Aufstiegschancen in Familienunternehmen für Externe schwer?

vom 27.09.2016, 16:37 Uhr

Meine Nichte ist 15 Jahre alt und durch die Schule muss sie sich langsam auch Gedanken machen, was sie später einmal werden möchte. So muss sie solche Berufsfindungskurse an ihrer Schule machen und hat auch so ein Buch zu Hause über die ganzen Ausbildungsberufe und so. Jedenfalls berichtete sie mir stolz am vergangenen Samstag von ihren beruflichen Träumen und Plänen.

So hatte sie sich einen bestimmten Ausbildungsberuf ausgesucht und auch eine konkrete Firma, wo sie unbedingt hin wollte. Sie malt sich da auch Aufstiegschancen auf der Karriereleiter aus und sie meinte, in kleineren Firmen möchte sie gar nicht arbeiten, was sie Auswahl in ihrer Region natürlich sehr einschränkt. Wie sich hinterher herausstellte, ist diese Firma wohl ein traditionelles Familienunternehmen und mein Freund sieht das eher skeptisch.

Er hat mal viele Jahre in einem Familienunternehmen gearbeitet und hat damit eher schlechte Erfahrungen gemacht. Laut seiner Aussage waren diese Familienstrukturen sehr problematisch, da kein Verwandter dem anderen als Bein pinkeln und ihn kritisieren wollte und außerdem sei es wohl so gewesen, dass nur Familienmitglieder besonders gefördert worden sind und Aufstiegschancen hatten und die Außenseiter, die nicht dazu gehörten, wurden quasi übergangen. Daher denkt er nicht, dass sie ihre Ziele in dieser Firma wird verwirklichen können.

Da ich noch nie für ein traditionelles Familienunternehmen gearbeitet habe, kann ich dazu nicht wirklich viel sagen. Es mag auch von der Größe der Firma abhängig sein. Wie würdet ihr die Aufstiegschancen in Familienunternehmen für externe Mitarbeiter beurteilen? Ist das tatsächlich so schwer und man wird benachteiligt, wenn man nicht blutsverwandt oder verschwägert ist?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Familienunternehmen haben tendenziell (wenn auch ganz sicher nicht immer) eine ziemlich flache Hierarchie. Und die obersten Posten sind dann natürlich gerne mit Familienmitgliedern besetzt. Dazwischen gibt es nicht viele Ebenen, in denen man Karriere machen kann. Das ganze hängt natürlich auch etwas von der Größe ab, es gibt schließlich auch Familienunternehmen mit mehreren Zehntausend Mitarbeitern. Bei solchen größeren Unternehmen ist die Verbindung zur Familie meistens auch gar nicht mehr so stark. Da gibt es dann schon eher Möglichkeiten für eine Karriere.

Bei einem Konzern kann man da schon eher Karriere machen. Mit einem Ausbildungsberuf kann man das eher vergessen. Ein Studium ist auf jeden Fall Pflicht, ab einer gewissen Ebene ist gegebenenfalls auch ein Doktortitel notwendig.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Weasel_ hat geschrieben: Bei solchen größeren Unternehmen ist die Verbindung zur Familie meistens auch gar nicht mehr so stark. Da gibt es dann schon eher Möglichkeiten für eine Karriere.

Also die Firma, die sich meine Nichte ausgesucht hat, ist vergleichsweise klein. In Deutschland knapp 4000 Mitarbeiter auf 6 Standorte verteilt. Also mit den ganz großen Konzernen überhaupt nicht zu vergleichen. Ich sehe ihre Karrierepläne ohne ein Studium in diesem Bereich auch eher kritisch, kenne mich mit Familienunternehmen aber so gar nicht aus.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Wir haben Zuhause ein Familienunternehmen wie es so nett heißt und die Hierarchie ist bislang auch geklärt gewesen und hatte meinen Vater an der Spitze. Da sich aus der Familie aber niemand sonst für die Firma interessiert und auch kein Nachwuchs aus der Familie dort arbeitet oder zu erwarten ist, verhält es sich dort auch nicht anders als wie in jedem anderen Betrieb auch. Es gibt einen Chef dem das ganze gehört und darunter arbeiten viele andere.

Auch ist es inzwischen klar, dass die Firma nach dem Ableben meines Vaters mit Sicherheit in der Familienhand bleibt aber niemand ist dazu bereit sich an die Spitze zu setzen. Durchaus käme ich und eine meiner Schwestern dafür in Frage aufgrund unserer Vorkenntnisse und unseres Studiums, aber Interesse daran haben wir nicht. Folglich wird die Spitze dann neu besetzt werden mit jemand externen und wer die Firma auch immer erbt, der steht dann auf dem Papier eingetragen und hat ein Mitspracherecht. Dafür müsste aber entsprechend noch einiges geändert werden in der Unternehmensführung.

Somit ist es nicht gesagt, dass man in einem Familienunternehmen nicht auch Karriere machen kann. Es kommt halt sehr darauf an wie das ganze aufgeteilt ist und gestaffelt. Arbeitet die Familie dort noch aktiv mit und bekleidet die oberen Positionen, dann ist es schwerer dort auch hin zu gelangen. Wenn die Familie aber bereits ab Ableben ist und kein eigenen Nachwuchs mit einbringt, dann steigen die Chance für Externe auch wieder, da niemand ewig lebt und die Stellen dennoch besetzt werden müssen wenn jemand nicht mehr vorhanden ist. Da hat man dann sogar eher Vorteile wenn man schon lange dabei ist, ein Vertrauensverhältnis bereits besteht und man auch die Arbeit der Person kennt. Das ist dann wesentlich einfacher mit einem Aufstieg als wenn sich jemand komplett fremdes von extern bewirbt und direkt in die Geschäftsführung möchte. Denn dann muss auch erst geprüft werden, ob die Interessen in die gleiche Richtung gehen oder sich grundsätzlich unterscheiden.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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