem Ausländer der offensichtlich etwas panisch ist, sagt, dass er mal im Internet suchen solle, welche Insekten er denn in der Wohnung hat. Immerhin wendet er sich ja hilfesuchend an einen und da finde ich schon, dass man auch helfen sollte, wenn man eben das Wissen hat.

Zur Not hätte der Bekannte ja auch Fotos über das Handy schicken können, um eben genau heraus zu finden, dass es sich um Silberfische handelt. Ich finde es da schon ehrlich gemein, wenn man diesen ausländischen Bekannten dann damit abspeist, dass er im Internet oder sonst wo Informationen finden würde. Es ist doch nichts verwerfliches, wenn man eben jemanden um Hilfe bittet.

Ich muss sagen, dass ich deinen Weg schon als den besseren ansehe und nicht so gehandelt hätte, wie dein Bruder es getan hätte. Gerade dann, wenn ein Mensch wirklich Angst hat, ob diese Insekten oder was auch immer er da sieht, ihm etwas tun können, finde ich es doch wichtig, dass man hilft, wenn man es kann. Man kann ja dann auch dazu sagen, dass man im Internet nachschlagen kann und dass es in Deutschland eigentlich nicht viele Tiere gibt, die einem gefährlich werden können. Aber erst mal würde ich dann auch helfen wollen.