Aus gemeinsamer Wohnung ausziehen und trotzdem zusammen?
Eine gute Freundin von mir ist seit 2 Jahren mit ihrem Partner zusammen. Als sie damals zusammengekommen sind wohnte sie noch bei ihren Eltern und ist dann nach kurzer Zeit direkt zu ihm gezogen. Das ging eine ganze Weile lang gut, aber mittlerweile ist sie sehr unzufrieden mit der Situation. Es gibt häufig Streit wegen unterschiedlichen Auffassungen von Sauberkeit und Ordnung. Sie hätte gerne ihre eigenen vier Wände, möchte sich aber nicht von ihrem Partner trennen und jetzt hat sie mich um Rat gefragt.
Auf der einen Seite kann ich Sie verstehen. Sie hat noch nie alleine gewohnt und hat vielleicht Angst etwas zu verpassen. Ich bin auch der Ansicht, dass man mal alleine gewohnt haben muss, sonst bereut man das später. Außerdem sagt sie, dass die Streitpunkte hauptsächlich in besagten Meinungsverschiedenheiten bezüglich Ordnung/ Sauberkeit liegen. Sie ist sehr pingelig und er lässt den Abwasch auch mal einen Tag stehen, da ist Streit vorprogrammiert. Sie stört sich auch sehr an den Möbeln in seiner Wohnung, es gefällt ihr einfach nicht. Er ist nicht bereit dazu, etwas daran zu ändern, da "ja alles funktioniert, Optik ist nicht alles". Für sie ist das jedoch ein essentieller Faktor um sich wohl zufühlen.
Diese ganzen Punkte würden ja eigentlich wegfallen, wenn sie ihre eigene Wohnung hätte. Dort könnte Sie dann schalten und walten wie sie möchte, und er könnte Gleiches in seiner Wohnung tun. Auf der anderen Seite sehe ich das Ganze jedoch auch sehr kritisch... Vielleicht wäre ein Auszug aus der gemeinsamen Wohnung auch der Anfang vom Ende. Er weiß noch nichts von Ihrer Idee und ich glaube, dass ihn das sehr verletzen würde und selbst wenn er der Idee zustimmen würde, könnte es passieren, dass sich die beiden voneinander entfernen, da das ja schon eher ein Rückschritt in der Beziehung ist.
Ich habe ihr geraten, ein klärendes Gespräch mit ihm zu führen um eine Lösung zu finden. Wenn er sie liebt sollte er auch bereit sein etwas zu verändern, tut er das nicht und bleibt weiterhin dickköpfig, ist fraglich, ob die Beziehung dann überhaupt einen Sinn hat. Denkt ihr, dass ein Auszug in so einer Situation helfen kann? Oder ist es nur eine Flucht vor den eigentlichen Problemen? Ist jemand vielleicht sogar selber schon mal in so einer Situation gewesen und wenn ja, wie ist es ausgegangen?
Ich glaube, dass in so einem Fall ein Auszug der Anfang vom Ende ist. Immerhin wird es nichts an der Situation ändern. Irgendwann sollte man schon zusammenziehen, wenn man beispielsweise eine gemeinsame Familie haben möchte und einen Schritt weitergehen möchte. Ich könnte mir so eine Beziehung auf Dauer nicht vorstellen, auch weil man ja mal Kompromisse machen muss und dies auch innerhalb einer Beziehung lernen muss.
Manche Paare wollen ja generell nicht zusammenwohnen, ich kann das ehrlich gesagt nicht verstehen, aber das muss ja jeder selber wissen. Dass sie aber erst eine Freundin um Hilfe bittet mit ihrem Problem und das nicht mit ihm bespricht empfinde ich auch nicht sonderlich gut, für mich ist das ein zusätzlich schlechtes Zeichen. Die beiden sollten schlichtweg miteinander reden.
Ich finde überhaupt nicht, dass das der Anfang vom Ende ist. Ich finde diese Lösung sogar sehr vernünftig und gut. Mir scheint es nämlich tatsächlich so, als wenn deine Freundin schlicht und einfach noch nicht bereit dazu ist, dauerhaft mit ihrem Partner zusammen zu wohnen. Das ist weder schlimm, noch verwerflich, da du ja schreibst, dass sie direkt mit ihm zusammengezogen ist, ohne je allein gewohnt zu haben. Dass man dann irgendwann merkt, dass man so nicht glücklich ist, finde ich völlig verständlich.
