Ausbildung nach Lohn aussuchen?
Meine Nichte ist zur Zeit in der 9. Klasse und hat schon diverse Praktika hinter sich. Man merkt eben auch, dass sie sich damit beschäftigt, was sie später beruflich machen möchte. Bisher hat sie leider noch nichts gefunden, was ihr so wirklich zusagt und spätestens nach einem Praktikum sind die Berufswünsche bereits abgehakt, was auch absolut nicht verwerflich ist, denn dafür sind Praktika ja da.
Jedoch ist mir aufgefallen, dass sie bei Gesprächen über unterschiedliche Berufe immer zuerst fragt, wie viel man da überhaupt verdient und nicht, was man da überhaupt machen muss. Ich finde das ehrlich gesagt total befremdlich, vor allen Dingen weil sie dann so richtige Dollar-Zeichen in den Augen bekommt und nur wegen dem Geld dann hin und weg von dem Beruf ist ohne zu wissen, ob das ihren Talenten und Neigungen überhaupt entsprechen würde.
So kam sie vor einigen Wochen damit an, dass Maurer ja total viel Geld in der Ausbildung verdienen würde und dass sie ja eine Ausbildung zum Maurer machen könnte. Bei einigen anderen Ausbildungsberufen ging es auch so. Ihr scheint nicht wirklich bewusst zu sein, dass sie diesen Beruf locker 40 Jahre und länger ausüben müsste. Bei einem Job, der nur gutes Geld bringt, aber ansonsten total ätzend und auch anstrengend ist und sie überhaupt nicht interessiert, werden einem die 40 Jahre ziemlich lang vorkommen.
Wie ist das bei euch? Würdet ihr eure Ausbildung nur nach dem Lohn aussuchen und eure Interessen dabei außen vor lassen? Ist das ein neuer Trend unter Jugendlichen oder war das schon immer so? Bei mir war das damals nicht so, wenn ich ehrlich bin, daher ist mir so eine Denkweise auch total fremd.
In meiner Schulklasse damals haben auch viele Mitschüler danach geschaut, wie viel man denn in einem Beruf verdient. Wenn dann jemand gegen Ende der Schulzeit einen Ausbildungsplatz hatte, in dem man weniger verdient, fanden das einige richtig lustig.
Meiner Meinung nach haben die Jugendlichen doch kaum Ahnung davon, was sie in der Arbeitswelt erwartet. Sie denken, man lernt einen Beruf und wird dann davon automatisch reich oder sowas. Was ja totaler Quatsch ist.
Ich habe schon nach meinen Interessen geschaut, aber musste auch das nehmen, was ich bekommen habe. Ich habe mich damals nach mehreren Ausbildungsberufen umgeschaut, die sich allesamt ähnlich waren. Manche waren besser bezahlt, manche weniger.
Ich denke, dass vor allem die jüngere Generation in dem Moment, wenn sie das erste Mal in Richtung Berufsfindung denken müssen, zunächst daran denken, dass sie das erste Mal "richtiges" Geld verdienen werden. Natürlich scheint dieses Kriterium dann auch wichtige Rolle in ihrer zu tätigenden Entscheidung zu spielen.
Ich hatte es jedoch noch nie erlebt, dass die komplette Berufswahl davon abhängig gemacht worden sei. Es wurde damals, wie heute immer schon darauf geachtet, dass die eigenen Interessen und Fähigkeiten in die Berufswahl einfließen. Natürlich wurde immer wieder bedacht, dass wenn man mehrere Betriebe - für denselben Ausbildungsberuf wohl bemerkt - zur Auswahl hatte, sich am ehesten für den davon bestbezahlten entscheiden würde. Schließlich wüsste man nicht woran man sonst noch seine Entscheidung festmachen sollte - Sympathie alleine reichte meistens nicht als Motivator für einen schlechter bezahlten Betrieb. Und da es alles Neuland war, konnte man auch nicht ahnen, ob der eine oder andere Betrieb vom Aufgabenbereich einem eher zusprechen würde oder eben nicht.
Das "ganz große Geld" verdient man ja sowieso erst frühestens nach der abgeschlossenen Lehre. Aber soweit denken die Schüler sicherlich nicht, denn schließlich kann auch eine vielleicht besser bezahlte Ausbildung einem im Nachhinein nicht unbedingt den besser bezahlten Job garantieren. Womöglich ist die Nachfrage auch geringer und man ist eventuell mit der Arbeitslosigkeit konfrontiert, da ein Überangebot besteht? Aber wer denkt schon auf Anhieb soweit in die Zukunft?
Ich halte es erst einmal nicht verkehrt, dass man sich auch über die Verdienstmöglichkeiten informiert und man diese Entscheidung auch in die Berufswahl einfließen lässt. Dazu sollte aber meiner Meinung nach der Verdienst pro Stunde berücksichtigt werden. Es bringt überhaupt nichts, wenn man 100 Euro mehr verdient, aber dafür 20 Stunden mehr in der Woche arbeiten muss.
Der Verdienst in der Ausbildung ist natürlich völlig irrelevant. Der ist ja nur für eine sehr begrenzte Zeit wichtig und bewegt sich außerdem auch bei gut bezahlten Berufen in einem sehr niedrigen Bereich. Wobei es sicherlich auch so oft ist, dass eine hohe Ausbildungsvergütung auch ein Anzeichen für eine gute Bezahlung später ist.
Ihr scheint nicht wirklich bewusst zu sein, dass sie diesen Beruf locker 40 Jahre und länger ausüben müsste.
Von der Vorstellung kann man sich heutzutage getrost verabschieden. Selbst wenn man das möchte, klappt das nicht unbedingt. Und wenn man den Beruf wechseln will, erlaubt das die heutige Berufswelt viel eher wie noch vor 20 oder 30 Jahren. Für Handwerker bietet sich ein Wechsel in die Industrie an, sofern man entsprechende Unternehmen vor Ort hat. Auch die nebenberufliche Weiterbildung nimmt einen immer größeren Stellenwert ein.
Ich finde es eigentlich schade, dass besonders Handwerksberufe mit diesem Argument "im Alter kannst du den Beruf nicht mehr ausüben" schlecht geredet werden. Schließlich hängt das doch sehr von der persönlichen Situation und der Arbeitsstelle ab. Andere Ausbildungsberufe wie zum Beispiel der Einzelhandelskaufmann ist auch körperlich sehr anspruchsvoll. Und auch in einem Handwerksberuf kann man eine Karriere anstreben und mit Meister, Techniker oder einem aufbauenden Studium eine höhere Stelle anstreben oder sogar Unternehmer werden. Sehr gute Handwerksmeister mit etwas Unternehmergeist können davon sehr gut leben, ohne dass sie sich körperlich kaputt machen.
Natürlich spielt das Geld in einem Beruf eine große Rolle, allerdings geht es ja in der Ausbildung erstmal darum, einen Beruf richtig zu erlernen und nicht das ganz große Geld zu verdienen. Man kann sich auch nach einer Ausbildung immer noch weiterbilden und was anderes machen. Gerade während der Ausbildung verdienen die meisten nicht so viel Geld, aber das natürlich weil man keine Erfahrung und noch kein Fachwissen in der Richtung hat.
Am Besten, sie würde sich erstmal Gedanken machen, was genau ihre Interessen sind und woran sie Spaß hätte. Es ist nämlich viel mehr wert, wenn man einen Job hat, der einem Spaß macht und dafür ein paar Euro weniger verdient als einen Job den man total ätzend findet.
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