Aufgrund von Sentimentalität Probleme beim Aussortieren?
Ich mag es ganz gerne, immer wieder bei mir auszusortieren und alte Sachen, die ich nicht mehr nutze oder trage wegzuwerfen oder sie weiterzugeben. Dabei handelt es sich nicht nur um Kleidung, sondern auch alte Unterlagen und irgendwelchen anderen Kram. Mir ist allerdings aufgefallen, dass es mir oft schwer fällt, Sachen wegzutun, auch wenn ich weiß, dass ich sie nicht mehr nutzen werde oder nicht mehr trage.
Aber gerade dann, wenn ich die Sachen früher oft genutzt habe, hängen ja doch sehr viele Erinnerungen dran und ich werde dann auch immer etwas sentimental. Mich nervt das aber, da ich mich so wirklich schwer trennen kann, wobei ich die Sachen ja andererseits nicht mehr haben will. Kennt ihr das auch? Kann man da etwas dagegen tun?
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass man da großartig etwas tun könnte. Ich beobachte schon seit längerem Menschen, die sich nur schwer von etwas trennen können und stelle immer wieder fest, dass sämtliche Strategien fehlschlagen und die einfach nicht aus ihrem Verhaltensmuster ausbrechen können. Ob es da aber eine Charakterfrage ist, der Wille oder die Disziplin fehlt, kann ich aber nicht sagen. Ich sehe nur das regelmäßige und große Scheitern.
Das klingt bei dir aber so, als wäre es generell falsch, Dinge aufzubewahren und generell richtig, alles, was man nicht unbedingt dringend benötigt, wegzuwerfen. Das sehe ich nicht so. Wem tut es denn weh, wenn man Gegenstände behält, auch wenn sie keinen Nutzen haben, aber man hängt eben emotional daran? Vielleicht ein Spielzeug aus der Kindheit oder etwas was einem ein Verwandter geschenkt hat, der inzwischen nicht mehr lebt. Wem schadet es, das zu behalten und warum soll es falsch oder schlecht sein, das nicht wegzuwerfen?
Klar, man sollte nicht vermüllen, aber grundsätzlich finde ich nichts Schlimmes daran, Gegenständen gegenüber eine Sentimentalität zu haben und diese daher zu bewahren. Warum denn nicht? Nur weil Minimalismus gerade Trend ist? Na und? Muss man jedem Trend nachlaufen?
Ein Problem ist das doch nur, wenn du es selber als Problem empfindest. Wenn du vor deinem voll gestopften Kleiderschrank stehst und "nichts zum anziehen" hast ist das ein Problem. Dann versperrt dir der unnütze Kram, von dem du dich nicht trennen kannst, ganz eindeutig den Blick auf die Sachen, die du tragen könntest.
Wenn du aber einen Dachboden hast und dort dein Abschlussballkleid und die jetzt zu enge Hose vom ersten Date und den Pelzmantel von der Oma einlagern kannst dann ist es natürlich kein Problem, wenn du diese sentimentalen Dinge behalten möchtest. Sie behindern dich dann ja in deinem Alltag nicht.
Ich selber habe noch nie eine sentimentale Beziehung zu Dingen gehabt. Ich habe auch noch nie verstanden, warum Menschen Autos und anderen Gegenständen Namen geben. Aber ich habe schon von Menschen gelesen, die Fotos von den unnützen Dingen gemacht haben, von denen sie sich nach langem Ringen getrennt haben. Die haben dann irgendwann festgestellt, dass sie sich die Fotos kein einziges Mal angeschaut haben, weil die Erinnerung eben nicht in den Dingen steckt sondern in ihrem Kopf.
Natürlich gibt es auch zahlreiche Ratgeber zu dem Thema, aber die widersprechen sich zum Teil sehr stark. Die eine rät dazu sich radikal und sofort von allem zu trennen, an dem man keinen Spaß mehr hat, der andere rät dazu sich von einem Teil pro Tag zu trennen. Ich glaube im Endeffekt muss jeder selber für sich herausfinden, wie er sein zu viel an Konsum und Besitz in den Griff bekommt.