Ich finde es auch wichtig, mal allein gewohnt zu haben, bevor man mit dem Partner zusammenzieht. Das bedeutet nicht, dass man ganz allein wohnen muss, eine WG geht ja auch. Und man muss ja auch nicht immer so schnell mit dem Partner zusammen ziehen. Warum denn auch? Wenn man vorhat, das ganze Leben mit ihm zu verbringen, dann machen einige Jahre mehr oder weniger doch nun wirklich keinen Unterschied.
Und wenn man tatsächlich "für immer" mit dem Partner zusammenzieht, ist es meistens ja auch endgültig. Ich finde schon, dass man davor einfach auch mal allein gewohnt haben sollte, um einfach so leben zu können, wie man es selbst möchte, ohne dass man auf jemanden achten muss und ohne dass jemand einem reinredet, was Möbel und Ordnung angeht.
Ich denke schon, dass es wieder besser laufen kann, wenn die beiden erst einmal getrennt wohnen. So kann deine Freundin ihre Wohnung so einrichten, wie sie es will und die Wohnung auch so ordentlich halten, wie sie es möchte. Ich denke, dass sich alles andere mit der Zeit ergibt. Denn irgendwann werden die beiden sich ganz sicher von allein von ihrer Sturheit ablassen, wenn sie erst die Möglichkeit hatten, so zu leben, wie sie es wollten. Und dann kann man in einigen Jahren wieder zusammenziehen.
Ich verstehe allgemein nicht, weshalb man überhaupt immer zusammenwohnen muss, wenn man auch zusammen ist. Solange man es auf die Reihe bekommt, sich regelmäßig zu sehen, nicht verheiratet ist und keine Kinder hat, finde ich es auch nicht unbedingt notwendig, immer gleich zusammenwohnen zu müssen. Ich verstehe auch nicht, wie so junge Paare nach so kurzer Zeit schon zusammenziehen müssen, wenn sie doch eigentlich alle Zeit der Welt haben.
Das Zusammenziehen finde ich immer so genial. Ich kenne jemanden, der gerade einmal ein Jahr mit einer Frau zusammen ist, sie bereits heiraten will und sie sind verlobt. Ich musste so genial lachen. Das ist seine erste Freundin und er ist schon jetzt der Klammeraffe. Auch ein anderer Bekannter ist verlobt, wohnt noch bei Mama und Papa und will demnächst heiraten. Das erste, was ich gesagt habe zu beiden ist, wohnt ihr erst einmal zusammen und dann lernt ihr ganz andere Macken an dem anderen kennen.
Ich kenne mindestens 10 Paare, wo die Beziehung durch das Zusammenziehen arge Risse bekommen hat. Es ist was anderes, sich regelmäßig zu sehen,bei dem anderen zu schlafen usw. Wenn man zusammenzieht, fallen andere Marotten auf, sei es dreckige Socken im Bett usw. Da kann schon mancher Haussegen schief hängen. Dann sollte man sich schnell überlegen, ob man auf biegen und brechen zusammenwohnen bleiben möchte und in Kauf nimmt, dass die Beziehung Brüche kriegt oder doch lieber getrennte Wohnungen haben möchte.
Wenn man sich dazu entschließt, dass das Zusammenleben aufgrund von vielen Beweggründen nicht klappt, dann lieber getrennte Wohnungen, um einen Rückzug gewähren zu können und an der Beziehung festhalten. Vielleicht ist man auch einfach für diesen Schritt noch nicht bereit. Wäre in jedem Fall eine Überlegung wert und muss nicht direkt das Ende bedeuten. Wäre aber eine Idee, um sich eben vor einer möglichen Trennung zu bewahren, wenn das Zusammenleben nicht passt.
Manchmal gibt es Menschen, die brauchen den Freiraum und können nur schwer mit anderen zusammenwohnen. Ich bin so eine davon. Mein Freund und ich wohnen aber zusammen und das klappt unserer Meinung nach nur, weil wir gleich ticken, fast gleich denken und unseren Ausgleich auch miteinander beim Kebbeln & Co bekommen. Denn sonst entfliehe ich zu viel Nähe wie beim Zusammenleben auch schnell.
