Aufforderungen nicht als Frage formulieren sinnvoller?
Um erfolgreich bei dem zu sein, was man durchsetzen möchte, sollte man Aufforderungen nicht als Frage formulieren, sondern tatsächlich als Aufforderung. Statt den Partner also zu fragen, ob er so nett sein könnte, den Müll runterzubringen, soll man das direkt als Aufforderung formulieren. Dieses Prinzip hatte ich damals in meinem Lehramtsstudium gelernt und gerade bei Kindern ist es auch wirklich wichtig, diesem nachzugehen. Damit hatte ich in diesem Zusammenhang auch nur positive Erfahrungen gemacht.
Mein Partner oder meine Freunde sind allerdings keine Kinder mehr und da sehe ich generell nur wenig Sinn darin, konkrete Aufforderungen zu machen. Warum auch? Das ist bei mir in der Regel nicht nötig. Und wenn ich meinen Partner um etwas bitten will, dann formuliere ich diese Bitten durchaus auch als Fragen. Wie handhabt ihr denn das?
Ich würde es echt unhöflich finden, wenn mich mein Mann nicht mehr fragen würde, sondern mir nur noch Ansagen machen würde. Sicherlich kommt es da auch auf den Ton an, aber persönlich finde ich ein "Könntest du bitte" lieber als ein "Mach das jetzt!" Deswegen würde ich auch meine Kinder nicht anmeckern etwas zu tun, sondern immer erstmal höflich fragen. Wenn es dann nichts wird kommt die Aufforderung, aber ich würde nicht zuerst auffordern. Fragen ist schon netter und höflicher. Funktioniert auch bei Kindern gut.
Hm, die Formulierung in Frageform ist eine Höflichkeitsormulierung, die eigentlich meiner Ansicht nach in fast allen Fällen besser geeignet ist als eine direkte Aufforderung. Letztere kommt meiner Ansicht nach meistens zu sehr als Befehl an, selbst wenn man ein "bitte" dran hängt. Vielleicht ist es tatsächlich im Umgang mit Kindern zielführender, die Aufforderungen direkt zu formulieren, aber im Umgang zwischen Erwachsenen halte ich das meistens nicht für angebracht, solange man nicht beim Militär ist.
Ich weiß ja nicht, wie doof anderer Leute Partner so sind, aber ich finde auch in einer Beziehung Höflichkeitsformen durchaus angemessen. Bei Kindern sehe ich es ja noch ein: Wenn man einen Fünfjährigen fragt, ob er nicht sein Spielzeug aufräumen möchte, steht man doof da, wenn der Kleine "Nein" sagt. Aber Erwachsene haben doch im Regelfall die ungeschriebenen Spielregeln im Umgang untereinander verinnerlicht und verstehen eine höfliche Frage durchaus auch als Aufforderung.
Mein Chef fragt auch üblicherweise, ob ich "Zeit hätte" oder dieses oder jenes "bei Gelegenheit" erledigen könnte. Und ich bin sozial wahrhaftig nicht sehr gewandt, aber sogar mir ist klar, dass damit "bitte heute noch" gemeint ist. Und in der Beziehung muss ich mich glücklicherweise nur sehr selten aktiv "durchsetzen" und klar machen, dass es mir mit einem Anliegen wirklich ernst ist. Maximal kann es passieren, dass ich im geschäftlichen Verkehr eine "direkte Aufforderung" verwende, wenn etwa der Steuerberater nicht in die Puschen kommt, und selbst da hänge ich noch ein Bitte oder einen Konjunktiv an. Die Leute verstehen das schon richtig.
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