Ich kenne das von mir auch, aber eigentlich merke ich dann doch, dass es mir gut tut, auch mal auszumisten und ungenutzte Dinge auszusortieren. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf ist es dann auch so, dass es mir doch leichter fällt, mich von Dingen zu trennen, auch wenn ich Erinnerungen mit diesen Dingen verbinde. Aber ich denke auch, dass jeder seinen Weg finden muss und es nicht nur einen Weg gibt, wie man es schafft, sich auch von Dingen zu trennen, an denen Erinnerungen hängen, die man nicht vergessen möchte.
Früher hätte ich den ersten Beitrag bzw. das hier geschilderte Problem, Dinge nicht aussortieren zu wollen, weil man zu sentimental ist, auch als meine größte Achillesferse bezeichnet. Mittlerweile hat sich das etwas geändert und ich erachte den Bestand meiner Kleidung und meines Keller als etwas viel, was mal adressiert gehört. Bei Kleidung ist für mich angesichts der Entwicklungen in der Bekleidungsbranche immer der Gedanke vorrangig, ob man das überhaupt nochmal in dieser Qualität bekommt. Was man die letzten Monate und Jahre in den Geschäften sieht, ist ja stofflich und qualitativ gruselig. Da fällt es mir schwer, solide Qualität auszusortieren, nur weil ich gerade nicht reinpasse.
Aber wenn es um Sentimentalität geht, hat mir am meisten geholfen, von größeren Sammlungen oder Dingen, die viel Platz wegnehmen, bestimmte Einzelteile zu behalten. Woran erinnert dich der Gegenstand? Und warum willst du ihn überhaupt loswerden? Dafür gibt es ja, wie schon erwähnt wurde, Keller und Dachböden. Wenn man also aber doch das Gefühl hat, zu viel zu haben und etwas aussortieren zu müssen, kann es sinnvoll sein, zu überlegen, ob man mehrere Dinge hat, die einen an den Menschen oder die Sache erinnern.
Und wenn dem so ist, ist es leichter, das Schönste oder Prägnanteste auszuwählen und den Rest wegzutun. Wenn man das unbedingt möchte. Ich bin nämlich auch der Meinung, dass das ein Modetrend ist, der irgendwann wieder rückläufig sein wird bzw. schon dabei ist, auf dem Rückmarsch zu sein. Und gerade die Erinnerungssachen sind dann im schlimmsten Fall unwiederbringlich verloren.
Ich habe selbst ein großen Problem davon, mich von Dingen zu trennen finde es aber unheimlich erdrückend, so viel zu besitzen. Vor allem Dinge zu sammeln, für die ich eigentlich keine Verwendung habe und in Zukunft auch nicht haben werde. Es ist mühselig, so viel Zeug um sich herum zu haben. Der einzige Ausweg ist nun einmal, dass man sich davon trennt.
Mir fällt es immer wesentlich leichter mich davon zu trennen, wenn ich noch etwas dafür bekomme. Klar ist Geld schön, aber auch Menschen, die über das Geschenkte glücklich sind, sind bereichernd. Und manche können nun einmal mehr damit anfangen, als ich in dem Moment.
Ich sortiere gerade aus und wichtig bei der Entscheidung, ob etwas wirklich bleiben darf ist am Ende nur, ob ich es regelmäßig nutze. Ist das nicht der Fall, dann muss es weg. Und machen wir uns nichts vor: klar verbinde ich mit jedem Teil davon irgendwas. Ich werde trotzdem nicht mehr in das gelbe Kleid passen, worin ich meinen Mann kennenlernte. Machen wir uns nichts vor: Kleidergröße 34 ist passé.
Und meine kaputte Kaffeemaschine, die in der Kammer steht, weil man ja noch irgendein Teil verwenden könnte, wird auch nie mehr zum Einsatz kommen. Weder repariert sie sich auf wundersame Weise selbst, noch schenkt mir jemand das gleiche Modell, sodass wir die Ersatzteile nutzen können. Also weg damit. Müll ist sicherlich zu schade, aber ein "verschenken" auf ebay macht vielleicht wirklich jemanden glücklich.
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