Wenn ich jetzt einen Kerl hätte, der 12 Std. schmusen will, Sonntags im Bett verbringen will (jeden Sonntag und nicht mal), erwartet, dass das Essen auf dem Tisch steht, weil ich frei hatte und er arbeiten war usw., dann hätten wir schon ein Problem. Deswegen ist es bei uns gut so, dass mein Freund und ich sehr gleich ticken. Das scheint bei uns ein Erfolgsrezept zu sein.
Ich sehe es ebenfalls nicht als das Anfang vom Ende. Damit kann man auch seinen Standpunkt einmal deutlich machen, dass sich der andere mit einem gemeinsamen Zusammenleben ein wenig anpassen und auch ändern muss und nicht mehr alles nur nach seiner Nase läuft, wenn er es vorher nicht gelernt hat mit der Sauberkeit und Ordentlichkeit. Die Frage ist aber auch hier, wie schlimm ist es wirklich. Versinkt die Wohnung im Dreck und Müll weil er gar nichts macht oder geht es ihr nur darum, dass auch alles akkurat immer an seinem Platz steht und nicht einen Millimeter davon abweichen kann?
Man kann ausziehen und dennoch eine Beziehung führen. Machen viele Paare vor, denn nicht immer ist eine gemeinsame Wohnung ohne weiteres machbar. Haben die beiden unterschiedliche Jobs in unterschiedlichen Städten, dann wohnt man nicht zusammen da es nicht geht von der Arbeit her, und kann dennoch eine Beziehung führen. Nicht selten ist das teilweise sogar glücklicher, da man einfach mehr Freiräume hat, als wenn alles in ganz engen vorgegeben Bahnen von einem Partner läuft und dieser sich eingeengt vorkommt.
Mit meinem Ex Partner wäre es ebenfalls perfekt weiter gelaufen, wenn wir niemals zusammen gezogen wären. Denn dort merkt man erst richtig wie der andere drauf ist. Ich bin dort ebenfalls nicht Konform gelaufen mit seiner Ordnung und Sauberkeit, einfach weil er nichts gemacht hat und die Wohnung eine Müllkippe war, wenn ich nicht aufgeräumt habe. Da ich mich aber auch nicht als die Dienstmagd von ihm angesehen habe, habe ich ihn vor die Tür gesetzt und er kann seither in seiner Wohnung wieder machen was er möchte. Da nebenbei noch einige andere Dinge gelaufen sind als nur das, war das auch das Beziehungsende aber wenn es wirklich nur das gewesen wäre, dann könnte ich mir auch weiterhin eine Beziehung vorstellen mit getrennten Wohnungen.
Einerseits könnte das, wie andere schon bemerkt haben, die Chance für den Partner sein etwas zu verändern. Wenn mein Partner sich bei meinem Mangel an Sauberkeit so unwohl fühlt, dass er auszieht, würde mir das schon zu denken geben. Ich weiß ja nicht, wie extrem anspruchsvoll oder dreckig es in dem genannten Fall zugeht, aber das klingt schon bedenklich.
Ändert sich an der Situation nichts, kann die Beziehung natürlich immer noch Bestand haben, manchen Paaren macht es ja nichts aus, getrennt zu leben. Dennoch gibt es einem sicher zu denken, wenn man es in einem gemeinsamen Heim versucht hat und es nicht geklappt hat. So ist ja kein Zusammenleben in der Zukunft in Aussicht.
Ob getrennte Wohnungen nach dem gemeinsamen Zusammenleben der Anfang vom Ende ist, kommt ganz auf die Beteiligten an. Natürlich kann der Schritt der Frau vom Mann so gewertet werden, dass sie ihn nicht mehr liebt und dass so zumindest sinngemäß damit Schluss machen möchte. Er könnte es allerdings auch als Arschtritt sehen, selbst an sich zu arbeiten und mehr auf seine Freundin einzugehen.
Die Frau ist nach deinen Schilderungen aber auch nicht ganz ohne und eine gewisse Teilschuld hat sie an der Situation ebenfalls. Du beschreibst sie als sehr pingelig, so sehr, dass der Abwasch nicht mal einen Tag stehen gelassen werden darf. Natürlich setzt so etwas auch unter Druck. Da muss vielleicht eher ein Kompromiss von beiden Seiten her als ein Auszug.
Man muss doch als Paar nicht zusammenwohnen und wenn es so verschiedene Vorstellungen gibt, dann ist es eine wunderbare Möglichkeit, dass jeder seine eigene Wohnung hat und da machen kann, was er will. Warum denn nicht? Warum muss denn ein Paar immer zusammenwohnen?
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